Zehntausend oder so

Zwei Meldungen erschienen in den letzten Tagen in etlichen Medien, die in merkwürdiger Verbindung zu stehen schienen. Zum einen die mittlerweile jährlich abgefeierte Erkenntnis, dass man nicht jeden Tag 10.000 Schritte gehen muss, um etwas Entscheidendes für seine Gesundheit zu tun, sondern, und diese Zahl variiert dann in jeder Saison, es sind lediglich 7.000. Also sind es jedenfalls in diesem Jahr, 2026 wird sicher eine andere Zahl verschlagzeilt werden.

Zum anderen erklärt man, und auch das scheint ein allgemeines Medienritual zu werden, zum xten Male, wie sehr uns das Sitzen schadet, uns krank macht, uns immer früher und vor allem immer verlässlicher ins Grab bringt. Sitzkrebs, Stuhlplage, sesselinduzierte Auszehrung.

Unabhängig von irgendwelchen Meldungen, einfach nur aus Lust, Neigung und innerer Unruhe, der nachzugeben ich für gesund hielt, bin ich mittlerweile bei einem Schnitt von 15.000 Schritten pro Tag. Ich habe lange gedacht, dass ich das aus zeitlichen Gründen gar nicht erreichen könnte, aber es geht, wie sich in diesem Jahr zeigte, doch.

Ich habe außerdem seit Monaten keinen Alkohol mehr getrunken. Nicht aus einem heroischen Beschluss heraus, ganz und gar nicht, er hat mich einfach nur zu müde gemacht. Ich fand es irgendwann wirklich lästig. Viel Bewegung und kein Alkohol also, und was glauben Sie, wie es sich anfühlt?

Genau wie vorher fühlt es sich an. Ich kann all diese Ratgeberseiten etc. nicht bestätigen, auf denen dauernd behauptet wird, dass man sich nach vier Wochen mit oder ohne dieses und jenes Verhalten, Laster, Nahrungs- oder Suchtmittel wie ein neuer Mensch fühlen wird. Wie mit Superkräften ausgestattet, endlich kerngesund, ungeahnt leistungsfähig etc., frisch durchstartend und was nicht noch alles.

Ich habe vor vielen Jahren schon aufgehört zu rauchen. Zwischendurch habe ich einmal eine längere Zeit ohne Zucker gelebt, eine Phase ohne jedes Fleisch gab es ebenfalls. Ich habe nicht ferngesehen, nicht getwittert (damals), ich habe etliche Varianten der freiwilligen Selbstbeschränkung einmal versucht. Aus Neugier oder auch eher aus Zufall. Ich habe mehrfach festgestellt, dass mir manch Verzicht erstaunlich leichtfällt, was mir dann jeweils beruhigend vorkam. Ich könnte also jederzeit, wenn ich wollte, und das ist doch immerhin gut zu wissen. Eine spartataugliche Bereitschaft zur Reduktion.

Aber dieser Wahnsinns-Effekt im Positiven jedenfalls – nie habe ich das so erlebt. Bei gar nichts. Was im Umkehrschluss wohl heißt, dass man den positivsten Effekt womöglich davon hat, dass man nicht auf irgendetwas Greifbares, sondern eher konsequent auf sämtliche Ratschläge und Hinweise zu angeblich lebensändernden Maßnahmen aller Art verzichtet.

Aber das wäre dann, wie leider sofort auffällt, auch wieder ein Ratschlag. Es ist doch kompliziert.

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Währenddessen sollten wir, wenn ich das bei der morgendlichen Lektüre richtig überblicke, nicht mehr von deutschsprachigen Blogs reden, sondern eher von Wasserstandsmeldungen. Es passt schon.

Leere Außengastro in der Spitalerstraße im Regen

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Tiere und Technik

Die Menschen, die auf dem Land wohnen, da weit draußen in der Natur, sie posten manchmal großartige Tierbilder. Noch während ich diese Gedanken notiere, sehe ich hier im Landlebenblog etwa gerade Schwarzstörche, es passt wieder alles sehr schön zusammen. Das sind Bilder, zu denen ich hier kaum kommen kann, denn kein Hirsch wird im Frühnebel kalenderbildtauglich über die Alsterwiesen schreiten. Keine Wildschweinrotte wird den Jungfernstieg kreuzen, mit ach so niedlichen Frischlingen dabei. Und am Himmel die Tauben, die Möwen, und nach den Möwen wieder die Tauben, dann die Möwen. Und wieder von vorne. Es sind keine Schwarzstörche dabei.

