Sonnabend, der 10.6. Ein Sohn hat den Garten am Abend mit seinen Freunden genutzt, es ist jetzt das Alter, in dem man Party-Locations sucht. Die Herzdame hat ein bemerkenswertes Foto der Szene gemacht, bevor sie dort nicht weiter gestört und die Bühne verlassen hat. Zumindest auf dem Smartphone sieht das Bild aus, als sei es aus einem Fotobuch, aus einem Coffeetablebook über das Nachtleben in Schrebergärten vielleicht.
Am Nachmittag des nächsten Tages, nach dem die Jugend alles wieder aufgeräumt und verstaut hat, sitze ich tippend in der Laube. Die Herzdame liegt wieder in der Hollywoodschaukel, es ist gerade unser bevorzugtes Arrangement für ein, zwei gelungene, ruhige Stunden. Zwischen uns steht die Magnolie, die seltsamerweise in diesem Jahr viel dichter belaubt ist als sonst, üppiger grün, vielleicht mag sie Trockenheit. In der Magnolie hängt ein Drahtkorb für Meisenbälle, einer ist noch darin. Aus dem Magnolienlaub kommen zwei Ärmchen und strecken sich nach unten. Das Eichhörnchen turnt mit dem Kopf nach unten zum Ball. Es sieht prüfend erst kurz nach rechts zur Herzdame und dann nach durch die offene Tür zu mir in die Laube, dann fängt es unbeirrt an zu fressen. Es knabbert mit großer Hingabe und in aller Ruhe. Der Meisenknödel geht dabei weg wie nix, beste Verpflegung wieder im Garten der Buddenbohms. Die ganze Zeit hängt das Tier dabei mit dem Kopf nach unten, in einer Haltung, in der Sie und ich eher nicht entspannt essen würden, nehme ich an. Nicht einmal meinem Lieblingsgericht würde ich mich freiwillig so nähern. Aber was ist überhaupt mein Lieblingsgericht. Egal, das führt zu weit.
Das Tier streckt sich jedenfalls dabei immer weiter, wie es sich streckt! Ich kann gar nicht in Ruhe weiterschreiben, ich muss die ganze Zeit dahin sehen. Es hat bereits etwa doppelte Eichhörnchenlänge in dieser Haltung, wenn nicht schon mehr, es sieht mindestens wieselhaft gedehnt aus. Wie weit sind denn diese Tiere ausfahrbar, das sieht man ihnen überhaupt nicht an, wenn sie zusammengekauert auf einem Ast sitzen. Eine Meise fliegt an, setzt sich auf einen Pfahl vor dem Baum und guckt indigniert. „Meisenball“, wird sie denken, „da sagt doch der Name schon alles! Mei-sen-ball!“ Wütendes Zwitschern, jede Silbe betont der Vogel. Das Eichhörnchen ignoriert das allerdings routiniert, es ist mit bösen Meisenblicken durchaus nicht zu beeindrucken. Es frisst in großer Ruhe erst einmal alles auf. Dann turnt es gemächlich und mit sichtlich vollem Bauch am Stamm der Magnolie hinunter ins Gras und kümmert sich auch noch um die heruntergefallenen Krümel. Aufräumen nach dem Essen, das gilt hier nicht nur für unsere Söhne, das gilt auch für andere Gartengäste. Allerdings wirkt das Eichhörnchen dabei deutlich bemühter als so manch anderer, wie ich als Freund der gepflegten Haushaltung sehe.
Dann hüpft es über den Rasen in Richtung Weide. Es kommt dicht am bloßen Fuß der Herzdame vorbei, der über dem grüngelben Gras schlenkert, es würdigt sie aber keines Blickes. Es ist wohl okay, dass wir da sind, aber mit uns reden muss es nun auch nicht, bloß nichts übertreiben. „Schönen Abend noch“, sage ich, und es dreht sich immerhin kurz um zu mir. Und das ist schon viel in diesen Kreisen.
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Dieses Foto „vor der Party“ war meine heutige Morgenfreude.
Es drückt sich darin sehr viel mehr aus als instagramische Ästhetik – es zeigt die Buddenbohmsche Familienliebe.
Ein Wohlgefühl, das den Söhnen für immer bleiben wird.
Lieblingsessen: Schwärmten Sie nicht vor einiger Zeit von gebackenem Feta mit Honig, Rosmarin und Nüssen?
Ob es nun der All-Time-Favourite ist, vermag ich nicht zu sagen, aber es könnte zumindest mit unter Ihre Top 10… oder so.