Meine Abendlektüre ist gerade Hans Erich Nossack, ein Buch aus dem nach wie vor bemerkenswert interessant gefüllten öffentlichen Bücherschrank: „Spätestens im November“, hier die Verlagsseite dazu.
Irgendetwas zieht mich gerade zum Tonfall, zum Vokabular und zur Sprache der beiden ersten beiden Nachkriegsjahrzehnte, siehe neulich auch der gerne gelesene Böll. Ich kann es noch nicht recht deuten, was da zieht. Aber am Ende hat es sicher einen schwiemelig-nostalgischen Aspekt, der Sprachraum meiner Kindheit oder dergleichen, wer weiß.
Und es wird auch der dringende Wunsch dabei sein, etwas zu lesen, in dem gewisse moderne Begriffe nicht vorkommen. Den Ballast unserer Zeit zumindest für eine Stunde am Abend gedanklich abwerfen, so etwas vielleicht. Das Notebook zuklappen und von analogen Zeiten lesen, kleine Fluchten.
Na, es wird wohl statthaft sein, kurz durchzubrennen.
***
Apropos der Ballast unserer Zeit: Im Guardian sah ich einen amüsanten Artikel über das Aufführen und Vortäuschen von Schreibtischarbeit. Der Text enthält mindestens zwei Begriffe, die im Büro-Smalltalk dringend eingeführt werden sollten, dachte ich beim Lesen, nämlich Taskmasking und performative productivity.
Ich hätte das Thema zwar nicht unbedingt mit Generationen in Verbindung gebracht, aber egal.
***
Gestern habe ich unanständig und ungeplant viel Zeit mit eher trivialen Software-Fragen zugebracht. Zwar in Verbindung mit AI, also mit dem heutzutage erwartbaren Change und Vorwärts und Hey ho, let‘s go und allem, auch mit beflissenem Forschungsinteresse und altbewährter Neugier, aber am Ende doch so etwas Banales wie Formatierungen in Schreibprogrammen und Tabellen betreffend.
Es war am Ende jedenfalls eher ernüchternd. Kein Fall von Taskmasking zwar, aber doch ein Fall von Zeit, in der man auch aus dem Fenster hätte sehen können, mit vergleichbarem Ergebnis oder sogar mit mehr Gewinn. Aber so ist es eben manchmal, wenn man Sachen ausprobiert.
Als ich aus dem Büro nach Hause kam, hatte die im Home-Office sitzende Herzdame unvermutet eine Frage zu Excel, und als ich diese Frage aus meiner Sicht erschöpfend beantwortet hatte, was wiederum etwas Probieren und vor allem ungeahnt lange Diskussionen beinhaltete, waren der Nachmittag und ein großes Stück vom Abend auf einmal vorbei. Und die Stimmung war etwas angespannt.
Gemeinsames Exceln, Sie kennen das vielleicht, es stellt Paare manchmal vor Herausforderungen, da können überschaubare Themen wie Familiengründung, Erziehung oder Wohnungseinrichtung und Urlaubsplanung nicht einmal ansatzweise mithalten.
Es gab allerdings auch dabei kein brauchbares Ergebnis. Es gab keine Lösung und kein Gefühl, etwas tatsächlich erledigt zu haben. Und dass ich hier eben per freudscher Fehlleistung „erlegt“ statt „erledigt“ schrieb – schöne Grüße aus der Steinzeit, meinte das Unterbewusstsein wohl. Ich wäre jedenfalls heute bereit für irgendetwas, das man im allerweitesten Sinne als Erfolg bezeichnen kann. Es fühlt sich so an, als sei das einmal wieder dran.
Vielleicht werde ich meine Abwesenheitsnotiz schön umformulieren oder dergleichen. Da weiß man dann, was man hat.
***
Sie können hier Geld in die virtuelle Version des Hutes werfen, herzlichen Dank! Sollten Sie den konventionellen Weg bevorzugen und lieber klassisch etwas überweisen wollen, das geht auch. Die Daten dazu finden Sie hier. Wer mehr für Dinge ist, es gibt auch einen Wunschzettel.
Gemeinsames Exceln. Hatte mal nen Freund, der mir in der Oberstufe versucht hat, Chemie zu erklären. Schlimm! Für ihn vermutlich auch. Ich war wütend, trotzig, genervt, ungeduldig und irgendwie eingeschüchtert. Also für ihn mindestens so schlimm, hat er sich nicht anmerken lassen, vermutlich auch sozialkompetent und nicht nur klug.
Mags bis heute nicht. Alles!
Gemeinsames Exceln findet hier auch gelegentlich statt, aber hier eher als team building exercise. Wir beginnen damit, einander zu versichern wie sehr wir Excel, Windows, und Microsoft ganz im Allgemeinen und im Besonderen verabscheuen, und enden damit, dass wir von der Zeit traeumen, in der wir eine Microsoft-freie Existenz haben. Also sehr harmonisch, abesehen von dem Mittelteil, in dem wir versuchen, dass durch Excel verursachte Problem zu loesen. Gerne auch mit LibraOffice.