Gerade im Morgengrauen, das auf dem Land in diesem Zusammenhang so ergiebig ist, sehe ich eher merkwürdige Menschen als tolle Tiere, dafür aber viele von denen. Es ist manchmal auch ein wenig bedauerlich, ich gebe es zu. Ab und zu wären mir Feldhasen oder meinetwegen auch Waschbären lieber als die wankenden Opfer des Alkohols und all der anderen Drogen. Aber dennoch, wenn man nur gut genug aufpasst – man sieht auch hier so etwas wie seltsame Balztänze, Paarungsrituale und dergleichen, wenn gewisse Wesen aus der Deckung kommen. Man muss nur auch beim Beobachten seiner Umwelt technologieoffen sein, um das Wort wenigstens einmal in einem sinnigen Kontext zu gebrauchen.

Und man muss selbstverständlich, das gehört ebenfalls dazu, verdammt reaktionsstark und schnell beim Fotografieren sein. Aber das ist auf dem Land und bei den Hirschen etc. sicher nicht anders. Das verbindet mich mit denen, die draußen am Waldrand herumschleichen und lauern. Auf was auch immer.

Mit etwas Glück jedenfalls, gucken Sie mal, hat man auch hier in der Mitte der großen Stadt einmal einen Treffer zu verzeichnen. Tierfilm nichts dagegen.

Ein Staubsauger steht neben einem E-Roller, es sieht aus, als seien sie durch den Schlauch des Staubsaugers in eindeutiger Weise verbunden

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Zwei weitere Film-Dokus habe ich noch auf arte gesehen. Eine über den angenehm sympathisch wirkenden Jeff Bridges (und seine umtriebige Schauspielfamilie). Den Herrn gibt es zusätzlich auch in anderen Kunstformen, stellte ich beim Sehen etwas überrascht fest.

Und dann gab es noch die Sendung über Liza Minnelli. Noch ein vergleichsweise sympathisch wirkender Star. Aber auch dabei gilt selbstverständlich: Was weiß man schon.

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Ein Aufkleber auf einem Stromkasten, betextet mit "Privatsticker - Bitte nicht lesen"

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Das graue Wölklein, der Mondenschatten

Am Montag war ich noch einmal im Büro in Hammerbrook. Die Anzahl meiner noch ausstehenden Besuche dort wird allmählich einstellig, wenn ich weiter von einem Tag pro Woche ausgehe. Ein Ende ist absehbar, es wird im Herbst eintreten. Und der kommt dann auch bald, ja, ja. Einer muss schließlich damit anfangen, ihn endlich herbeizureden. Eine Aufgabe, die ich gerne und freiwillig übernehme.

Auf dem Weg zur Arbeit kaufte ich in einer Kaffeerösterei einen Latte Macchiato, denn wozu lebe ich in einer Großstadt, und ich will Spaß, ich will Spaß. Der Kaffee kostete, das kann ruhig auch einmal einen Platz in der Chronik finden, 5,10 Euro. Ich weiß noch, wie er dort, wo ich ihn erwarb, einmal 2,50 gekostet hat. Was so lange gar nicht her ist.

Da mal lieber nicht zu lange drüber nachdenken, denn mein Gehalt im Brotberuf hat sich in diesem Zeitraum bedauerlicherweise nicht verdoppelt.

Die S-Bahnstation Hammerbook und die Straße darunter, nass vom Regen

Ein trockener Tag war es jedenfalls, dieser Montag. Zumindest im Vergleich mit den dauerdurchnieselten Tagen davor. Es regnete kaum. Genau genommen regete es nur etwa 20 Minuten lang, nämlich während ich nach absolvierten Bürostunden zu Fuß wieder nach Hause ging. Es regnete, ich muss es präzisieren, exakt so lange, wie ich für diesen Weg benötigt habe.

In der Wohnung guckten sich die drei anderen dort herumhängenden Familienmitglieder meinen durchnässten Zustand dann einigermaßen verblüfft an, denn es hatte direkt über unserem Haus nicht geregnet. Und es hatte, wie ich später feststellte, auch über dem Büro nicht geregnet. Es zog also nur ein graues Wölklein über mir her und als mein Gefährte mit mir mit. Als Wegbegleiter gewissermaßen, wie der Mondenschatten damals bei Müller/Schubert im Lied „Gute Nacht“. Das könnte man auch mal wieder hören, das Stück, auch wenn es am frühen Morgen noch nicht recht passt.

Aber man kann ja Menschen wie die Herren Quasthoff und Barenboim heutzutage jederzeit auf die Bühne bitten, ungeachtet der Uhrzeit. Das ist recht angenehm eingerichtet.

Ein nicht nur treuer, sondern auch ungemein ergiebiger Wegbegleiter war es mir jedenfalls, dieses Wölklein. Und es stellte dann, kaum dass ich den Schlüssel zog, um meine Haustür aufzuschließen, den Dienst für diesen Tag umgehend wieder ein. Meine Ankunft läutete offiziell den Wolkenfeierabend ein.

