Die sicherlich wichtigste Nachricht gestern, von den überregionalen Medien kaum beachtet: Die geschätzte Vanessa geht in die Politik und wird Bürgermeisterkandidatin für Haltern am See. Auch der amtierende Bundeskanzler war einmal ein Bürgermeister, ältere Hamburgerinnen erinnern sich, es ist ein erwiesen bewährter Karriereweg. Ich würde, mehr Respekt kann ich kaum zum Ausdruck bringen, für Vanessa sogar SPD wählen und wünsche von Herzen viel Erfolg und gutes Gelingen.
***
Ein feiner föderaler Spaß ist oder war es ansonsten mit diesem Reformationstag, mit diesem Allerheiligentag. Die einen Bundesländer nehmen diesen, die anderen jenen, andere keinen von beiden. Im deutschsprachigen Ausland auch ein unheiliges Durcheinander. In der Schweiz hat der Reformationstag ein anderes Datum als bei uns und dergleichen Komplikationen mehr. Bei Allerheiligen sind sich ebenfalls nicht alle einig, was für ein heilloses Tohuwabohu.
Unterm Strich aber, bei welchem Termin auch immer, ernste Themen am Übergang zum November. Es wird am Ende schon passen.
Ich habe Kolleginnen, die haben da, wo sie wohnen, einen Feiertag, und ein paar Meter weiter, wo das Büro ist, dummerweise nicht. Da grämt man sich etwas, stelle ich mir vor. Was aber jahreszeitlich passt und für einen angemessenen Gesichtsausdruck zum Monatswechsel sorgt, insofern ist es sinnvoll eingerichtet. Denn ja, im November soll man so gucken, dafür ist er da. Monate auch mal ernst nehmen!
Wieder nachgelesen, an der Einführung des Reformationstages 2017, 2018 in Norddeutschland gab es Kritik. Diese Debatte ist mir damals entgangen. Vermutlich fand ich es nicht weiter lesenswert, nur der freie Tag wird mir recht gewesen sein. Heute würde ich bei solchen Debatten genauer mitlesen, die Interessen mäandern durch die Jahre.
Immerhin habe ich richtig geraten, dass der Termin dieses Feiertages sich auf das Annageln der Thesen bezieht. Aber sicher wäre ich mir auch dabei nicht gewesen, Allgemeinbildung ist doch immer eine wackelige Angelegenheit.
Passend zum Thema war ich am Mittwoch bei der Stunde der Kirchenmusik in der Hauptkirche St. Petri. Ich habe mich dafür vom Home-Office losgerissen und das Einkaufen und Kochen ausfallen lassen, der Termin passte nicht recht in den übervollen Tag.
Alles dennoch machen, wie ich manchmal und nicht umsonst betone.
Durch einen Kommentar hier wurde ich neulich darauf hingewiesen, dass es kostenlose, regelmäßige Konzerte nicht nur in St. Jacobi gibt. Vielen Dank noch einmal, das war ein sinnvoller Hinweis für mich.
Denn das habe ich alles nicht gewusst, das mit diesen Konzertterminen in den großen Kirchen, aber für mich ist es großartig. Ich bekomme die Musik auf diese Art ohne Gottesdienst und andere Rituale etc. geboten, wie fein ist das denn. Ohne Ihrer Welt- und Himmelsanschauung zu nahe treten zu wollen, falls Sie bei den christlichen Religionen loyales Mitglied sind – ich interessiere mich ausschließlich für die Musik und einige andere Aspekte in Malerei und Dichtkunst. Nicht aber für den Rest, pardon.
Auch dieses Kirchenkonzert war gut besucht, ich bin mit meinen womöglich ausgefallenen wirkenden Interessen nicht allein. Aber das ist man ohnehin nie.
Ich lasse mich eben gerne und gründlich beorgeln. Ich kann auch gut zu gregorianischen Gesängen im Home-Office sitzen, und hier läuft gerade, während ich dies notiere, eine jahreszeitlich ungemein passende Playlist namens „Medieval and sacred Chants.“ Aber Predigten hören oder an Gebeten etc. teilnehmen etc. – nein danke, ich möchte lieber nicht. Kulturreligiös bin ich, mehr nicht. Und vielleicht bin ich es nicht nur, sondern immerhin, es ist alles eine Frage der Betrachtung.
Es gab an diesem Tag etwas bewährten Bach, etwas modernen Arvo Pärt und dazwischen Max Reger, und schön war das wiederum. Der Pärt-Teil (Trivium, falls Sie sich da im Gegensatz zu mir halbwegs auskennen) hätte mir im Streamingdienst nicht spontan gefallen, denke ich. Aber in der Kirche, von der großen Orgel, in dem großen Raum, vor den gotischen Fenstern, hinter denen es früh dunkel wurde – das hatte dann doch etwas.
Bei Max Reger bin ich mir noch unsicher. Ich muss das nachhören, ich nahm es als Hausaufgabe mit. So wachsen einem unvermittelt kulturelle To-Dos zu, kaum dass man irgendwo hingeht. Und sie stören mich nicht einmal, im Gegensatz zu manchen anderen. Na gut, im Gegensatz zu fast allen anderen, um es genau zu benennen.
Es gibt wieder einen Geschichtsbezug bei dieser Veranstaltungsreihe, habe ich noch gesehen. Die Stunde der Kirchenmusik entstand direkt nach dem letzten Krieg, da so viele andere Orgeln und Kirchen in der Stadt komplett zerstört waren. Also ähnlich aussahen wie die Gedächtniskirche St. Nikolai, ebenfalls in meinem Spaziergangsrevier, hier im Bild.
***
Sie können hier Geld in die virtuelle Version des Hutes werfen, herzlichen Dank! Sollten Sie den konventionellen Weg bevorzugen und lieber klassisch etwas überweisen wollen, das geht auch, die Daten dazu finden Sie hier. Wer mehr für Dinge ist, es gibt auch einen Wunschzettel.
Noch blöder ist es aber, wenn von drei Kindern zwei heute am Brückentag frei haben und ausgerechnet der Erstklässler früh zur ersten Stunde raus muss ….
„Ich würde, mehr Respekt kann ich kaum zum Ausdruck bringen, für Vanessa sogar SPD wählen und wünsche von Herzen viel Erfolg und gutes Gelingen.“
Brauchst Du nicht. Ich gehöre keiner Partei an. Werde unterstützt von Grünen und SPD.