Die Fülle, die Leere

Auch der Montag beginnt piwarm, dazu regnet es immer weiter, après nous, le déluge, und es scheint schon loszugehen. Gut, wenn man für die Zeit am Abend genug Bücher, Hörbücher und auch leere Notizbücher vorrätig hat. Der Füller von Faber-Castell übrigens, das ist immer noch keine bezahlte Werbung, der hier neulich als Geschenk ankam, er ist überraschend gut, wirklich sehr gut. Ein überaus angenehmes Schreibgefühl.

Und, versteht sich, vielen Dank auch immer wieder für die Summen via Paypal etc., ich schaffe es leider nicht, die teils mitgeschickten und oft überaus freundlichen Nachrichten einzeln zu beantworten, aber ich freue mich.

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Neulich habe ich, obwohl ich doch einiges gewohnt bin, meinen Rekord an Bahnhofsfülle erlebt, der auch kaum noch zu steigern sein wird, weil es dabei nun einmal physikalische Grenzen gibt. Da war der ganze Südsteg (das ist, wenn Sie den Bahnhof vielleicht flüchtig kennen, nicht die Seite mit der großen Wandelhalle, sondern die andere) eine kompakte Masse Mensch, eine Masse von so viel Menschen, Tausenden gewiss, dass sie sich nicht mehr bewegte, dass sie für einen Moment wie ein Gesamtblock stand und stockte und man kaum noch mehr als einen Schritt machen konnte. An dem einen Ausgang dieser Passage war eine größere Polizeiaktion, an dem anderen Gott weiß was, vielleicht nur die querstehende Schlange vor dem Dönerladen im Tunnel zur Innenstadt, es ging jedenfalls nichts mehr, ein veritabler Fußgängerstau.

Für Menschen, die zu Panikreaktionen in Mengen neigen, wäre das ein überaus passender Moment für eine erinnerungswürdige Attacke gewesen, aber auch ohne solche Neigungen schien es dringend ratsam, sich vorsichtig nach Fluchtmöglichkeiten umzusehen, etwa über die Treppen runter zu den Gleisen. Es fühlte sich deutlich falsch an, dort zu sein, und da musste man nicht einmal an die allfälligen Infektionsrisiken denken und Masken zählen, wozu man aber ohnehin nur die Finger eine Hand gebraucht hätte.

Ich bin, fällt mir gerade auf, durch meine Bahnhofsspaziergänge mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit derjenige unter uns, der regelmäßig die größte Anzahl von Menschen pro Tag sieht. Dabei kontaktscheu wie ein alter Dachs, es ist schon auch eine seltsame Fügung.

Kurz darauf dann abends ein überraschend leerer Bahnhof. Es kam mir vor wie in einer Zeitmaschine, ruckartig einige Jahre zurück in die erste Hochphase der Pandemie geschaltet, Sie erinnern sich vielleicht, als die ganze Stadt auf einmal nicht mehr draußen stattfand, und ich stand einen Moment staunend – bis mir einfiel, dass es selbstverständlich am Bahnstreik lag. Man rechnete an diesem Abend kaum mit fahrenden Zügen, leere Gleise sah ich, leere Treppen und Tunnel, leere Wege. Also verhältnismäßig leer zumindest, für Hamburger Hauptbahnhofsverhältnisse. Für kleinstadt- oder dorfgewohnte Augen wäre dort immer noch Betrieb gewesen.

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Im Tagesbild der Kirchturm, der hier bereits in unzähligen Texten vorkam, mein geschätzter Nachbar. Im Moment mit leuchtendem Stern daran, wie in jedem Winter, und mit höchst attraktiven Schneerestdekostreifen. Das Bild ist schon ein paar Tage alt, merkt man daran.

Der Turm der Dreieinigkeitskirche in St. Georg bei Nacht

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Ein Kommentar

  1. Ich mag den Südsteg nicht, da ist doch immer irgendwie Stau, verursacht durch die direkten Zugänge zu den Bahnsteigen, an denen die Reisenden stehen um sich zu orientieren.

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