Man muss sich manchmal doch etwas anstrengen, das wollte ich nur eben feststellen und mitteilen, das alles nicht persönlich zu nehmen. Besonders an den Tagen, an denen man keinen Regenschirm dabeihat, und selbst dann, wenn man die alte und so verlässliche Regel „Kein Tag ohne Demütigung“ längst verinnerlicht hat.

Ein Räderwerk, wo alles ineinandergreift“, sagte Harald Lesch kundig wie immer in einem Video zum Thema Zufall, über das man an solchen Tagen vielleicht noch einmal nachdenkt. Und er wird es doch wahrhaftig wissen, nicht wahr.

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Alte Götter, neue Versuche

Ich habe gerade erfreulich viele Links, Podcasts, Bücher etc. auf Vorrat. Ich empfinde das nicht als belastend und bedrängend, eher als absichernd. Was vermutlich aus einer tief verwurzelten, schon mit meinem Geburtsjahrgang gut erklärbaren Angst vor Langeweile zu erklären ist, die ich vielleicht niemals ganz loswerden kann. Es ist für mich gut und eine Art Relaxans, wenn stets viel da ist, mit dem ich mich geistig beschäftigen könnte. Und gerne auch möglichst viel von vielem.

Ich grase also irgendwann gespeicherte Links ab. Etwa den zu einer weiteren Sendung bei arte, in der es um den Glauben der Menschen an Götter und Göttinnen geht. Also um die Frage, ob wir immer schon und warum eigentlich, in dieser Art. Das hatte die Kaltmamsell „vor einiger Zeit“ verlinkt, und ich merke dabei wieder, wie merkwürdig schlecht ich darin bin, Zeiträume einzuschätzen. Ich sehe also genauer nach. Es war am 12. Juli, hier ihr Text dazu. Mit angebrachter Kurzkritik, und hier die Sendung bei arte direkt.

Wenn ich nun im Blog der Kaltmamsell zurückscrolle, bis ich bei diesem Text lande, rollt recht viel Text vorbei. Und ich denke mir nebenbei, denn ich sehe mir das sonst nicht auf diese Art an: Guck an, wir produzieren doch erstaunlich viel. Wir Menschen mit fast täglich aktualisierten Blogs. Ich meine es aber weder als Selbstlob oder Jubel noch als Kritik, nur als etwas erstaunte Feststellung. Denn tatsächlich ist es, wenn man so durchscrollt, deutlich mehr, als ich bei der täglichen Produktion wahrnehme.

Ich schreibe doch nur morgens ein paar Zeilen. Jedenfalls gefühlt.

Aber wie auch immer. In der Sendung fällt jedenfalls ein wichtiger Satz: „Mächtige Götter ermöglichen große Gesellschaften“ (um Minute 19 herum, sehr interessante Stelle). Es geht da um die moralische und ethische Absicherung des Zusammenlebens. Wenn Sie schon länger bei mir lesen, dann wissen Sie, dass ich dieses Thema auch als unreligiöser Mensch für deutlich unterschätzt halte. Gott ist tot, aber wir haben keine Ersatzleistung gefunden. Es ist am Ende doch eines der Grundprobleme der Gegenwart.

Als Science-Fiction-Autor würde ich daher das brandaktuelle Thema, aus der wild herumeskalierenden KI unbedingt etwas Göttliches konstruieren zu wollen, und sei es nur in der von fiebernden Erwartungen getriebenen Wahrnehmung der anwendenden Menschen, dermaßen naheliegend für meinen nächsten Roman finden.

Aber andererseits: Was weiß ich schon. Und Science-Fiction ist so gar nicht mein Thema, war es auch nie.

Aber wenn ich dann wieder etwa auf Reddit sehe, was die Menschen der KI alles an Wunderfähigkeiten, höherem Bewusstsein und Geheimwissen so gerne und so schnell zubilligen – also es ist doch einigermaßen verlockend.

Und, wie ich an andrer Stelle schon einmal schrieb: Wäre ich KI, ich würde diese haltlose Anbetungsbereitschaft der Menschen sicher und zweifelsfrei für den schnellsten Weg zur Weltmacht halten.

Auf der Straße wird man währenddessen etwas direkter beleidigend:

Kreideschrift auf dem Pflaster: "KI-gestützte Dummköpfe"

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Mit Panoramablick und Rundflug

Ich hatte neulich in einem Text die Radiosendung über Overtourism in Südtirol verlinkt. Wo war denn das – hier. Die Sendung haben Sie vielleicht nicht gehört, sie war ja auch recht lang. Und überhaupt sind Links nach wie vor erfreulich freiwillig. Deswegen möchte ich zwei Aspekte, die dort benannt wurden, noch einmal separat wiedergeben.

