Ich habe an einer Ampel beim Warten gehört, wie sich zwei junge Frauen unterhielten. In einer Sprache, die ich nicht einordnen konnte. Ähnlich wie das Arabische klang es für mich, aber etwas weicher war es, etwas langsamer. Die beiden waren jedenfalls bester Laune, das verstand ich auch so. Und ich bekam mit, dass die eine der anderen einen deutschen Satz beibringen wollte, und zwar „Bleiben Sie gesund und munter!“
Warum auch immer. Vielleicht war es ein Satz, der in ihrem Job vorkam, vielleicht war es eine Phrase aus einem Deutschkurs, eine Hausaufgabe womöglich.
Ich hörte, wie schnell aus nachgesprochenen Silben, beginnend mit etwas wie „Blaba sigesunnumu“ eine Folge von Wörtern mit korrekten Pausen dazwischen wurde. Dann ein Satz mit passender Betonung. Das ging einfach so, es ging sehr schnell, eine Ampelphase brauchte es nur. Eine Kleinigkeit war es, und die beiden Frauen sagten sich mehrfach „Bleiben Sie gesund und munter!“ vor. Und konnten sich vor Lachen kaum halten.
Weil sie Deutsch sprachen, es klang wohl dermaßen komisch für sie. Was für eine Sprache, was für Silbenfolgen. Ihr Lachen war ausgesprochen ansteckend. Man wurde direkt etwas munterer beim Zuhören, und das will etwas heißen, in diesen Zeiten. Es ging so weit, dass mich ein anderer Mensch, der neben mir wartete, anlächelte, weil die beiden auf ihn so wirkten wie auf mich. Es ging also weit. Wir lächeln uns hier sonst nicht an Ampeln an. Wir können und wollen uns beherrschen, in dieser Stadt. Die beiden Frauen werden es kaum bemerkt haben, dass sie auf andere aufmunternd wirkten, mit ihrer neuen Grußphrase und der sensationell guten Laune. Sie waren viel zu munter, um es mitzubekommen.
Bei den bedeutungsverwandten Begriffen zu munter finden wir, ich sehe eben nach, etwa mopsfidel. Dieses Wort hätte den beiden auch Spaß gemacht: „Bleiben Sie mopsfidel und munter!“
Aber auch freudetrunken, quietschvergnügt oder wildvergnügt kommen in Betracht, lese ich. Das sind Begriffe, die weit von meiner aktuellen Laune entfernt sind. Freudetrunken, wann mag ich das zuletzt einmal gewesen sein. Es ist eine Weile her und ich komme nicht mehr darauf, was das damals situativ ausgelöst haben könnte.
„Oh, happy – yes, I remember that” wie es Basil in der Serie Fawlty Towers einmal in einer berühmten Szene ausdrückte: “I’ll report if it happens.”
Ich war aber, um noch kurz bei der Reihe der verwandten Begriffe zu bleiben, nach dieser Begegnung immerhin etwas aufgeräumter, das kann ich gelten lassen. Ab und zu scheint es also sinnvoll und auch hilfreich zu sein, an Ampeln fremden Leuten zuzuhören. Selbst dann, wenn man nicht alles versteht.
Aufgeräumt über die kalendarische Grenze. Okay, das ist doch ein Ergebnis.
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Ansonsten:
Wir folgen wiederum der in diesem Blog hinlänglich etablierten Tradition, kein Silvester ohne diese Bilder. Es handelt sich beim Folgenden also noch einmal um die längst vergilbende Erinnerung an eine norddeutsch-ausgelassene Silvesterparty in einem kleinen Ort bei Hamburg. Der Abend ist mittlerweile bereits über zwei Jahrzehnte her und längst nicht mehr wahr.
Deutlich erkennt man die sogenannte Hanseaten-Ekstase in meinem Blick.
Denn man muss gelegentlich daran erinnern: Wir hier oben im Norden, wir sind gar nicht so. Wir können auch anders.
Der gleiche Abend, nur einen Meter weiter: Die Herzdame. Liebreizend wie stets und dabei auf nordostwestfälische Weise in strahlender Herzlichkeit bestens gestimmt und dem Leben mit seinen Abenteuern offen zugewandt:
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Mir bleibt noch, für eine gerade eingetroffene Geschenksendung an Sohn I und auch für die Trinkgelder der letzten Woche, die sicher teils weihnachtlich oder jahresbilanzierend gemeint waren, herzlich zu danken. Es war mir ein Fest, jeder Euro, allerbestes Publikum.
Passen Sie auf sich auf, kommen Sie gut rüber und bewahren Sie bitte unbedingt Haltung.
Wir sehen uns drüben, wenn Sie mögen.
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