Zwischendurch ein Dank…

… und zwar an Micha von Salzkorn, was in dieser Schreibweise wie ein besonders bezaubernder Adelstitel klingt, merke ich gerade, und an die Übersetzerin Lisa Grüneisen, die mich und auch die Söhne mit Sommerlektüre beschenkt haben. Große Freude! Danke! Zu den Büchern dann später mehr, versteht sich.

Und die Sommerpause naht sogar tatasächlich, auch wenn sich nichts, aber auch gar nichts auch nur annähernd danach anfühlt. Noch 15 Werktage, wenn man beruflich teilweise als Graf Zahl unterwegs ist, dann weiß man natürlich auch so etwas.

Die Herzdame backt: Tarte Tatin – featuring Patricia

Die Tarte Tatin ist natürlich nicht irgendein Kuchen, das ist eine sehr, sehr französische Angelegenheit mit dazugehörigem Mythos von den beiden Damen Tatin. Da ist es besser, man lässt Fachleute ran, in diesem Fall also z.B. eine Französin. Wir haben dafür Patricia besucht, eine langjährige Freudin der Herzdame. Patricia hat die richtige Nationalität, sie hat außerdem damals eine wichtige Rolle bei unserer Hochzeit gespielt, sie ist Patentante von Sohn II und der Familie also auf so manche Art verbunden – und jetzt auch per Blogeintrag.

Patricia

Patricia hat ein Händchen für Deko und Einrichtung, weswegen man nach einem Besuch bei ihr immer ein seltsames Gefühl empfindet, wenn man wieder nach Hause kommt und das eigene heruntergewirtschaftete Chaos betritt, das man so Wohnung nennt. Sie wohnt irgendwie immer dekorativer als wir, obwohl sie auch zwei Kinder hat.

Dekoklimbim

Bei Patricia sieht immer alles gut aus, ist nett arrangiert und wohlüberlegt. Bei Patricia schmeckt auch immer alles, was sie wie nebenbei in der Küche zusammenrührt, ich bewundere das sehr.

Nüsse

Ich rede mir manchmal ein, dass das mit dem Essen daran liegt, dass sie dauernd so viel Lebensmittel aus Frankreich mitbringt, aber im Grunde kann man das natürlich nicht glauben.

Dekoklimbim

Sie kann es einfach. Jedesmal, wenn wir bei ihr waren, denken wir hinterher ein paar Tage lang, das wir das doch auch können müssten! So mit Liebe kochen, alles so nett anrichten und einrichten, überhaupt so gepflegt herumleben. Zumindest ein wenig! Dann legen wir zaghaft zwei Weintrauben neben den Käse auf dem Abendbrottisch, aber es ist irgendwie doch nicht vergleichbar. Wir bleiben stets bemüht, mehr ist es nicht.

Wasser mit Zeug

Tarte Tartin also, wir brauchen zunächst mal einen Mürbeteig, Pâte Brisée, wie die Fachfrau sagt. Es geht los.

Patricia und die Herzdame

Für den Mürbeteig brauchen wir:

200 g Mehl
100 g Butter
10 g Zucker
1 Ei
1 Prise Salz

Zutaten Mürbeteig
Teig in Schüssel

Butter in Flöckchen in eine Schüssel geben. Mehl dazusieben (Patricia siebt wirklich, war klar), das Ei, Zucker und Salz dazugeben. Alles sehr gut verkneten, zu einer Kugel rollen und in Frischhaltefolie etwa eine Stunde kaltstellen.

Teig in Folie

Patricia backt übrigens nach diesem Buch hier, es macht schon einen etwas abgelebten Eindruck, wie es sich für wirklich anwendbare Kochbücher gehört.

Kochbuch

Wir brauchen außerdem:

Etwa 600 Gramm Äpfel
150 Gramm Zucker
75 Gramm Butter
Etwas Zimt

Pommes

Die Äpfel werden in wirklich dünne Scheiben geschnitten, nicht etwa in norddeutsche Apfelkuchenkeile. Dünn!

Äpfel schneiden

Die Herzdame schneidet Äpfel

Butter in einer Pfanne erhitzen, Zucker zugeben und schmelzen lassen. Dann kommen die Äpfel und der Zimt dazu.

