Die Unmöglichkeit von Zwitschernotaten

Falls Sie etwas zum Aufhellen der Februarstimmung brauchen, beim WDR gibt es ein besonders liebevolles Feature über einen englischen Lokalradiosender für alte Menschen, „Angel Radio“, betrieben von ebenfalls alten, teils sehr alten Menschen und gestartet als tapferer Piratensender.

Sehr gerne gehört, 54 Minuten, nach denen man wieder etwas mehr an das Menschliche glauben möchte. Zumindest kurz.

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Der Herrr Dostoevskij wies mich auf Mastodon nach meinem letzten Text mit der Erwähnung der Herrenmode auf ein Video hin, das ich hier gerne teile: Über die Sapeurs im Kongo. Danke für den Tipp!

Hier noch eine Fotogalerie zum Thema, hier das Buch dazu, und hier ein Bericht im Weltspiegel von 2018.

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Auf dem Spielplatz unten ruft etwas monoton der Grünfink. Er löst am Morgen das Rotkehlchen ab, das schon mitten in der Nacht mit dem Gesang beginnt, etwa um halb vier. Es singt so früh, sehe ich gerade beim Nachlesen, weil es hier wohl tagsüber zu laut ist, es nutzt daher die stillsten Stunden der Nacht für seine melodiöse Angeberei, wie Sprosser oder Nachtigall. In ruhigeren Gegenden fangen die Rotkehlchen deutlich später mit den Darbietungen an. Das kenne ich, denke ich beim Lesen, ich bin auch gerne kreativ, während es noch ruhig ist, vor dem lärmenden Gewusel von Familie und Welt um mich herum.

Diese Ablösung durch den Fink kann jedenfalls musikalisch mit dem vorhergehenden Künstler nicht mithalten, was wiederum zum Beginn des Tagwerks beim Menschen passt. Es werden nun Sachen abgearbeitet, da tritt die Poesie des Gesangs etwas zurück und die eher unoriginellen Rufe des Finkenvogels passen gut in unsere Stunden der mehr oder weniger wachen Routine. Wie zwischengerufene Tastentöne klingt es manchmal, was man da von draußen hört.

Der Grünfink macht, so steht es in der Wikipedia, „jüpp“, manchmal auch „djüp-rüp-rüp“ oder auch „juÍT“. Wenn ich aber am Fenster stehe und den Vogel höre – ich könnte das nicht so aufschreiben. Ich höre das nicht so. Es besteht für mich überhaupt keine Verbindung zwischen dem gehörten Zwitschern und den Buchstaben, ich bekomme das einfach nicht zusammen, als würde mir da eine gewisse Verdrahtung im Hirn fehlen.

Wenn ich es nachlese, dann passt es manchmal recht gut. Ich kann mir das laut vorlesen und höre dann auch oft, was gemeint ist – aber selbst notieren könnte ich das so nicht, es ist mir völlig unmöglich. Auch ein Hahn etwa macht keineswegs Kikeriki für mich, nicht einmal das i in dem Wort kommt hin.

Vögel klingen für mich außerbuchstäblich, unbeschreiblich, im wahrsten Sinne des Wortes.

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Und hier noch Nils Minkmar über simulierte Privatsphäre im Großraumwagen.

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2 Kommentare

  1. Eine Produktion des Norddeutschen Rundfunks … Als Ergänzung heute Abend mal wieder Radio Days von Woody Allen gucken, oder im Kino In der Blüte des Lebens. Danke für den Link

  2. Ja, die Sapeurs stellen noch die Dappers und Sartorialisten aus den Flaneurzonen westlicher Großstädte in den Schatten. Insbesondere in einer als graugestaltetes Funktionsjackenland bekannten mitteleuropäischen Region darf man sich ermahnt fühlen.

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