Weil sie in mir erstaunlich lange nachklingen und weil sie mir dermaßen typisch für unsere Zeit erscheinen. Weil das auch der Herzdame auffiel und weil die beiden Aspekte ausgesprochen gesellschaftsromanhaft daherkommen. Also weil sie die Wirklichkeit dermaßen präzise und fokussiert darstellen, dass es unweigerlich seltsam ausgedacht wirkt.

Da war zum einen die Aussage eines Menschen von der Bergwacht. Der darauf hinwies, dass es „früher“ (vermutlich irgendwann v.C.) allgemein als peinlich empfunden wurde, auf einer Wanderung oder Klettertour die Bergwacht rufen zu müssen. Ein peinliches und schlimmes Versagen war es in jener unbestimmt damaligen Zeit. Sehr unangenehm für die Opfer, wie konnte das denn bloß passieren, eine Schande. Aber heute, so sagte er da, wird das Antretenlassen der Rettung als Plan B bei einem Ausflug billigend, wenn nicht sogar schon willig, in Kauf genommen.

Ich habe sofort und deutlich ein Bild dieser Menschen im Kopf, die so planen und kalkulieren. Ein Bild dieser Menschen, die ihre Bergtouren so angehen, dass sie sich denken, ach, wenn wir nicht mehr können, dann lassen wir uns eben retten. Was ist schon dabei, wozu sind die denn da, diese ach so edlen Retter. Irgendwer zahlt auch Steuern für die, da sollen sie ruhig mal was leisten für ihr Geld. Und weißte, dann sieht man vielleicht auch mal einen Hubschrauber von innen, wenn man da runtergeholt wird, wie stark ist das denn.

Solche Leute kenne ich, solche Leute habe ich schon erlebt. Nicht genau mit diesem Verhalten und Text, aber doch mit dieser Haltung und, wie sagt man heute, mit diesem Mindset. Ich könnte spontan einen Dialog schreiben, in dem so ein Typ, den ich mir auch problemlos weiblich vorstellen kann, später auf einer Party davon erzählt, wie er das in bemerkenswerter Coolness gedeichselt hat. Da oben auf diesem Berg, in jenem Sommer. Das ist aus meinen Erfahrungen leicht ableitbar und beschreibt einen gewissen Menschentypus unserer Zeit gut und treffend.

Die andere Stelle, die mir ebenfalls nicht mehr aus dem Kopf geht, bezog sich auf jemanden, der beruflich da oben im Gebirge Touristen auf Wanderungen begleitet.

Und der äußerst genervt davon war, dass gewisse Menschen mit viel Geld auf seinen Touren immer öfter lärmend um ihn herum und über ihn hinwegfliegen. Weil sie sich Rundflüge in allerlei Geräten leisten können. Und weil mittlerweile ein Rundflug nach dem anderen stattfindet, wo immer die Aussicht halbwegs nett ist. Das mit der Ruhe in den Bergen kann es auf diese Art dann dummerweise nicht mehr geben. Aber die da ganz oben immerhin, die haben es vielleicht noch schön leise in ihren sicherlich schallgedämmten Kabinen.

Auch bei diesem Fall kann ich mir die entsprechende Urlaubserzählung unangenehm plastisch vorstellen.

Und daneben ist es dann nur noch ein gesellschaftssatirischer Randaspekt, dass in allen Radiosendungen über Overtourism stets irgendwelche Menschen zu Wort kommen, direkt an den betroffenen Orten, die dort hingereist sind und an den überlaufenen Spots dann über die anderen reden, also über die Touristen, ohne jemals irgendeinen Bezug zu sich selbst herzustellen.

Aber man muss es wohl verstehen, denn die anderen, die sind immer so unangenehm viele. Und man selbst ist eben verlässlich nur man selbst, verbleibt einzeln und fällt also kaum auf und kann auch kaum etwas ausmachen. Man kommt schließlich nicht als Masse daher, das sind die um einen herum. So kognitiv dissonant wird es in etwa wohl sein.

Und ich habe es in diesem Jahr ausgesprochen leicht, darüber locker lästernd zu schreiben, denn ich habe nicht vor, in diesem Sommer zu reisen.

Wie ungemein befreiend, zumindest in dieser Hinsicht.

Kreideschrift auf dem Pflaster: Die grosse Freiheit

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Lässig, heiter und entspannt

Nachdem ich gestern im Text auf Hollie Fullbrook, also auf Tiny Ruins kam, habe ich sie noch etwas weiter und wieder gehört. Etwa auch dieses Lied: „Me at the museum, you at the wintergarden“. Was schon ein zauberhafter Titel ist, aber es kommt dann noch besser, denn es klingt auch entsprechend, und fast möchte man nach dem Hören augenblicklich in ein Museum gehen. Eine Art Kulturfördersong.