Geschnittene Äpfel

Äpfel in Pfanne

Äpfel in Pfanne

Das sieht gut aus, das riecht auch gut, da kommen, wenn die Fenster offen sind, sämtliche Kinder aus dem weiteren Umkreis des Hauses wie zufällig vorbei und fragen, ob es vielleicht bald Kuchen gibt. Die Äpfel sind nach kurzer Zeit hübsch bräulich karamellüberzogen.

Den Teig auf einer bemehlten Fläche ausrollen, was Patricia hier übrigens nur wegen des besseren Lichts auf dem Wohnzimmertisch macht, normalerweise machen das auch Menschen aus Frankreich eher in der Küche. Prüfen ob die Größe reicht!

Teig ausrollen
Teig ausstechen

Teig auslegen

Teig auf Tisch

Die karamellisierten Äpfel kommen in die Kuchenform, der Teig kommt auf die Äpfel, es wird kunstvoll ein Rand gebastelt und alles wird vorsichtig festgedrückt. Ich hoffe, die Bilder sprechen hier einigermaßen für sich.

Äpfel in Form

Äpfel in Form

Teig über Äpfeln

Rand schneiden

Teig in Form

Patricia und Maret und Teig

Teig andrücken

Backofen vorheizen. Nach dem Backen – bei 180 Grad etwa 20 Minuten, Patricia backt nach Gefühl – wird die Form beherzt gestürzt, ein Moment, der nicht ohne Spannung ist.

Patricia an Ofen

Gebackener Mürbeteig

Tarte Tatin stürzen

Tarte Tatin stürzen

Im besten Fall sieht das Ergebnis etwa so aus:

Tarte Tatin schneiden

Man isst es mit Vanilleeis und Sahne. Und mit erheblicher Begeisterung, versteht sich.

Tarte Tatin

Die Herzame mit Kuchen

Laut Original-Rezept isst man es in Frankreich übrigens mit Crème fraîche, bzw. mit geschlagener Crème fraîche. Da sagt Patricia aber, es müsse gute Crème fraîche sein, womit sie vermutlich eine Qualität meint, die hier nicht im Kühlregal steht. Es gibt anscheinend etliche Möglichkeiten zwischen Crème Fouettée und Crème Chantilly, gerade bei Milchprodukten gibt es doch ein paar entscheidende Differenzen zwischen Frankreich und Deutschland, man rede nur einmal über Butter. Mit Vanilleeis und banaler geschlagener Sahne schmeckt es auf jeden Fall großartig.

Und das alles ist, so sagt Patricia, total einfach und macht sich nebenbei, während man kocht. Die Herzdame denkt darüber noch nach.

Die Herzdame

Shopping

Die Herzdame ist nach wie vor vom Ehrgeiz besessen, die Wohnung bis hin zum Idealzustand zu verschönern – was auch immer dieser Idealzustand eigentlich sein mag, ich weiß es gar nicht. Sie hat so ein Bild im Kopf, sagt sie. Ich kann aber nicht in ihren Kopf gucken, deswegen ist mir nicht klar, was bei der Renovierung herauskommen soll. Ich kann nur immer wieder auf ihren Computer gucken, auf dem sie mir Möbel zeigt, die für gewisse Ecken der Wohnung vielleicht in Frage kommen.

Das sind Möbel, die man online bestellen kann, man kann ja mittlerweile alles online bestellen, aus einer schier unfassbaren Auswahl. Dieses Übermaß an Angebot führt dazu, dass für den sehr übersichtlichen Wandmeter hinter meinem Schreibtisch eine geradezu unendliche Anzahl Kommödchen in Frage kommt, immer noch eine und noch eine. Ich sehe teilweise nicht einmal mehr die Unterschiede zwischen den nahezu identischen Möbeln, worauf hin die Herzdame streng guckt und an meinem Verstand zweifelt: “Die Fassung der mittleren Schublade ist doch unten einen winzigen Tick dunkler weiß als bei der anderen!” Ich habe aber vergessen, wie die andere aussah, wir sind gefühlt mindestens bei Modell Nummer 150. Ich habe längst keine Lust mehr auf Möbelseiten, ich könnte mir auch einfach eine Apfelsinenkiste oder einen Pappkarton hinter meinen Schreibtisch stellen, wie damals in der WG. Ging doch auch!

Der ganze Onlinehandel geht mir überhaupt auf die Nerven, ich finde Auswahl immer anstrengender. Um endlich und tatsächlich eine Kommode zu kaufen, brauchen wir eigentlich einen Shop mit ganz kleiner Auswahl und am besten auch keiner Beratung, die verwirrt nur. Reingehen, auf eine von den beiden vorrätigen Kommoden zeigen, bezahlen, rausgehen. Das ist mein Traum.

