Unentwirrbarer Alltag

Montag, der 28. August. Am Sonntagnachmittag der erste Spaziergang nach dem für mich stets fürchterlichem Hochsommer bei endlich wieder akzeptabler Außentemperatur, bei 19 Grad. Ich gehe durch die Hafencity, in der schon wieder neue Gebäude wachsen. Ich finde dort nichts schön, ich finde nur alles sehr urban, ordentlich aufgestapelt und immerhin gut temperiert, aber auch das ist nicht nichts. Es gibt schlimmere Gegenden in dieser Stadt und es ist immerhin verlässlich menschenleer dort am Hafen, zwischen den Neubauten und Baustellen. Ich gehe daher eher beschwingt und genießend, geradezu federnd. Es ist mir eine große, eine wirklich große Freude, wenn ich Ende August draußen wieder atmen kann. Ich atme ab und zu ganz gerne.

Blick über einen Elbeseitenarm und die Hafencity an den Ufern

Menschen sitzen auf Bänken in der Hafencizy, neue Gebäude, Kräne am Horizont

Und ich weiß, es ist noch deutlich zu früh, aber ich rüste, kaum dass ich wieder zuhause bin, im Übermut meinen Kleiderschrank schon auf Herbst um. Ich finde es immer belebend, im Kleiderschrank die Saison zu wechseln. Wobei ich gar nicht so viel Kleidung besitze, dass es da viel zu wechseln gäbe, aber hinterher liegt dann jedenfalls alles immer sehr ordentlich, adrett und Naht auf Naht, ich liebe das. Dem inneren Spießer Raum geben, und sei es nur in einem Schrank.

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12 Grad am Montagmorgen, es ist zu und zu schön. Auf dem Land wäre es jetzt sicher noch ein wenig besser, mit etwas verwehendem Nebel über den Weiden und Gräben, mit zwei, drei Rehen am Waldrand und dunklen, reifen, taubenetzten Brombeeren am Weg, aber gut, man kann nicht alles haben. Und ich habe hier immerhin die Ringeltauben im Holunder auf dem Spielplatz unten, die Meisen in der Mirabelle daneben und die segelnden Möwen hoch über der Kirche. Na gut, und den lallenden Betrunkenen an der Straßenecke, den habe ich unweigerlich auch im Bild.

Am gestrigen Abend The Kominsky Method weitergesehen, während die Herzdame wieder zum Tanzen aus war. Die Serie wird allerdings in der dritten Staffel ohne Alan Larkin nicht besser. Aber nun mache ich es, wie die Herzdame es machen würde, ich gucke stoisch fertig. Auch hier ein späteres Update: Die Serie endet ausgesprochen nett und ich merke, mit so etwas rechne ich gar nicht. Wie überaus konventionell, eine Art Happy-End. Auch mal schön.

Ich habe beim Kochen (Lohikeittto) einen Historien-Podcast gehört, in dem es um einen Vorfall ging, den ich gründlich vergessen hatte, den Abschuss eines südkoreanischen Flugzeugs durch die Sowjetunion im Jahr 1983. Interessant darin die wiedergegebene Rede von Ronald Reagan, allein schon sein Tonfall – es fällt einem doch wieder ein, was man geschichtlich bereits alles mitgemacht und erfolgreich wieder verdrängt hat. Interessant aber auch der Zusammenhang des Vorfalls mit der allgemeinen Einführung von GPS, das war mir nicht klar.

Ansonsten unentwirrbarer Alltag, um Effizienz bemühtes Herumgewusel und nagende Unzufriedenheit mit fortschreitenden Verstrickungen, auch Staunen über neue Knoten und Schlingen im Gewirr der To-Do-Fäden.

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Auf den Wegen weiter den Lenz gehört, „Der Überläufer“, Burghart Klaußner liest das hervorragend, man ist sehr in den Szenen.

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