Angedeutete Fluchtwege

Am Wochenende habe ich weiter ein wenig an der Entmilliardärisierung meines Online-Daseins gewerkelt. Ich habe mich also an einen Plan gehalten, hier müssen Sie sich bitte den obligatorischen Triumphmarsch als Soundtrack kurz dazudenken.

Nur äußerst mühsam ernährt sich zwar das Bloghörnchen im Widerstand für Anfänger, aber immerhin einige Schritte habe ich geschafft. Der Browser ist jetzt LibreWolf, das Schreibprogramm und das für die Tabellen sind jetzt von LibreOffice. Was praktischerweise auch Geld spart, und nicht so wenig.

Geht doch, murmelte er nach der Installation, geht doch. Wobei es sich bei so etwas allerdings spät rächt, wenn man irgendwann Familienaccounts eingerichtet hat, so dass an den eigenen Entscheidungen unweigerlich weitere Personen und deren Computer-Schicksale hängen – und man alles mit allen abstimmen muss. Die Sache wird dadurch nicht einfacher.

Eine Weiterleitungs-Mailadresse bei DuckDuckGo habe ich noch eingerichtet, wo ich schon dabei war, das kann man hier machen. Und warum sollte man es nicht machen, in diesen Zeiten.

Wobei DuckDuckGo nicht nur die Suchmaschine und einen Browser betreibt (den ich bisher nicht getestet habe), eine AI-Seite gibt es auch. Mit einem „anonymen Zugriff auf beliebte Modelle“, für den man keine Konten anlegen muss, das findet man hier. Und das geht ebenfalls gut, soweit bin ich schon.

Aber es zieht alles Kleinigkeiten und Rudel von Viertelstundenfresserchen nach sich. Hier passt eine Einstellung nicht, dort ist irgendwas seltsam anders als bei den Großen, als bei Google oder Microsoft. Man muss es alles erst zureiten und sich kunstvoll zurechtbiegen. Man muss nachdenken, vielleicht auch nachlesen und sich hier und da dann entscheiden. Außerdem muss man etwas herumprobieren, sich dann die Ergebnisse ansehen, dann wieder etwas anderes einige Minuten lang versuchen. Einige Minuten lang, die auf einmal zu halben oder ganzen Stunden werden.

Und so verging meine Zeit, die auf Erden mir gegeben war.

***

Am Montagmorgen wurde hier ansonsten alles zurückgedreht und das Frühlingswetter erst einmal gründlich abgeräumt und der Stadt verwiesen. Minus ein Grad nur noch, kalt und grau zog der vertraute Nebel erneut durch die frühen Stunden und die Straßen. Die Menschen im Hauptbahnhof und in der S-Bahn sahen nach dem seltsam südlichen, lässigen Sonntag nun wieder verstimmt aus wie immer.

Heimat, süße Heimat, dachte ich da voller Sympathie und hörte auf der kurzen Fahrt ins Büro, während draußen die Verwaltungsgebäude von Hammerbrook im trüben Dunst vorbeizogen, Bill Callahan. Der schien mir zu passen an einem Tag mit gedämpfteren Erwartungen und dem Gefühl des allgemeinen Unverstandenseins schon nach Lektüre der ersten Mail in der Inbox.

Riding for the feeling:

„I asked the room if I said enough

No one really answered.”

Dann bin ich stundenlang auf diesem Trip hängengeblieben. Nicht nur Bill Callahan habe ich gehört, auch Smog, später noch Howe Gelb, Giant Sand, und schließlich Turner Cody, und zwar viel von ihm.

Obwohl doch alles, was im weitesten Sinne Alternative Country ist, viel besser wirkt, wenn man dabei unterwegs ist. Wenn schon nicht auf einem Highway, dann wenigstens in einer S-Bahn oder zu Fuß durch irgendeine Großstadtgegend. Hört man diese Musik auf einem Bürostuhl sitzend, fehlt doch eindeutig etwas. Aber gut, irgendwas ist eben immer.

Vor den Bürofenstern sah ich währenddessen ab und zu oben die weißen Möwen im Flug zum Hafen, unten die roten S-Bahnen auf der Fahrt in Richtung Elbbrücken.

Hamburger Markierungen in der Aussicht, angedeutete Fluchtwege.

Blick entlang der Hammerbrookstraße an einem grauen Morgen, aufgenommen auf der Fußgängerbrücke von der S-Bahnstation aus.

***

Sie können hier Geld in die virtuelle Version des Hutes werfen, herzlichen Dank! Sollten Sie den konventionellen Weg bevorzugen und lieber klassisch etwas überweisen wollen, das geht auch. Die Daten dazu finden Sie hier. Wer mehr für Dinge ist, es gibt auch einen Wunschzettel.

Schreib einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Time limit exceeded. Please complete the captcha once again.