Die Tarte Tatin ist natürlich nicht irgendein Kuchen, das ist eine sehr, sehr französische Angelegenheit mit dazugehörigem Mythos von den beiden Damen Tatin. Da ist es besser, man lässt Fachleute ran, in diesem Fall also z.B. eine Französin. Wir haben dafür Patricia besucht, eine langjährige Freudin der Herzdame. Patricia hat die richtige Nationalität, sie hat außerdem damals eine wichtige Rolle bei unserer Hochzeit gespielt, sie ist Patentante von Sohn II und der Familie also auf so manche Art verbunden – und jetzt auch per Blogeintrag.

Patricia hat ein Händchen für Deko und Einrichtung, weswegen man nach einem Besuch bei ihr immer ein seltsames Gefühl empfindet, wenn man wieder nach Hause kommt und das eigene heruntergewirtschaftete Chaos betritt, das man so Wohnung nennt. Sie wohnt irgendwie immer dekorativer als wir, obwohl sie auch zwei Kinder hat.

Bei Patricia sieht immer alles gut aus, ist nett arrangiert und wohlüberlegt. Bei Patricia schmeckt auch immer alles, was sie wie nebenbei in der Küche zusammenrührt, ich bewundere das sehr.

Ich rede mir manchmal ein, dass das mit dem Essen daran liegt, dass sie dauernd so viel Lebensmittel aus Frankreich mitbringt, aber im Grunde kann man das natürlich nicht glauben.

Sie kann es einfach. Jedesmal, wenn wir bei ihr waren, denken wir hinterher ein paar Tage lang, das wir das doch auch können müssten! So mit Liebe kochen, alles so nett anrichten und einrichten, überhaupt so gepflegt herumleben. Zumindest ein wenig! Dann legen wir zaghaft zwei Weintrauben neben den Käse auf dem Abendbrottisch, aber es ist irgendwie doch nicht vergleichbar. Wir bleiben stets bemüht, mehr ist es nicht.

Tarte Tartin also, wir brauchen zunächst mal einen Mürbeteig, Pâte Brisée, wie die Fachfrau sagt. Es geht los.

Für den Mürbeteig brauchen wir:
200 g Mehl
100 g Butter
10 g Zucker
1 Ei
1 Prise Salz


Butter in Flöckchen in eine Schüssel geben. Mehl dazusieben (Patricia siebt wirklich, war klar), das Ei, Zucker und Salz dazugeben. Alles sehr gut verkneten, zu einer Kugel rollen und in Frischhaltefolie etwa eine Stunde kaltstellen.

Patricia backt übrigens nach diesem Buch hier, es macht schon einen etwas abgelebten Eindruck, wie es sich für wirklich anwendbare Kochbücher gehört.

Wir brauchen außerdem:
Etwa 600 Gramm Äpfel
150 Gramm Zucker
75 Gramm Butter
Etwas Zimt

Die Äpfel werden in wirklich dünne Scheiben geschnitten, nicht etwa in norddeutsche Apfelkuchenkeile. Dünn!


Butter in einer Pfanne erhitzen, Zucker zugeben und schmelzen lassen. Dann kommen die Äpfel und der Zimt dazu.



Das sieht gut aus, das riecht auch gut, da kommen, wenn die Fenster offen sind, sämtliche Kinder aus dem weiteren Umkreis des Hauses wie zufällig vorbei und fragen, ob es vielleicht bald Kuchen gibt. Die Äpfel sind nach kurzer Zeit hübsch bräulich karamellüberzogen.
Den Teig auf einer bemehlten Fläche ausrollen, was Patricia hier übrigens nur wegen des besseren Lichts auf dem Wohnzimmertisch macht, normalerweise machen das auch Menschen aus Frankreich eher in der Küche. Prüfen ob die Größe reicht!




Die karamellisierten Äpfel kommen in die Kuchenform, der Teig kommt auf die Äpfel, es wird kunstvoll ein Rand gebastelt und alles wird vorsichtig festgedrückt. Ich hoffe, die Bilder sprechen hier einigermaßen für sich.







Backofen vorheizen. Nach dem Backen – bei 180 Grad etwa 20 Minuten, Patricia backt nach Gefühl – wird die Form beherzt gestürzt, ein Moment, der nicht ohne Spannung ist.




Im besten Fall sieht das Ergebnis etwa so aus:

Man isst es mit Vanilleeis und Sahne. Und mit erheblicher Begeisterung, versteht sich.


Laut Original-Rezept isst man es in Frankreich übrigens mit Crème fraîche, bzw. mit geschlagener Crème fraîche. Da sagt Patricia aber, es müsse gute Crème fraîche sein, womit sie vermutlich eine Qualität meint, die hier nicht im Kühlregal steht. Es gibt anscheinend etliche Möglichkeiten zwischen Crème Fouettée und Crème Chantilly, gerade bei Milchprodukten gibt es doch ein paar entscheidende Differenzen zwischen Frankreich und Deutschland, man rede nur einmal über Butter. Mit Vanilleeis und banaler geschlagener Sahne schmeckt es auf jeden Fall großartig.
Und das alles ist, so sagt Patricia, total einfach und macht sich nebenbei, während man kocht. Die Herzdame denkt darüber noch nach.
