Montag, der 17. Jul, in Nordostwestfalen. Die Herzdame arbeitet dank Home-Office-Möglichkeit von hier aus, ich dagegen nur so halb, also immerhin nicht in meinem Brotjob, sondern nur in den beiden Kuchenjobs, das ist auch entspannt, wenn es schon kein hundertprozentiger Urlaub ist. Vorsicht bei der Berufswahl!
In den Nachrichten wieder die Hitzemeldungen, aber wo wir sind, da ist gerade alles erträglich. Etwas Regen und viel Wind, man muss sich darüber freuen, und ich freue mich tatsächlich, denn Hitze ist mir das Schlimmste. Ich prüfe den Wetterbericht für die demnächst anstehende Reise in noch südlichere Gegenden, es sieht auch dort nach Regen aus, nach Gewittern. Ein, zwei Stunden Regen am Tag, das würde ich gut finden, glaube ich. Der Rest der Familie aber sieht das anders, etwas konventioneller sozusagen.
Ich sehe auf meinen Spaziergängen durch die Gegend hier mehr Greifvögel und mehr Störche als sonst, über jedem Acker und über jedem Stoppelfeld kreist diesmal ein großer Vogel, manchmal auch mehrere, einmal sogar eine Eule. Das ist meine erste Sichtung dieser Art hier, ich kann aber leider keine der Arten genauer bestimmen, ich habe zu wenig Greifvogelerfahrung. Es sind auch nicht nur ein paar mehr Greifvögel als sonst, denke ich nach einer Weile, es sind viel mehr Greifvögel, und auch das kann ich mir wieder nicht erklären. Aber was versteht man schon von Natur-´- zu wenig, immer viel zu wenig.
Die Gartenbesitzerinnen und Gärtnerinnen im Ort winken im Smalltalk ab, wenn es um die Erträge in diesem Jahr geht, um die Früchte: „Alles viel zu trocken.“ Und es ändert nichts, dass es gerade regnet, während wir reden.
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Ich habe überlegt, welches Hörbuch wohl hinter Golo Manns Nazistaat passen könnte, und es gibt einen Roman, der tatsächlich direkt anschließt: Der Alpdruck von Hans Fallada, gelesen von Ulrich Noethen. Das Buch beginnt mit einem betont resignativen Vorwort, es wird die Apathie der Nachkriegszeit beschrieben, hier gemeint direkt im Jahr 1945. Es ist eine Apathie, die etwa bei Golo Mann überhaupt nicht vorkommt, er hat in seinen Analysen mehr auf die Bewegungen nach vorne geachtet, auf den geschichtlichen Pfeil Richtung Gegenwart. Auch so etwas ist bemerkenswert. Wie verschieden wahrgenommen wurde und wird, es wird für unsere Zeit auch gelten.
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Gesehen: Diese Doku über Milan Kundera auf arte. Auch darin kommt wieder viel Nachkriegszeit vor, diesmal in der tschechischen Ausprägung.
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Zur Greifvogel-Schwemme mögen die Stoppelfelder die Erklärung sein. Direkt nach der Mahd wird der Einfachheit halber wohl gerne auf diesen Flächen gejagt. Greifvögel sind ja auch nur Opportunisten. ;o)