Vorbereitung ist alles

Das erste Mal in dieser Saison zu Fuß in den Garten gegangen, eine Stunde Weg durch drei Stadtteile. Das gefällt mir nur bei freundlichen Temperaturen, im Winter mache ich das nicht. Sogar als Fußgänger bemerkt man allerdings den zur Zeit ungewöhnlich intensiven Baustellenstress in dieser Stadt. Überall die Absperrungen, die Umwege, all diese aufwendigen Maßnahmen zur Stadtumkrempelung, dazu der große Marathonlauf. Die vollkommen entnervten Menschen in den Autos.

Vor der Vollsperrung einer Brücke steht ein Gelenkbus. Der Fahrer versucht, ihn zu wenden, das sieht schwierig und heikel aus und es sammeln sich bereits Zuschauer, die den Kopf schräg legen und Kluges denken. Ob der das wohl schafft und warum er denn nicht so herum einschlägt? Wie sang Max Raabe: „Ich bin nur gut, wenn keiner guckt.“ Der Fahrer steigt aus, sieht sich um, kratzt sich am Kopf.

Auf der Billerhuder Insel hängen dann dicksüße Fliederschwaden über den Wegen und den jetzt so schnell ergrünenden Hecken. Man könnte besoffen werden von dem Duft, man atmet Likörluft. Im Apfelbaum neben der Hollywoodschaukel singt eine Mönchsgrasmücke, lauert eine Elster, wippt ein Rotkehlchen, hüpft ein zeternder Zaunkönig, im Apfelbaum ist heute etwas los. Ich mache die Augen zu, das sind beste Einschlafgeräusche. Irgendwo drei Wege weiter klingelt wieder der Eiswagen, irgendein Nachbar verräumt polternd und leise fluchend etwas in seinem Schuppen und weit im Hintergrund höre ich die längst heiser gebellten Hunde im Tierheim. Um mich herum das Summen und Brummen der Bienen und Hummeln an den Beinwellblüten.

Auf dem Rückweg am Nachmittag gehe ich auf der Brücke zur Insel an zwei Rentnerinnen vorbei. Ich höre, wie die eine gerade sagt: „In den Fünfzigern war das noch anders.“ Und egal, was sie meint, ich glaube das sofort.

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Herr Rau wird nun auch zwanzig, ebenso Chili und Ciabatta.

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Ein Kalenderblatt zu Mary Wollstonecraft. Mir fiel beim Hören dieser Satz von ihr auf: „Mein Geist ist erschöpft von den Bemühungen, mir eine Meinung zu den öffentlichen Angelegenheiten zu bilden.

Man versteht es sofort, auch durch die Jahrhunderte.

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Die letzte Woche war ansonsten außerordentlich problembeladen, es zehrt immer noch etwas und es gibt doch schon eine neue Woche, wenn auch eine Durchbrochene, was erfreulich ist. Diese Probleme werden so leicht auch nicht weggehen, ganz im Gegenteil. Aber es ist am Ende alles nur eine Phase, und das Wetter wird währenddessen deutlich besser, darauf muss man sich in solchen Fällen konzentrieren.

Darauf, und auch auf die rosafarbenen Levkojen in der hohen Vase auf dem Wohnzimmertisch, die sind super. Je älter ich werde, desto mehr kann ich mich über so etwas freuen, und das ist ein klarer Vorteil dieser Lebensphase. Diese Rentnerinnen, die in Parks sinnend vor blühenden Pflanzen in gepflegten Grünanlagen stehen – es ist eine langsame Annäherung an diesen Zustand, und es ist gar kein schlechtes Gefühl.

In den nächsten Tagen sollen es hier bis zu 25 Grad werden, zumindest nach einer meiner Wetter-Apps, das wird dann wie Hochsommer. Ich lege also die Leinenhemden und de witte Maibüx schon einmal raus. Vorbereitung ist alles.

Blauer Himmel über der Glasmetallfront eines Hochhauses in St. Georg

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