Noch einmal habe ich, nein, haben die Herzdame und ich demonstriert. Und zwar, weil ich ja, wie ein leider allzu bekannter Herr von der CDU sagen würde, nicht alle Tassen im Schrank habe, aus linker, bunter und grüner Richtung gegen Rechts und Braun und politische Dunkelheit, wenn nicht Finsternis. Bei Carolin Emcke übrigens, in dieser Woche schreibe ich sie richtig, ist Miriam Rürup (Wikipedia-Link zu ihr) Gast im Podcast, da wird das Wirken jenes Herrn auch thematisiert.
Rund 40.000 Menschen liefen bei den Demos in Hamburg mit, acht davon erkannte ich im Laufe der Stunden. Acht grüßte ich also, na, Du auch hier, wie schön. Nachbarinnen, Kolleginnen, Bekannte etc. Und es war dann gar nicht nur nebenbei gefühlt, dass es schön war, sie alle dort zu treffen, es war eher elementar.
Denn sie sind doch tatsächlich ungemein trostreich, diese Demos, diese marschierende, fordernde Gesellschaft. Es tut gut, dabei zu sein. Es ist immerhin gut, dabei zu sein. Und das ist auch nicht nichts, in dieser Lage.
„Alerta, alerta, wir Omas, wir sind härter“, skandierten die „Omas gegen Rechts“ mit geradezu jugendlicher Verve, ich lief eine Weile hinter der sympathischen Truppe her. Vorne am Zug spielte die Meute, was der Stimmung selbstverständlich besonders guttat. Wie auch das Wetter, es war eine fast volksfesthafte, ausgesprochen frühlingsvergnügte Protestaktion, manche tanzten schon in T-Shirts und kurzen Hosen. Es demonstriert sich doch etwas entspannter, wenn man nicht friert dabei.
Man hätte es alles von weiter oben fotografieren sollen, den ganzen quirligen Aufmarsch:
„Kehre dich um, von diesen Höhen
Nach der Stadt zurückzusehen.
Aus dem hohlen finstern Tor
Dring ein buntes Gewimmel hervor.“
Ein saisonal etwas verfrühter Goethe ist das heute, aber gut. In unseren Zeiten gerät gerade so manches aus dem Takt, da ist dies noch das kleinste Problem. Auf dem Wagen des Thalia-Theaters saß ein weiterer ehrwürdiger Dichter aus dem Regal mit den Klassik-Ausgaben. Die Kopie des Denkmals am Gänsemarkt war es, sicherheitshalber mit einem erklärenden Schild um den Hals.
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Pia Ziefle schreibt über die Wahl und die Geschichte.
Und hier, passend angelegt, die Gedanken von Mely Kiyak in der Schweizer Republik und auch noch die von Nils Minkmar.
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Schließlich das wöchentliche Update zur Situation in den USA von Garrett Graff alias William Boot. Es ist wieder recht schwer zu ertragen, wofür der Autor allerdings nichts kann. Wie Pia Ziefle im Link weiter oben schrieb: „… das Treiben der Amerikaner bricht alle Verzweiflungsrekorde.“
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Ich war auch gestern dabei. Es waren zwar weniger als erhofft, aber immerhin.
Was Herr Merz da gestern von sich gegeben hat, schlägt dem Fass den Boden aus. Mir graut davor, dass er vermutlich der nächste Kanzler wird.