Ach, das gibt es? Ach, das heißt Ladengeschäft? Dann gehe ich da mal hin. Einer muss ja wieder damit anfangen.

(Dieser Text erschien als Kolumne in den Lübecker Nachrichten und in der Ostsee-Zeitung)

Warten, warten

Es wird eine Zeit kommen, wer weiß wann, da werde ich wieder leichter meine Wege gehen, unbeschwerter. Schneller auch, ja, schneller und etwas froher womöglich und vielleicht sogar wieder mit einem leicht hüpfenden Gang, wie damals auf dem Heimweg nach der Schule, als ich zum Strand eher flog als ging. Ich werde endlich das Gefühl haben, um Tonnen erleichtert zu sein, ich werde mich vollkommen ungehindert bewegen und nur noch manchmal seufzend zurückdenken an die lange Zeit der Mühsal und Beschwernis. Es dauert noch etwas, ich weiß, ich muss Geduld haben, das habe ich verstanden. Ich füge mich ja auch. Monate, vielleicht auch Jahre muss ich warten, ich warte, ich warte, oh, wie ich warte. Und doch weiß ich ganz sicher , dass es irgendwann soweit sein wird. Irgendwann – vielleicht sogar bald! – werden die Söhne doch noch endgültig aus dem Alter raus sein, bei jedem zweiten Stein am Wegesrand zu rufen: „Wow, so ein toller Stein! Da, noch einer – und da! Ganz viele! Papa, steckst du die für uns ein? Bitte?“

Doch, das wird schön.

 

12 von 12 im Juni

Ein ganz normaler Tag diesmal, kein Ausflug, kein Geheimprojekt, kein gar nichts. Nur etwas Sommer und eine Ahnung von Wochenende.

Nüsse

 

Ich ernähre mich am Morgen wie gewohnt von dem, was Sohn I aus dem Müsli sortiert, ich bin ein genügsamer Familienvater. Drei Nüsse für Buddenputtel, ist schon recht. Ich brauche ja nix.

Frisur von Sohn II

 

Die Herzdame stylt derweil die Frisur von Sohn II mit einem Zeug, das tatsächlich wörtlich „krassen Halt“ verspricht. Was es alles gibt! Sohn II orientiert sich frisurtechnisch gerade an Sascha Lobo und an einem Kuschelrentier, das versehentlich im Januar nicht mit der Weihnachtskiste in den Keller gezogen ist. Warum das Rentier und Herr Lobo die gleiche Frisur haben, man weiß es nicht. Sohn II jedenfalls geht stolz mit Iro zur Kita, ihm ist in geradezu bewundernswerter Weise vollkommen schnurz, was andere davon halten. Was seine Erscheinung betrifft, ist er immer schon über alles Feedback erhaben, es ist faszinierend. Er ist er. Fertig. Ich hätte das als Kind nicht so gekonnt.

Himmel über dem Mariendom

 

Draußen findet derweil ein Wetterchen statt, sogar inklusive halbwegs warmer Temperaturen.

Aprikosen

 

Ich gehe ins Büro, aus dem Büro gibt es wie immer keine Bilder. Fast keine Bilder, denn mein rustikaler Obstsalat kann wohl ruhig abgebildet werden. Im Sommer stelle ich die Ernährung tagsüber auf Obst um, das gehört so. Von regional kann hier aber keine Rede sein, schlimm.

Bier

 

Nach der Arbeit in den Park. Wir haben in diesem Stadtteil, was sicher nicht alle haben, wir haben einen wirklich funktionierenden Park. Also einen Bilderbuchpark, in den alle gehen. Um zu spielen, um sich zu sonnen, um zu lesen, zu essen, zu trinken, Gitarrre zu üben, Fußball zu spielen, in die Gegend zu starren, zu reden. Der Park ist weder besonders groß, noch besonders schön, aber es ist unserer. Es gibt Gastronomie, es gibt Stühle, es gibt Toiletten. Und wenn man lange genug dort herumsitzt, dann trifft man den ganzen Stadtteil – das ist in der Kommunikation manchmal sogar wesentlich effizienter als Facebook. So ein Park ist das.

