Es wird dieses Jahr auch nichts mehr

Eine Kleinigkeit beim morgendlichen Brötchenholen. Ich frage, ob die Brotschneidemaschine, die schon seit 14 Tagen kaputt ist, endlich wieder benutzbar ist, die Verkäuferin winkt nur ab und sagt: „Nein, und es wird dieses Jahr auch nichts mehr. Alle krank.“ Wir reden noch ein wenig darüber, dass diese Bäckerei immerhin noch regelmäßig öffnet, andere nicht mehr, denn es geht ja nun einmal nicht, ohne Leute.

Das ist nur eine Lappalie, aber es ist eine von vielen, sie spiegelt sich in zahlreichen anderen Erfahrungen, etwa in der mit einem nicht funktionierenden Gerät in einem Büro, einem Kaffeeautomaten, an dem dann typischerweise steht: „Techniker ist informiert“, so kennt man das. Neu und sehr 2023 ist, dass der Techniker, der vielleicht auch eine Technikerin ist, zwar in der Tat kommt, aber erst in vier, fünf Wochen.

Es zieht sich so durch. Das Land lahmt, hinkt und kränkelt, so fühlt es sich an, und wir verabschieden uns also nicht nur immer deutlicher von dem früheren Hocheffizienz-Image, dem wir eh lange nicht mehr gerecht wurden, wir bewegen uns vielleicht sogar schon auf das Gegenteil zu und nähern uns bei vielen Gelegenheiten einem Szenario und einer Haltung, die wir früher gerne dem Ostblock und dem globalen Süden nachgesagt haben: Hinnehmendes Abwarten in bröckelnden Kulissen.

Vielleicht auch ein Fall von ausgleichender Gerechtigkeit der Geschichte. Und wenn man es so sieht, betrachtet man es doch gleich viel gelassener.

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Am Dienstag habe ich nichts erlebt oder gefunden, dass schön gewesen wäre, wenn ich vom geschätzten Hörbuch absehe, mit dem ich jetzt durch bin. Ansonsten viel Arbeit, viel Alltag, viele Probleme. Viel Unerfreuliches. Krankmeldungen in der Familie, eigene Wehwehchen. Der Einkauf zu teuer, das Wetter mau, die Musik unpassend und nervtötend, wie lange ich auch suche. Unangenehme Termine tauchen auf, die mir den Weihnachtsurlaub zuverlässig versauen werden, es ist insgesamt ein Tag für die Tonne und ich maule abends mein Spiegelbild an, was das denn jetzt wieder gewesen sei? Hm?

Mein Spiegelbild guckt nur müde zurück und weiß es doch auch nicht. Wir winken beide ab und gehen unserer abendlichen Wege. Der meine führt schnell ins Bett.

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Im Tagesbild die Inszenierung der Hafencity als Hamburgensie, man lege dazu einfach alte Schiffe mit trauten Namen vor neue Häuser, schon wird es irgendwie maritim heimelig und man tritt am Morgen wie Hans Albers auf den Balkon seines Glaskastens, vermutlich La Paloma pfeifend.

Alte Schiffe vor neuen Bauten in der Hafencity

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3 Kommentare

  1. Seien Sie froh, dass es dieser einer Tag war. Ich hätte die letzten anderthalb Wochen mit genau dieser Stimmung und den passenden Hiobsbotschaften zum Tausch im Angebot.
    Ich mag nicht mehr. Falls jemand kurz übernehmen könnte…

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