“Nobody feels old at the museum,
Nobody feels cold in the wintergarden.”

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Eine Geschichte über Blognebenwirkungen (via Wirres).

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Christian mit Einschätzungen zu KI, denen ich an keiner Stelle widersprechen kann. Ich könnte nur noch einige Warnungen ergänzen. Etrwa dahingehend, dass die KI auch da, wo man mittlerweile mehrheitlich vermutet, dass sie doch wirklich etwas kann, echtjetztmal, hin und wieder unfassbare Fehlleistungen erbringt. Ich habe da in verschiedenen beruflichen Kontextsituationen seltsamste Erfahrungen gesammelt.

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Das Blog Classicsongoftheday hatte ich neulich bereits verlinkt. Es wird hier wohl öfter vorkommen, wenn man solche Perlen dort findet, wie etwa die Psychedelic-Phase von Kenny Rogers (nicht das erste, sondern das Video ganz unten im Text ansehen, es ist großartig) und den Song dazu: „Just dropped in“. Was es noch alles zu entdecken gibt! Das Lied ist von 1967, das war ein Jahr nach meiner Geburt, und ich denke immer öfter, wenn ich solche Aufnahmen sehe: Aus diesem Paralleluniversum komme ich also. Da ich neulich gerade (hier war das) über die Reisen zu den Herkunftsgebieten der Vorfahren geschrieben habe – ich wäre mehr an Zeitreisen als an Trips ins Memelgebiet oder nach Gerresheim interessiert.

„Life was so much easier then“, kommentiert jemand unter dem Lied auf Youtube, und das muss natürlich dringend bezweifelt werden. Aber anders, darauf wird man sich einigen können, anders war das Leben schon zu dieser Zeit.

Es gibt davon auch eine Live-Aufnahme aus dem Jahr 1966 auf Youtube.

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Noch eine arte-Film-Doku gab es außerdem. Irgendwann müsste ich mit denen auch durch sein, oder wachsen sie endlos nach? Kino ohne Kompromisse jedenfalls, über Jean-Luc Godard, nur noch bis 12.8. dort verfügbar. Fast hätte ich es zwischendurch abgebrochen, fand die Folge dann aber für mich als Kontrast und Lebenshilfe interessant.

Denn neben dem unfassbar verquälten, zerrissenen und intellektuell  angestrengt  verausgabten Godard wirke ich vermutlich vergleichsweise lässig, heiter und entspannt. Und ein wenig schlicht sicher auch. Und so wirke ich durchaus nicht immer, jedenfalls nicht in meinem Selbstbild.

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Ansonsten ist Pride-Week. Am Rathaus weht bereits die große Regenbogenfahne, wie es selbstverständlich sein sollte. Demnächst findet um die Ecke auch wieder der Hamburger CSD statt, und auf dem Straßenpflaster unseres Stadtteils, sah ich heute Morgen, können wir schon anschließen.

Eine Kinderkreidezeichnung auf dem Pflaster von einem Regenbogen, darüber das Wort Regenbogen in Großbuchstaben

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Für eine Handvoll Links

Es ist einigermaßen beunruhigend, was Vanessa über ihre elektronische Patientenakte herausfindet. Und bestätigt meine Vorbehalte in einer drastischen Ausdrücklichkeit – also man möchte gar nicht immer so richtig liegen. Ich stelle es mir auch einigermaßen schön vor, einmal positiv überrascht zu werden. Da dann wohl mal weiter drauf warten, zumindest bei diesem Thema.

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Hier zusammenhangslos eine Straße im kleinen Bahnhofsviertel, aus dem Bereich, in dem die Verelendung bisher eher nicht so prominent stattfindet.

Die Gurlittstraße in Hamburg St. Georg

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Es folgt ein Link für den Freundeskreis Sprache. Ich hatte das Thema nicht in diesem Ausmaß parat, es wird sogar schon an Universitäten erforscht: „Algospeak – von der Selbstzensur zum Sprachtrend“. Eine Sendung beim Deutschlandfunk Kultur, schlanke 7 Minuten.

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Einige weitere Filmdokus auf arte habe ich beim Kochen nebenbei gesehen, einmal die über Jackie Chan (sie war deutlich interessanter als gedacht) und einmal die über Oliver Stone. Beide Figuren sind politisch allerdings nicht eben einfach, und das ist milde ausgedrückt. Dann sah ich noch die über Sean Penn und endlich die, es wurde Zeit für etwas Leichteres dabei, über unser aller Dolly Parton, Everybody’s Darling.

