Eine Journalistin der Lokalzeitung, für die ich regelmäßig kolumnisiere, schrieb in der letzten Woche, dass man auch solche Nachrichtenlagen wie die aktuelle aufs Lokale herunterbrechen müsse. Womit sie aus Sicht der Zeitung Recht hat, und es gilt auch für mein Verständnis des Blogs. Welches keine Allgemeingültigkeit hat, Blogs können beliebig vielfältig interpretiert und jederzeit neu gedacht werden, eh klar. Andere etwa haben Anmerkungen zur Neuwahldiskussion.
Aber tatsächlich finde ich es interessant, auch mit jedem Jahr mehr, wie sich die Nachrichtenlage, die große Lage, im Lokalen und Erreichbaren spiegelt, vor meiner Haustür, in der Wohnung, im Büro, beim Discounter, im Supermarkt etc.
Und da standen sie am Freitag auch schon vor mir an der Kasse, die Interpreten der aktuellen Spiegelung. Zwei junge Männer in der Mittagspause oder Schulpause, das kann man in dem Alter nicht recht wissen. Achtzehn, neunzehn Jahre waren sie vielleicht alt, so in etwa. Sie sahen beim Warten in der Schlange auf den kleinen Pressestand neben der Kasse, auf die Schlagzeilen der Boulevardzeitung. Sie sahen den neu gewählten US-Präsidenten, und der eine sagte, anerkennend nickend:
„Trump ist der Mann, Digga, einfach der beste Mann. Erst haben sie alle gesagt, der kann nix, weißu, und dann wählen sie ihn doch. So einen braucht Deutschland jetzt auch.“
Und der andere antwortete: „Aber genau so einen, Digga, genau einen wie den. Das wär‘s.“
Denn wenn man die Spiegelungen im Lokalen beachtet, so heißt es ja nicht, dass sie einem gefallen müssen. Keineswegs heißt es das.
Am Rande interessant für mich, es fiel mir bei diesem Dialog auf, dass mir Schlagzeilen, also Print-Schlagzeilen, kaum noch im Alltag auffallen. Die beiden großen Läden, in die ich fast täglich gehe, haben die Zeitungen nicht mehr prominent platziert, sie sind in den letzten Jahren aus dem Blickfeld gerückt. Es schreibt sich leicht, ist aber wieder eine dickere Scheibe Kulturgeschichte.
Ansonsten wurde die aktuelle Eskalation der Politik in den Smalltalksituationen der vergangenen Woche eher lapidar erwähnt. Vor allem im Zusammenhang mit Sachen, die nicht gingen, die kaputt waren, nicht mehr liefen oder entgleisten, es gab in verschiedenen Zusammenhängen in meinem Umfeld einige davon:
„Das jetzt auch noch. Na, das passt ja ins Bild.“
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In der Mönckebergstraße wurde am Sonntag weiteres Weihnachtsdekozubehör auf besonders großen Fahrzeugen herangefahren, für Weihnachten braucht es einen Schwerlasttransport. Das kann man besonders sinnreich finden, je nach Einstellung zum Fest.
In den Timelines sah ich die mehrfach geäußerte Verwunderung, wie viel Weihnachten jetzt schon stattfindet, und noch während ich das las, sagte die Herzdame, dass wir Weihnachten mal aus dem Keller holen müssten.
Meinetwegen nicht, dachte ich. Aber egal.
Am Rathausmarkt muss währenddessen jemand mit Kommandogewalt den klassischen Befehl „Hisst das Weihnachtsfest!“ ausgerufen haben, ich sah es am Nachmittag.
Und in den Foodblogs erscheinen währenddessen mehr und mehr Plätzchenrezepte, auch der erste Grünkohl wird auf diesen Seiten bereits verarbeitet. Es gibt Kohl und Kekse in chaotischer Weltlage, denn der Mensch braucht irgendeinen Halt.
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Schließlich: Die Bedeutung des Fucks beim Feuerkissen. Ein Weiterbildungslink.
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Und damit ab in eine neue Woche. Kennen Sie L.A. Salami? Ein hervorragendes Lied für den Montagmorgen.
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Tolle Entdeckung L.A Salami. Danke!
Mit dem ganzen Adventsgedöns jetzt habe ich immer die empörte Stimme meiner Schwiegermutter mit „aber doch nicht vor Totensonntag!“ im Ohr…..
Es schüttelt mich, dass die Zukunft unserer Nachkommen in den Händen solcher Wähler liegt, denen Sie an der Kasse zuhörten. Mit Blick auf Amerika werden wir wohl auch bald da ankommen, wo Fakten und Anstand nicht mehr zählen.