Zwischen Böll und Brecht die Demo

Freitag, der 3. November Gestern am Abend noch weiter in Stefan Zweigs Tagebuch gelesen. Seine Notate zum Kriegsverlauf klingen 1915 etwas atemlos nach Sportberichterstattung, was ich nicht als Kritik meine, natürlich nicht, sondern nur als Feststellung, dass es den Menschen damals auf die denkbar schlechteste, grauenvollste Art auch so vorgekommen sein wird. Immer wieder die Gerüchte und dann das bange Warten auf die Sonderausgaben der Zeitungen, denen auch nur bedingt zu trauen war. Ich glaube, ich kann es mir noch halbwegs vorstellen, meine Söhne allerdings werden es kaum noch können, sie sind ja nicht einmal mehr mit den gewöhnlichen Ausgaben von Zeitungen vertraut. Tempi passati.

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Dann Brahms gehört, Deutsches Requiem. Gut gefunden, aber doch dabei eingeschlafen.

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Im Spam-Ordner sehe ich nun wieder mehr zur spanischen Weihnachtslotterie, so schreitet das Jahr voran.

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Am Nachmittag in der Bücherei. Ich habe allerdings keine Ahnung, was ich eigentlich möchte, ich gehe da nur so zwischen den Regalen herum, entdecke die Möglichkeiten und mag, dass es hier eine so große Bücherei gibt. Bei den Romanen einfach einmal bei A anfangen und nachsehen, was dort so alles herumsteht. Es beginnt mit Aaron, ich habe den Vornamen vergessen, pardon. Zwischen Böll (viele Bände) und Brecht (noch viel mehr Bände) von draußen wieder die Geräusche einer Demoauflösung, vermutlich die geplanten Proteste nach den Freitagsgebeten. Es klingt ein wenig nach Krawall, nur kurz, bei Döblin ist schon alles wieder still. Aber wieder das Blaulicht überall, es ist das Kennzeichen dieser Wochen in der Stadtmitte, und es wird sich heute noch über Stunden hinziehen, alle paar Minuten flackert es auf. Immer wieder auch die unverständlichen Lautsprecherdurchsagen aus Richtung des Bahnhofs, dann Musik, dann auf einmal erstaunliche Stille, sogar ohne Verkehrsgeräusche, dann wieder Krach, über uns ein Hubschrauber. Auf dem Hin- und Rückweg mittlerweile ganz selbstverständlich überall die Polizeitruppen, um den Bahnhof herum, im Bahnhof, man geht da so durch.

Am nächsten Tag werde ich es alles wieder nachlesen können. Grundsätzlich, so sah ich gestern, bleiben propalästinensische Demonstrationen erst einmal weiterhin verboten, es wird mit der Gefahrenlage begründet.

Im Bild heute etwas Liebe, sie scheint doch weiträumig zu fehlen. An dieser Mauer bei uns um die Ecke aber , da ist noch etwas.

Der weiße Schriftzug Love an der roten Backsteinmauer einer Kirche, davor Herbstlaub auf dem Boden

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