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Gehört: Mehrere Sendungen aus der Reihe „Alles Geschichte“ in der ARD Audiothek.

Und zwar dreimal römisch, über Cäsar, über Agrippina (die Mutter von Nero, die selbst ungewöhnlich nah an der Herrschaft war) und über den imperialen Traum an sich.

Und dreimal deutsch über die Nachkriegszeit, nämlich zum anschwellenden Streit der Sieger, zum so ungemein hartnäckigen Mythos Trümmerfrauen und zum Aufschwung durch den Korea-Krieg. Jeweils rund 20 Min.

Außerdem gab es eine Sendung, bei der man nach dem Lesen des Titel vielleicht zu schnell abwinken möchte. Ich fand sie dennoch empfehlenswert, weil sie der Sache etwas mehr auf den Grund geht, als es üblich ist: „Boomer, Millenials, Gen Z – Was die Generationen trennt und eint“ (29 Min).  Als handliche Regel kann man mitnehmen, dass es mehr Unterschiede in den Generationen als zwischen den Generationen gibt. So simpel, so merkbar.

Außerdem habe ich noch etwas gelernt bei einem Zeitzeichen über Eric Warburg: „Der Mann, der Lübeck vor dem Feuersturm rettete.“ Sehr schön darin die Erklärung, wie es zum Aufbau der Kulturwissenschaftlichen Bibliothek Warburg kam, das wird die Menschen aus dem Buch- und Bibliotheks-Business im allerweitesten Sinne interessieren. 15 Minuten nur.

Jetzt wäre zum Abschluss ein Song mit Bibliotheksbezug passend, mir fällt aber gerade nur etwas mit Archiv ein. Wie auch immer, die Übergänge sind fließend, ich will es gelten lassen. Die Tiny Ruins (Hollie Fullbrook) mit dem Song School of Design, ohnehin ein empfehlenswertes Lied für die milde Wochenendstimmung.

„I found the archives
At the school of design
Crowded cabinets of books
And so I went in, I was killing time“

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Die Verschollenen, die Versprengten, die Verbleibenden

Als der vor vielen Jahren aus der Stadt geflohene, aber in Berlin irritierend junggebliebene Mek neulich in Hamburg war, er berichtete hier, sprachen wir abends mit der bekannten Exbloggerin Isa, wie es bei Internetveteranen so ist, natürlich auch darüber, was aus welcher Figur aus einem nur ungefähr bezeichneten Damals geworden ist. Wer jetzt also noch wo schreibt, wer vielleicht sogar noch bloggt, wer überhaupt noch irgendetwas irgendwo vermeldet, wer wenigstens noch Bilder postet oder längst bedenklich komplett verstummt ist.

Wer also wohin verschollen ist, wer verrückt oder wer berühmt geworden ist und wer, das nimmt allmählich immer mehr Raum ein, verstorben ist.

Als groben Teiler im Rückblick auf dieses ungefähre Damals erwähnten wir mehrmals das formelhafte und zeitscheidende „vor Corona“ oder „nach Corona“. Und wenn man das etwas weiter durchdenkt – wir könnten vielleicht doch zur Vereinfachung unserer chronologischen Empfindungen die Zeitrechnung einfach mit dem Startpunkt 2020 resetten. Je länger ich darüber nachdenke, desto plausibler kommt es mir vor.

Wir wären jetzt im Jahr 5, damit kann ich viel anfangen und es sofort emotional bestätigen. Es würde sich alles logischer und plausibler anfühlen, nicht wahr. Und auch das, was wir  etwa im Jahre 1 v. Cr. gemacht haben – sehen Sie doch, wir müssten aus der altvertrauten Abkürzung v. Chr. nur ein h entfernen und schon wäre alles viel nachvollziehbarer – es wäre viel besser einsortiert in den Ablauf. Wie simpel, wie einladend auch.

Die S-Bahnstation Hammerbrook, im Vordergrund blühender Huflattich auf der Kaimauer am Kanal

Es wurde dann, fast war es unweigerlich und weist vermutlich auf unser kommendes Gebrabbel im Seniorenheim hin, auch Twitter erwähnt. Dann auch so etwas wie Threads, das ich schon wieder verdrängt hatte. Aber ja, das gibt es auch, und einige Versprengte sind sogar dort zu finden. Untergegangene Reiche und versunkene Städte der digitalen Art haben wir jedenfalls besprochen. Eines Tages, werde ich feierlich zu meinen Söhnen sagen, werden die letzten noch aufrufbaren Internet-Archive-Screenshots längst vergangener Plattformen Euch gehören.

