Neues von St. Florian

Sonntag, der 17. September. Ich hänge durch Helgoland wieder etwas zurück, das gibt sich in Kürze. Am Morgen gelesen: Der Bürger am Ende der Welt. Und dann auch noch Lars Fischer über die aktuelle Lage an der Virenfront, die Updates von ihm sind immer lesenswert.

Gesehen: Diese Doku über Simon & Garfunkel auf arte, die, so nehme ich an, besonders auch für Menschen interessant ist, die selbst Musik und Aufnahmen machen. Sehr abgefahrene Erzählungen zu den alten Produktionen, die man dann hinterher auch gleich noch einmal hören kann, versteht sich, und so kommt man dann auch zu ausgefüllter Freizeit.

Zu einem der Themen, die hier öfter vorkommen, gibt es ein Update, nämlich zur sozialen Lage am Hauptbahnhof um die Ecke. Ich hoffe, ich liege da nicht richtig, aber die Motive der Behörden kommen mir doch arg vorgeschoben vor und ich nehme an, man will die Menschen, die da als Problem empfunden werden, schlicht loswerden, in andere Gegenden verdrängen, wozu also auch gehört, sie nicht mit Verteilaktionen zum Bleiben zu bewegen oder gar dorthin zu „locken“, so wird es wohl sein. Es löst, wie man sich unschwer denken, kann, exakt gar kein Problem. Und dass bei den Verteilaktionen vermüllte Standorte zurückbleiben, das habe ich noch nicht beobachtet. Aber ich komme da auch nicht so oft vorbei, nur etwa drei- bis viermal täglich.

Der Bahnhof ist eben einer der Punkte auf dem Stadtplan, an denen man es sieht, was man weder sehen möchte noch aus wirtschaftlichen Gründen überhaupt sehen soll, schon gar nicht als Tourist in dieser Stadt, die so gerne „die schönste Stadt“ genannt wird: Das Elend in dieser Gesellschaft ist erheblich größer als es sich jene Menschen gemeinhin vorstellen, die solche Punkte auf dem Stadtplan nicht auf ihren täglichen Wegen haben. Dramatisch viel größer ist es, unfassbar groß, und wenn ich hier oft schreibe, dass ich regelmäßig Szenen sehe, die an Charles Dickens erinnern, dann meine ich das wörtlicher, als es vielleicht klingt. Es ist nicht übertrieben, und es ist nur der Zufall der Wohnlage, dass ich es dauernd sehe und Sie vielleicht so gut wie nie.

Aber ich wollte mich ja nicht mehr aufregen, ich war doch im Empörungsfasten. Woher sind nur wieder diese Bissspuren im Schreibtisch.

***

Gesehen: Mystery Train, es läuft gerade auf arte, auch anderes von Jim Jarmusch gibt es da. Ich habe also noch mehr vor, danach kommt dannn gleich Night on earth. Ich stelle übrigens wieder fest, dass ich mit arte fast jederzeit voll ausgelastet bin, das Programm dort trifft einfach oft meinen Geschmack. Ich finde so viel Brauchbares, ich schaffe dann jedenfalls kein Netflix oder anderes mehr. Man will ja ab und zu auch noch was lesen, ne.

Gelesen: Weiter in „Süßer Ernst“ von A.L. Kennedy, für das ich offensichtlich erstaunlich lange brauche, was daran liegt, dass mir so viel einfällt, beim Lesen. Es sind viele Stellen drin, die mir einigermaßen blognah vorkommen, seltsam vertraut wirkende Alltagsbeobachtungen, Straßenszenen, Bahnhofsvorkommnisse, ich finde das sehr anregend und schweife gedanklich permanent ab, weil ich beim Lesen gleichzeitig schreibe, also zumindest im Geiste. Ein auf ungewohnte Art schwieriges Buch für mich.

***

Sie können hier Geld in den allerdings nur virtuell vorhandenen Hut werfen, herzlichen Dank! Sollten Sie den konventionellen Weg bevorzugen und lieber klassisch etwas überweisen wollen, das geht auch, die Daten dazu finden Sie hier. Wer mehr für Dinge ist, es gibt auch einen Wunschzettel.

3 Kommentare

  1. Ich hätte gerade beinahe geweint, als ich den Beitrag von der beinahe verhinderten Verteilaktion an ihrem schönen Hauptbahnhof gesehen habe. Mich beelendet vor allem die Kaltschnäuzigkeit, mit der da argumentiert wird und ich bewundere die Gefasstheit der Helferinnen und Gäste.
    Danke für den Hinweis.

  2. Ähnlich hier. Norddeutsche Kleinstadt. Ein gerade stattgefundener Info- und Mitmachtag für die sog. Bürger befasste sich mit der Umgestaltung und Aufhübschung der Innenstadt. So empfundene Problemstraßen und -ecken bleiben außen vor. Allenfalls wird da eher noch etwas entfernt oder es werden diese Parkbänke errichtet, auf denen man nicht liegen kann (Bügel verhindern dies). Die „Tafel“ ist weit raus fast ins nächste Dorf gezogen.
    Besser die Augen verschließen. Nicht, dass der Dreck noch hereinkommt. Nicht stören lassen im täglichen Kleinklein. Oder beim xten verkaufsoffenen Sonntag, diesdasjenes Fest.
    Es ist zum Heulen, wie wenig menschlich das alles ist. Darum werde ich morgen wieder Ausschau nach Peter halten. Wenn ich Glück habe, trinken wir einen Kaffee zusammen. Die 2€ sind gut angelegt. Manchmal essen wir auch noch ein süßes Teilchen. Peter ist Landstreicher – hätte meine Oma gesagt. Ist mir egal. Peter kennt die besten Geschichten vor dem bürokratischen Bürotag.

Schreib einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Time limit exceeded. Please complete the captcha once again.