Meldung aus dem Widerstand

Gewissermaßen als Nachtrag zum Text von gestern: Ich habe uns neue Tulpen für den Wohnzimmertisch besorgt, weil die traurig wirkende Halbmastsituation der weißen Blüten doch eher unansehnlich war. Die neuen Blumen, orangefarbene Tulpen, haben dann gar nicht erst ein, zwei Tage gewartet, bis sie ihre Köpfchen hängenließen, sie haben das vielmehr sofort gemacht, unverzüglich, direkt nach dem Auspacken, Anschneiden und der ersten Berührung mit dem Vasenrand, ganz so, als hätten sie eine Sollknickstelle im Stängel. Vielleicht werden die Tulpen bereits passend zur gesellschaftlichen Stimmung gezüchtet, es passt schon. Trauertulpen für triste Konsumenten.

Ansonsten ein eher belangloser Tag. Es war nicht warm genug, um wirklich schön zu sein, es war nichts interessant genug, um wirklich unterhaltsam zu sein. Fast hätte ich zum Tag „Überrasch mich!“ gesagt, aber ich bin ja nicht irre. Zumal gestern der 13., März war, der uns alle, Sie erinnern sich vielleicht noch, vor ein paar Jahren schon einmal recht gründlich überrascht hat, mit Auswirkungen bis heute.

Aber gut, das gilt vielleicht nur aus norddeutscher Perspektive, anderswo begannen Schul- und Büroschließungen etc. zu anderen Zeitpunkten, wenn ich mich recht erinnere. Anderswo denkt man an andere Jahrestage.

Immerhin aber habe ich dann im Büro noch ein Kompliment für gewisse Kenntnisse bekommen, das ist nicht nichts. Ich bin übrigens auch selbst deutlich öfter als früher nett zu anderen, lobend, rühmend oder ermunternd, wo es nur geht. Denn man muss, so denke ich, in einer immer härter werdenden und deutlich nach rechts rückenden Gesellschaft, in der Aggressionen und Hass unübersehbar zunehmen, in der unser Umgangston immer schärfer wird, die Umgangsformen immer kantiger, und in der die allgemeine Polarisierung weiter voranschreitet, alle acts of kindness als Handlungen des Widerstands betrachten.

Und Widerstand, da stehen wir doch drauf.

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6 Kommentare

  1. Nichts ist stärker als Freundlichkeit und Nachsicht. ( gilt auch für sich selbst) . Also versuchen wir es jeden Tag wieder damit 🙂 Einen schönen Donnerstag.

  2. Tulpen mit knapp 2cm hoch Wasser einstellen, dann halten sie länger.
    Rosen hingegen mit Wasser so hoch wie möglich. Gärtnerstochter?

  3. Andreas:

    Die deutsche Wikipedia ist bei aller Diskutierei eine sehr kompetente Anlaufstelle (ich wollte zuerst „Anlaufquelle“ als eine Art spontanes Kofferwort schreiben) für solche Fragen und hat zu jedem der 366 möglichen Daten des Kalenderjahres einen eigenen Eintrag, zum Beispiel:

    https://de.m.wikipedia.org/wiki/13._M%C3%A4rz

    Offensichtlich meint Herr Buddenbohm die Schulschließungen des Jahres 2020 aus dem Kapitel „Politik und Weltgeschehen“ (ich erinnere den Aushang an der Grundschule des Nachwuches und hatte seinerzeit ein Foto davon gemacht, weil das Schreiben physisch spürbar fremdkörperte in der währenddessen lautlos zerbrechenden heilen Welt).
    Bei etwas zynischerer Betrachtung könnte er die Ereignisse der Jahre 1932 und 1933 aus demselben Kapitel gemeint haben, der Herr Doppelboden.

  4. Hamburger:

    ja, auf wikipedia greife ich dann auch immer zurück, mein denkapparat fand wohl die schulschließung nicht relevant oder erinnerlich genug.

    aber ja, irgendwas ist immer.

  5. Tulpen-Tipp: Die Tulpen brauchen wohl etwas, um mit Temperaturunterschieden zurechtzukommen. Einfach für ein paar Stunden zusammengebunden in der Vase stehen lassen. Dann sollten sie die Köpfe hochhalten ?

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