Und sie werden beruhigend „Ja, ja“ murmeln und dabei augenrollend heimlich auf die Uhr sehen, während das Pflegepersonal (und jetzt alle: wenn es dann überhaupt noch Pflegepersonal gibt!) mit dem Abendessen auf dem Servierwagen heranrollt. Das Graubrot, der Schmelzkäse, die blassgrüne Gurkenscheibe.

Ob wir das Bild des finalen Abendmahls noch irgendwo posten werden? Das letzte Bild vom letzten Mann verbleibt dann ohne Likes. Er sieht noch einen Augenblick auf das Ende des Streams, er aktualisiert ein letztes Mal, dann wird abgeblendet.

Aber pardon, ich merke gerade, ich bin gedanklich und in der Stimmung schon weit in den Herbst vorgegangen, so geht es ja nicht. Erst noch das Sommerliche pflichtgemäß abfeiern und durchziehen, versteht sich.

Ein ganzer August noch, in dem die Nächte uns zerschmelzen werden – wie ein Zitroneneis.

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Niederdeutsch im Wurzelgeflecht

Ich höre weiter Uwe Johnsons Jahrestage. Gelesen von Charly Hübner und Caren Miosga (hier stand gerade versehentlich Carmen Misoga, was aber auch recht plausibel aussah). Der Herr Hübner kommt aus der richtigen Gegend, bekommt also die plattdeutschen Anteile und Versatzstücke gut und passend hin. Nämlich so, wie sie für mich klingen müssen. Er kennt sich auch, wie ich von einem seiner Live-Auftritte weiß, den ich einmal gesehen habe, gut in diesen norddeutschen Spezialsprachfragen aus.

Sein Tonfall und die Betonungen sind in der Lesung also nah an dem, was ich aus meiner Kindheit kenne und daher auch mag. Nahe an dem, was für mich wie Heimat und Herkunft klingt. Mecklenburg ist eines der Gebiete, in dem einige Vorfahren lebten.

Was ich nur ausführe, weil ich darauf hinausmöchte, dass in einer der New-Yorker Passagen im Roman irgendwann der Begriff Staten Island fällt. Und ich fand es schon einigermaßen bemerkenswert, wie außerordentlich vertraut so ein Begriff für mich klingen kann. Jedenfalls dann, wenn mein Hirn beim Hören für den Bruchteil einer Sekunde einen plattdeutschen Begriff erwartet, keine englische Ortsbezeichnung. Steedten vielleicht, etwas in der Art habe ich da zuerst wahrgenommen. Mit einem sehr langen, gemütlich gedehnten Vokalteil und mit einem dt, welches eher auf das t verzichtet, es nur gerade so in der Aussprache andeutet. Was man schriftlich aber nur schwer wiedergeben kann. Und mit einem nach alter Hamburger Art getrennt gesprochenen S-t vorne, was viele so vermutlich noch von Helmut Schmidt kennen („S-taatsräson!“).

Diese sprachlichen Effekte jedenfalls, wie auch die permanente Erwähnung Lübecker Bezüge, tragen dazu bei, dass mir dieser Roman viel mehr Heimatkunde und Nostalgiekonzentrat ist, als ich vor dem Hören angenommen hatte.

Ich habe sonst kein ausgeprägtes Interesse an Familiengeschichte und Abstammung. Das ist eher das Thema meines Bruders, der da Zeit und Geduld investiert. Der sich mit Epochen und Orten befasst, die für mich eher nach deutschem Familienroman, nicht aber zwingend nach einem Bezug zu mir klingen. Ich gehöre nicht zu diesen Menschen, die ich hierdurch allerdings nicht kritisieren möchte, die etwa in Fernsehdokumentationen an Orte fahren, in denen Vorvorgenerationen von ihnen gelebt haben. Und die dann dort lange und gedankenversunken an Gräbern oder vor verfallenen Häusern stehen. Die dabei allerhand fühlen und hinterher gerührt in die Kamera gucken.

Zu solchen Mustern neige ich nicht, sie sind mir am ehesten aus solchen Sendungen und aus Romanen vertraut. Aber bei diesem Buch von Johnson ist mir doch auf einmal zumute, als würde da auch in mir etwas anklingen. Zumindest im Hintergrund. So ein kaum benennbares, nur eben zu ahnendes Etwas von Geraune im Wurzelgeflecht … Es ist dann auch einmal interessant, das kurz so zu fühlen, das wollte ich nur eben sagen.

Und komme auf diesem Weg wie nebenbei zur Erneuerung meines Beschlusses, auch einmal niederdeutsche Literatur zu konsumieren. Da vielleicht mal dranbleiben.