Stefan Zweig: Balzac

 

Da kann man also sitzen und lesen, zum Beispiel das letzte Buch von Stefan Zweig, von dem mir die erste Seite zwar sehr bekannt vorkommt, der Rest aber überhaupt nicht. Vermutlich vor Jahren schon einmal angefangen und dann doch davon abgekommen. Jetzt aber!

Pommes

 

Dazu ein wenig Gemüse, der Mensch lebt nicht von Obst alllein.

Erdbeere

 

Wobei etwas Obst aber auch noch geht.

Herzdame

 

Es ist heute übrigens etwas irritierend, ganz schnell zwischen der Herzdame und einer Erdbeere hin und herzusehen. Gucke ich also lieber wieder ins Buch. Mache zwischendurch die Augen zu und höre mir diese Parkgeräuschkulisse an, dieses Gemisch aus Stimmen und Straßenverkehr und Vogelsang und auftippenden Bällen und aufploppenden Flaschen und bellenden Hunden und Flugzeugen und Musik von irgendwo. Zu und zu schön.

Schriftzug "Frei sein"

 

Auf dem Heimweg sehe ich überall diese Schrift, von einer Künstlerin großzügig im Stadtteil verteilt. Alle paar Meter sieht man diesen Hinweis, diese Frage, diese Mahnung, was auch immer. Man kann das larifari-eso-trallala-mäßig finden, man kann natürlich auch darüber nachdenken.

Illegal gepartkes Fahrrad

 

Am Straßenrand derweil die katastrophalen Folgen von zu viel Freiheit, die reine Anarchie. Die Gegend verkommt immer mehr, je gentrifizierter sie ist.

Pflanzsets von Meinwoodie

 

Zuhause wartet Post von Ozan. Ozan ist erstens supernett und zweitens der Gründer von meinwoodie, einem Öko-Startup, das gerade in der Crowdfundingphase ist. Und nein, das ist keine bezahlte Werbung, die Idee des Unternehmens finde ich einfach sympathisch. Die Söhne haben jetzt jeder einen Topf, mal sehen, was daraus wird. Eigene Zucchini! Demnächst hier also auch ein Gartenblog, warum auch nicht.

Sommerlektüre

Es wird wohl doch wieder Sommer, zumindest fühlt es sich heute einmal so an. Es geht sogar schon auf die Urlaubszeit zu. Ich habe in wenigen Wochen ein paar Wochen Urlaub, ich fahre erst in die Berge, dann ins platte Binnenland, dann ans Meer. Eine ausgefeilte Planung, man macht sich keinen Begriff. Und auf meinem Stapel ungelesener Bücher liegt bei näherer Betrachtung gar nicht genug geeignete Ferienlektüre, ich bin da ja ein wenig jahreszeitenempfindlich. Da liegt leider eher Herbst und Winter, da liegt Regen und Nebel und Dunkelheit und Sofakuscheln und hochseriös. Ich brauche aber Sommer und Licht und Reise und Hollywoodschaukel – gibt es überhaupt noch Hollywoodschaukeln? –  und warm und lässig.

Vorzugweise Erzählungen, zur Not auch Romane. Vorzugsweise aus Europa, sehr gerne aus den kleineren Staaten, sehr gerne nicht komplett trostlos, aber auch keine reine Comedy. Gerne aktuell, das muss aber nicht sein. Wenn jemand Empfehlungen hat – ich freue mich, vielen Dank. E-Book oder Print ist vollkommen egal, Hauptsache Buchstaben.

 

Wie man medienpädagogische Entscheidungen trifft

Wenn man mit einem Erstklässler durch die Stadt geht, achtet man gezwungenermaßen viel mehr auf Werbung, als man es jahrelang gewohnt war. Denn das Kind liest natürlich dauernd ab, woran es vorbeikommt, es kann nicht mehr an Buchstaben vorbeisehen. Man diskutiert also dauernd kryptische Werbebotschaften – und stellt überrascht fest, dass ein enorm hoher Anteil bei Kindern gar keine Chance hat. Völlig unbegreiflich, was da steht, ohne weitere Bezüge oder Produktkenntnisse gar nicht zu verstehen, ohne Englisch nicht zu deuten, ohne Erwachsenenhumor komplett witzlos. Man muss wohl erstaunlich viel Werbung kennen, um Werbung zu verstehen.

