An allem vorbeidenken

Gestern also die Vertrauensfrage im Bundestag. Ich hätte mir die Debatte als Urlaubs-Entertainment live ansehen können, aber ich habe ein dermaßen großes, in den letzten Jahren auch leider immer weiter eskaliertes Problem mit dem Fremdschämen, ich halte so etwas nicht mehr aus. Körperlich unangenehm ist es, da hinzusehen, da zuzuhören. Es ist wie mit den Talkshows, die schaffe ich auch nicht, und es ist mir ein Rätsel, wie Sie das immer alle aushalten und es als Abendunterhaltung halbwegs entspannt hinnehmen können.

Jedenfalls der Bundestag, natürlich doch kurz reingesehen. Was für überaus unangenehme Menschen treten da auf, was für unangenehme Verhaltensweisen und Reden bekommt man mit. Was für übertrieben gut sichtbare Charakterdefizite werden da in albernem Stolz präsentiert. Dazu diese kaum noch verbrämten Lügen, der überall durchscheinende Populismus. Die so flotte Abkehr von allem, was noch als glaubwürdig und wenigstens im Ansatz ethisch motiviert durchgehen könnte.

Mir reicht es dann schnell, ich möchte das nicht sehen. Ich finde es schon fordernd, davon zu lesen.

Am besten an allem vorbeidenken. Oder auch manchmal zurückdenken. Sich dann aber wieder stets bemüht aufsagen, dass früher auch nicht alles besser war und versuchen, sich das zu glauben. Danach erneut um die so unangenehmen Menschen und Themen in der Gegenwart irgendwie herumdenken.

Im Grunde also eher ratlos hin- und herdenken Man hat es wahrhaftig nicht leicht.


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Wenn Sie auch genervt sind von der Zerspanung der Social-Media-Timelines in drei oder noch mehr verschiedene Plattformen, Openvibe ist vielleicht die richtige App. Das Tool fasst alles zusammen in eine Ansicht, und man kann dann heiter ignorieren, was von welcher Plattform herkommt. Weil es einen im Grunde auch nicht interessiert. Also mich jedenfalls nicht.

Gefunden habe ich das Werkzeug via Markus Trapp auf Bluesky. Ich habe allerdings nicht recherchiert, ob die App und die Macher dahinter in jeder Beziehung okay sind, ich habe also schon wieder ein to-Do.

Man möchte einfach nur sitzen, und sie wachsen einem dennoch so zu, diese To-Dos, ich sage es ja.

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4 Kommentare

  1. Freiwillig muss ich mich nicht fremdschämen. Ich schaue schon seit Jahren keine politischen Talkshows, Bundestagsdebatten etc. mehr an. Mir reichen die Nachrichten und wenige Zeitungsartikel.

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