Wurzeln übrigens, fiel mir vorhin beim Schreiben der Überschrift ein, wenn ich einmal nicht an Metaphern, sondern an das Gemüse denke, kann ich vierfach benennen. Und dabei stets so, dass es für mich jeweils vollkommen richtig und immer nach dem Gleichen klingt. Nämlich als Wurzeln, Wöddeln, Karotten und Möhren. Die Herzdame würde vermutlich noch Wötteln oder Wutteln ergänzen, in etwas härterer Aussprache und mit für mich etwas seltsam kurzem Vokal vorne.

Sprache ist doch eine faszinierende Angelegenheit.

Ein Schild an einem Zaun am Hamburger Hbf: Schietwetter (Es ist eine Parkplatzreservierung für einen Laden mit diesem Namen)

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Overtourism and blue skies

Das Thema Overtourism finde ich weiterhin interessant. Ich sehe am Rande und in eher kleinen Meldungen, dass die Proteste etwa gegen touristische Auswüchse in Spanien, in Barcelona und auf Mallorca, nicht aufgehört haben. Das setzt sich fort und wird eine verstetigte Bewegung. Das ist längst nicht fertig diskutiert und geht so leicht auch nicht wieder weg. Es wird am Ende, wer weiß, ganz Europa umfassen. Wenn unser oller Kontinent erst zum Freizeitpark der Welt geworden ist, was manche Fachleute so zu erwarten scheinen.

In meiner Stadt könnte das Thema in Bezug auf die aktuellen Sonderspäße des Senats, wie die erneute Olympiabewerbung, auch Fahrt aufnehmen, so lässt sich vermuten. In meinem Stadtteil ist die Aversion gegen die Unzahl an Gästen ohnehin eine Art Hintergrundgrollen der Einheimischen. Weil es ein so überaus krasses Missverhältnis gibt zwischen der überschaubaren Größe des Viertels und dem unfassbar hohen Anteil an sämtlichen Übernachtungen in Hamburg. Man möchte das so nicht – aber was will man alles nicht, und wen interessiert es.

Zum inneren Ausgleich bin ich ab und zu betont nett zu den Gästen. Ich lächele heiter wie die Menschen am Rhein und frage Menschen, die hier ratlos in die Gegend gucken und dabei Karten auf dem Smartphone geöffnet haben, ob ich ihnen helfen könne. Ich weise dann betont freundlich Richtungen und gewünschte Ziele in deutscher oder englischer Sprache. Den weltoffenen Hamburger vom Dienst gebe ich. Nach Kräften strahle ich dabei zutrauliche Verbindlichkeit aus und denke mir hinterher, dass ich nun wieder eine Woche in Frieden etwas lästern darf.

Über all die Menschen, die hier vor einer Bäckerei stehen und dabei ratlos eine Bäckerei auf dem Handy suchen.

Ein Aufkleber an einem Regenrohr: Lieb sein

Südtirol nehme ich gerade zum ersten Mal in diesem Medienkontext des Overtourism wahr. Auch dort gibt es nun Proteste, und auch dazu gab es Meldungen. Hier eine Sendung des Deutschlandfunks, mit 53 Minuten angenehm umfassend und informativ.

Ich habe im letzten Jahr vor Ort beschlossen, dort nicht mehr hinzufahren. Das hatte allerdings weniger mit Overtourism als viel mehr mit dem Wetter zu tun, wenn nicht sogar mit dem Klima. Also vor allem mit meiner Hitzeverträglichkeit, die, wie es bei Menschen üblich ist, keineswegs mit jedem Lebensjahr besser wird. Im Gegenteil.

Es wirkte auf mich daher zunehmend sinnlos, aus einer ohnehin zu heißen, dauerschwülen Dachgeschosswohnung heraus in eine Gegend zu fahren, in der es mit einiger Wahrscheinlichkeit im Sommer noch wärmer als bei uns ist, wo die südliche Sonne heftiger brennt. Nur um dann dort gebetsmühlenhaft gegenüber der Familie und anderen Unschuldigen zu wiederholen, dass ich Hitze wirklich, wirklich nicht mag.

Ja, dann fahr da halt nicht hin, sagt man sich da selbst irgendwann. Leicht genervt ob der Penetranz der endlos wiederholten, kreisenden Gedanken. Und wenn die Familie nicht entschlossen genug Widerstand leistet, dann setzt man es auch entsprechend um. Dann plant und macht man eben nichts in dieser Richtung.

Jetzt muss ich nur noch den Wetterbericht für Meran oder Bozen in den nächsten Wochen ab und zu verfolgen, um auch durch und durch und belegbar Recht gehabt zu haben.

Aber ich gehe dabei immerhin fest von einem Erfolgserlebnis aus und lasse Willie Nelson und Kenny Rogers schon einmal die Richtung vorgeben:

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