Eine Dankespostkarte

Rückseite

Ich habe, wie fast immer leider stark verspätet, pardon, zu danken für mehrere zugesandte Puzzles, für eine rettende Espressokanne für die Laube, für ein erhellendes Gartenbuch und für eine besonders kräftige Astschere.

Ich habe außerdem wieder zu danken für jeden eingeworfenen Geldbetrag, ob groß oder klein, ob per Paypal oder per Überweisung, und zwar habe ich diesmal sogar ganz besonders zu danken, denn wir haben eine Premiere zu vermelden. Diesen Urlaub, den ich hier in den Artikeln vor und nach diesem gerade in Tagesfolgen schildere, den haben die Leserinnen dieses Blogs nämlich diesmal komplett bezahlt. Das gab es so bisher noch nicht und die Freude darüber ist nicht eben gering. Wir haben die Hutgelder eine ganze Weile angespart und es kam dann knapp hin, ist es denn zu fassen, wie außerordentlich nett von Ihnen.

Ich danke also auch im Namen der Herzdame und der Söhne, das war insgesamt wahrlich keine geringe Gabe. wir wissen das sehr zu schätzen und sparen ab sofort wieder neu an für weitere Abenteuer und Fahrten.

Ganz herzlichen Dank!

Vorderseite

Ich schildere Ihnen ein Bild von Fahrt nach München, aus dem ICE. Ich saß da mit Blick auf eine der Zwischentüren, es war eine dieser Türen, die automatisch aufgehen, allerdings tun sie das nur, wenn man weiß, was man dafür tun muss. Sie haben einen Bewegungsmelder an der oberen Leiste, und abgesehen von den wenigen Menschen, die so groß sind, dass ihr Kopf ohne weitere Verrenkungen diesen Melder betätigt, müssen alle anderen mit der Hand da oben etwas herumwedeln, um den Sesamöfffnedich-Effekt auszulösen. Allerdings weiß das so gut wie niemand, wie ich stundenlang beobachten konnte, denn ich saß so, wie sich ein Psychologe setzen würde, der die Szene als Versuchsanordnung vor sich haben möchte. Ich hatte den besten Blick auf scheiternde Menschen, wobei ich aufgrund der Häufigkeit des Scheiterns allerdings auch nicht ausschließen will, dass die Tür etwas klemmte.

Es geht mir hier nur um einen bestimmten Menschen für das Postkartenbild, aber ich möchte ein paar andere ebenfalls erwähnen, da es doch eine Art Typenlehre ergibt. Es gibt etwa Menschen, die an so einer Tür abprallen und sofort, ohne weiteres Bedenken, umkehren. Hier ist zu, hier geht es nicht durch, okay, Abmarsch. Es gibt andere, die an der Tür ruckeln und zerren und ziehen, mit sichtbarer Aggression, ich will hier durch, ich will hier jetzt durch, sofort, muss ich erst treten oder was. Es gibt solche, die mit den Händen geduldig und fast wie technisch interessiert den Rahmen der Tür entlangfahren, ob da irgendwo nicht irgendwas etwas auslöst. Eine Variante davon war ein sportlicher Bewegungsablauf, der Turnübung des Hampelmanns nicht unähnlich, einmal alle Gliedmaßen im Raum verstreuen, viel hilft viel. Es gibt auch die, welche kurz an der Tür scheitern und dann schlau zur Seite treten und warten, ob nicht bald jemand anderes kommt, der weiß, wie es geht. Es gibt Kinder, die keine Chance haben, weil sie da oben kategorisch nicht ankommen, Kinder, die geschlossene Türen in der Regel aber tapfer hinnehmen, vermutlich, weil sie sie gewohnt sind, so ist es eben in der Kindheit. Es gab ein Kind, ein kleines Mädchen, dass in den ganzen sieben Stunden der Fahrt der einzige Mensch war, der das tat, was eigentlich naheliegend war, nämlich andere zu fragen, wie es da durchkommen kann. „Machst du mir bitte die Tür auf?“ Eine kleine Hand an einem fremden Ärmel, der Zauber der sozialen Interaktion. Allzu gut sind wir in der Gesamtheit darin nicht mehr, wenn ich die Szenen da als Hinweis nehmen möchte.

Und es gab, darum geht es mir eigentlich, diesen einen Reisenden, der zwei Koffer hinter sich herzog und sehr müde aussah, vielleicht auch genervt von allem, vom Reisetag oder von der Woche, vom Monat, von wer weiß wie langer Zeit. Er hatte so etwas im Gesicht, das ihn gleich als Hauptfigur für einen Roman über gebrochene oder mindestens angeschlagene Typen qualifiziert hat. Er hob eine Hand zur Tür und drückte etwas dagegen. Die Tür ging nicht auf, natürlich ging sie nicht auf. Er blieb stehen, er sah die Tür eine Weile an, ausdruckslos. Dann lehnte er seine Stirn an das Glas der Tür und blieb einfach so stehen. Er hatte genau an dieser Stelle, genau in diesem Moment genug von allem und überhaupt keine Lust mehr, sich noch irgendwie Mühe zu geben. Jetzt nicht mehr, hier nicht mehr. Er ließ die Koffer los und die Schultern sinken. Er blieb so stehen, bis jemand kam, der ihm die Tür aufmachte, er nahm dann erst die Koffer wieder und ging seufzend weiter.

Ein Bild der Urlaubsreife könnte es gewesen sein, aber wir können es nicht genau wissen. Ich fühlte jedenfalls mit diesem Mann an der Tür, wie er dort kurz stand und nicht mehr wollte oder konnte, ich fühlte deutlich mit ihm. Etwas zu sehr vielleicht.

Ein Urlaubseinstiegsbild, es blieb mir in Erinnerung.

***

Sie können hier Geld in den allerdings nur virtuell vorhandenen Hut werfen, ganz herzlichen Dank! Sollten Sie den konventionellen Weg bevorzugen und lieber ganz klassisch etwas überweisen wollen, das geht auch, die Daten dazu finden Sie hier. Wer mehr für Dinge ist, es gibt auch einen Wunschzettel. Merci!

2 Kommentare

  1. Eine Zeit lang konnte man die Lichtschranke auch mit einem kleinen Knopf oben am Rahmen ausschalten. Das aber wäre gemein gewesen und deswegen habe ich nie ausprobiert, ob das auch stimmt.

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