In den Medien wurde der erste norddeutsche Herbststurm groß angekündigt, als sei es das Event des Monats und zwingend beachtenswert. Im Ergebnis wehte es bisher in Hamburg ein wenig. An einigen Stellen, etwa an den üblichen Hochhausecken. Also nur hier und da. Und das auch nur manchmal.
Dabei wäre ich doch mittlerweile für einen veritablen Herbststurm durchaus zu haben. Es müsste auch niemand zu Schaden kommen dabei, keine Sorge. Meinetwegen müsste uns kein Meer über die Deiche weit entgegenkommen, die Hafencity dürfte erreichbar bleiben, keine Schiffe müssten dabei versenkt werden und alle Schafe dürften sämtliche Locken behalten. Es geht mir mehr um die Stimmung und die Atmosphäre, um gewisse Sommer-End-Vibes, nach denen mir nun definitiv der Sinn steht.
Da würde es mir schon helfen, wenn ordentlich kübelnder Regenmit Schwung, Geheul und Geprassel wenigstens eine Stunde lang an die Scheiben unserer Fenster schlagen würde. Am besten, versteht sich, zur richtigen Stunde, während ich gerade mit einem Buch auf dem Sofa … Aber nichts ist.
Stattdessen steigt die Temperatur hier in Kürze wieder über 25 Grad, sagt der Wetterbericht. Das ist alles nicht meine Richtung, das ist abzulehnen. Am Ende aber, wir wissen es, am Ende gewinnen wir vom Freundeskreis Herbst doch das Spiel. So sicher und souverän, wie gewisse Fußballvereine gewisse Pokale abräumen.
Und eine Wetter-App vermeldet genau in diesem Moment: „Bevorstehend Wind Moderat“. Was ist das für 1 Deutsch? Bevorstehend App Gelöscht, antworte ich der App indigniert. Aber wenn man schon mit Apps spricht, denke ich gleich darauf. Es ist kompliziert.
Nur im Home-Office am Montagmorgen, da stürmte es dann wahrhaft unsinnig. Da zogen auch tiefgraue Stimmungswolken auf, da drohten sogar Gewitter und Wellengang, und so schnell konnte ich die Schotten gar nicht dichtmachen, wie von allen Seiten vieles auf mich eindrang.
Als Endverbraucher von Kalenderwochen sitzt man vor einem derart aufziehenden Tief und murmelt schon wieder einigermaßen wehrlos vor sich hin: „So habe ich mir das nicht vorgestellt.“ Aber wie oft haben wir uns das schon gesagt.
Im Discounter rüstete man währenddessen die Regale um, sah ich nach der Arbeit. Es gibt nun das volle Weihnachtsprogramm und die Menschen kauften das Zeug auch prompt, zu übrigens wiederum gestiegenen Preisen. Ich aber kaufte das selbstverständlich nicht, denn mir war bisher nicht einen Tag lang kalt, nicht einmal eine Stunde lang. Längst habe ich vergessen, wie Frieren überhaupt geht. Kein einziges Wintergefühl ist mir mehr erinnerlich, und dann geht es ja nicht.
Dann kann man einfach nichts essen, was nach Dezember, Kamin und Fest schmeckt.

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Im Prinzip, im Großen und Ganzen und zumindest ungefähr sehe ich das ansonsten alles wie Mek. Nur ohne den Trost, den er da im letzten Satz noch findet, und mit leisem Bedauern, es nicht doch etwas anders sehen zu können. Aber die Zeiten, sie sind so.
Ich komme aber zu keinem rechten Schluss, wie man sich wann und auf was genau eigentlich vorzubereiten hat. Dabei fühlt es sich immer deutlicher so an, das kann ich kaum noch ignorieren, als müsse in diesem Sinne dringend etwas getan werden.
Vielleicht sogar, als würde ich schon etwas unterlassen. Da mal weiter drüber nachdenken, Hamlet nichts dagegen.
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„Endverbraucher von Kalenderwochen“ ist mal wieder zum Niederknien.
Ich danke!