Sohn I und ich steigen aus der U-Bahn, da wird auf dem Bahnsteig mittels Riesenposter für Ferris MC geworben. Den Herrn kenne ich nicht, ich bin popkulturell seit Jahren einigermaßen abgehängt. Der Sohn kennt ihn auch nicht und weiß nun nicht, ist Ferris MC irgendeine englische Vokabel, heißt der Mann auf dem Bild da so – oder geht es wieder um etwas ganz anderes, und er versteht es erst nächstes Jahr? Ich verstehe immerhin, dass es um einen Musiker geht, das erkläre ich ihm auch und zack, findet er den gut. Das Bild ist nämlich ziemlich düster, das sieht nach Krimi aus und hey, Musik UND Krimi, wie toll ist das denn.

Und weil wir 2015 haben und totale Topchecker sind, sehen wir auf dem Handy in der Youtube-App eben nach, was der Typ so macht. Und weil man als Vater immer einen medienpädagogischen Auftrag hat, sehe ich noch in der Wikipedia genauer nach, was es mit dem auf sich hat.

Dabei stelle ich fest, dass der Herr nur bedingt grundschulkompatibel ist. Und dass er bei Deichkind mitmacht, die ich zwar auch nicht kenne, von denen aber alle dauernd reden, die sollen ja gut sein. Da kann man also auch mal eben nachsehen, was die eigentlich so machen, wenn man schon dabei ist. Auf Youtube und in der Wikipedia, und bei Gefallen kann man das dann auch gleich alles bei Spotify in der Playlist des Sohnes festhalten, so weit sind wir ja auf der Höhe der Zeit. Durch die Welt gehen und das Wissen der Welt nutzen, das man immer in der Hosentasche dabei hat, so findet Lernen heute statt. Finde ich. Der Sohn findet eher, dass man dadurch lernt, sich sämtliche Videos eines Künstlers mehrfach anzusehen, erklärt er mir. Am besten zuhause auf dem Sofa. Ich höre ihm allerdings nur bedingt zu, in meinem Hirn ist nämlich schon ganz zu Beginn dieser Szene ein Schalter umgelegt worden, und zwar bei dem Wort Ferris. Da wechselt mein Hirn vollautomatisch und unweigerlich auf die Spur “Ferris macht blau”, die Älteren erinnern sich. Und dann erinnere ich mich an diesen Film, der so gut nun auch wieder nicht war, wirklich nicht, den aber alle damals gesehen haben, alle, alle. Und sogar mehrfach, wenn irgend möglich, das war einer der Filme, für die es dann Videotheken gab, dafür wurden die erfunden. Das war ein überaus wirkungsmächtiger Film, gar keine Frage, da konnte man Szenen mitsprechen. Unser eigenes Schulschwänzen war nach diesem Film nichts mehr wert, es war völlig unkomisch, komplett herabgesetzt und machte gar keinen Spaß mehr. Schlimm.

Und dann fällt mir ein, wie lange dieser Film schon her ist, ich rate etwas herum und denke an Mitschülerinnen,m mit denen ich den damals gesehen habe. Dann sehe ich auch das lieber einmal genau nach, meine Güte, doch schon so lange. Und für einen Augenblick fühle ich mich ob dieser Erkentnis sehr, sehr alt, aber leider nicht ebenso weise, weswegen mein Hirn nur eine nicht sehr geistreiche Bemerkung zu diesen meinen Gedanken zustande bringt, die ich dann seufzend vor mich hin murmele: “Ja, ja.”

Es ist ein senioriges „Ja, ja”, es wächst einem irgendwann einfach so zu.

Der Sohn freut sich allerdings sehr über dieses ja, ja, er bedankt sich bei mir, seltsam aufgeregt sogar, wofür genau bedankt der sich jetzt eigentlich? Ich bin etwas verwirrt, und es bedarf dann einiger Minuten vorsichtiger Nachfragen und sorgsamer Rekonstruktion, bis ich darauf komme, dass mich der Sohn genau während meiner nostalgischen Anwandlungen gefragt hat, ob er nicht am Abend reihenweise Deichkindvideos sehen könne. Am besten alle. Und mein “Ja, ja” kam dann genau in dem Moment, in dem er mich erwartungsvoll und ohne große Hoffnung ansah, während ich das Handy sinken ließ.

So werden nämlich medienpädagogische Entscheidungen in dieser Familie getroffen. Unter Einbeziehung modernster Technik und mit ganz viel Nachdenken. Ja, ja.

 

Kurz und klein