Die anderen 12 von 12 aus dem Juli finden sich wie immer hier bei Caro.
Der matheaffine Sohn baut zum Frühsport Zahlenmauern. Er macht so etwas gerne, auch stundenlang, auch zum Einschlafen. Und auch gerne mit sehr, sehr vielen Kästchen. Interessantes Hobby, aber warum auch nicht. Andere schreiben Tausende von Internetseiten mit Text voll.
Sein Bruder übt währenddessen am E-Piano, da gibt es in der Schule nämlich bald ein Konzert. Und es klingt recht gut, was er da spielt.
Man hört so ein Lied natürlich enorm oft, wenn ein Kind übt. Zu jeder Tageszeit. Es handelt sich im Moment um ein französisches Stück, wir sind hier mittlerweile auch alle textsicher.
Mir fällt am frühen Morgen ein, dass ich am Wochenende eine Lesung habe. Ich suche hektisch nach dem dort vorzulesenden Text, den es gedruckt noch gar nicht gibt. Ich finde ihn, ich drucke ihn, ich erinnere mich ganz dunkel an die Geschichte. Offensichtlich bin ich länger nicht dazu gekommen, die Fortsetzung zu schreiben. Schlimm.
Ich fahre zur Arbeit ins idyllische Hammerbrook. Es regnet, alle sehen nach unten, hängende Köpfe und Schultern. Nicht einmal der Saxophonist an der Haltestelle ist da, und der hat sonst nie frei. Über die Arbeit gibt es wie immer nichts zu berichten.
Abgesehen davon, dass ich mittags Stachelbeeren esse. Stachelbeeren sind super, denn niemand mag Stachelbeeren. Also außer mir. Von Stachelbeeren muss ich nie welche abgeben, nicht im Büro, nicht in der Familie. In den Garten kommen also definitiv mehrere Sträucher mit Stachelbeeren. Vermutlich mögen die Vögel die auch nicht, alles meins.
Ich fahre wieder nach Hause, es regnet, es sieht nach Herbst aus, es wird früh dunkel.
Im Hauptbahnhof schreiben die jungen Leute neuerdings keine wüsten Texte mehr an die Baustellenabdeckwände, nein, da stehen jetzt Kalenderweisheiten. Und man steht davor und murmelt nur ganz leise: “Ja, du mich auch.”
Ich muss wegen eines Termins in die Nähe des Hafens, da liegen die Fleete leer und trübe und grauschlammig vor den Büroklötzen. Und wenn man lange genug wartet, dann regnen sie wieder voll, das ist hier der Lauf der Natur. So schön.
Anschließend gehe ich einkaufen und besorge einen Hotdog-Bastelsatz, natürlich auf besonderen Wunsch eines Sohnes. Dieser Sohn ist dann aber gar nicht zuhause, weswegen ich ihm aus reiner Bockigkeit sofort einen Hotdog wegesse, das hat er nun davon. Ja, die haben es hier auch nicht immer leicht, die Herren Söhne.
Bis zum Frühling muss ich mich aus naheliegenden Gründen in Richtung Garten etwas weitergebildet haben, deswegen lese ich alles, was man mir so als Tipp zuwirft, etwa das Gartenbuch von Jakob Augstein. Ja, das ist der von der Zeitung. Und das ist ein erstaunliches Buch. Der Mann kann zweifellos schreiben, das ist ein gepflegter, aber völlig unangestrengt wirkender Plauderton, dem man die umfassende Allgemeinbildung an jedem Absatz anmerkt. Aber wenn das, was der Mensch über den Garten denkt, etwas damit zu tun hat, was der Mensch sonst noch so denkt – ist das so? – dann möchte man den Herrn Augstein nach Lektüre dieses Buches für einen etwas starrsinnigen Anhänger drastisch ausgeprägter Ordnungspolitik halten, intolerant, festgefahren und dogmatisch. Das aber auf eine wirklich unterhaltsame und humorvolle Art, da habe ich dann also den seltenen Fall, dass ich mit einem Autor nahezu in gar nichts übereinstimme, das aber dennoch interessiert durchlese. Unsere Wege trennen sich schon beim Rhododendron, den ich nicht ausstehen kann, den Herr Augstein aber für unverzichtbar hält. Und er hat die Zeilen dazu mit erhobenem Zeigefinger geschrieben, wie auch immer das genau ging. Man liest es jedenfalls deutlich heraus.Schön illustriert von Nils Hoff, bevor ich es vergesse.
Das 12. Bild ist bei mir wie immer gar keines, das 12. Bild ist ein Musikclip, und zwar eine Empfehlung der Herzdame. Wieso aber hört sie eigentlich Musik aus Holland? Versteht sie das, kann sie Holländisch? Ich müsste sie vielleicht mal fragen, aber man kommt ja zu nix. Schönes Video jedenfalls.
Seid froh, dass es nicht „Für Elise“ ist. Hier Klavier. Täglich. In der Nachbarschaft. Alles fuchtelt an den Fenstern mit Pompoms. Und drückt Daumen, dass es gut voran geht. Und wir in den Genuss eines anderes Stücks kommen. Eines Tages.
Ich mag Stachelbeeren auch als einzige hier. Tatsächlich gab es im Garten auch keine Verluste durch Vögel. Aber keine Angst, ich bin ja weit weg.
Und dass man Lieder klavierübender Kinder häufig hören muss, halte ich für ein Gerücht.
Das würde ja bedeuten, dass sie üben und wenn sie üben, dann klingt es tatsächlich jedes Mal anders.
Hier gibt es zwei Klavierkinder.
Ansonsten freue ich mich auf Gartentipps, ich wurstel mich gerade so mit Trial and Error durch.
Einen Tipp habe ich aber: am Besten immer gleich kennzeichnen, wo man was eingepflanzt hat.
Es ist erstaunlich, wie schnell man vergisst, was man noch gerade eben in die Erde gesteckt hat.
Den Tipp ignorieren, wenn man Überraschungen mag. Dann sollte man aber auch nicht gleich alles rausrupfen, was so wächst, weil man nicht mehr weiß, dass man damit was zu tun haben könnte …
Diese riesige Facebook-Gartengruppe ist sicherlich schon bekannt? Man weiß dort alles, jedes Kräutlein, jedes Käferchen… wehe, jemand möchte mit Unkrautvernichter – oha!
Es gibt ein sehr hübsches norwegisches Gedicht zu Stachelbeeren von Inger Hagerup, worin die schönen, runden Stachelbeeren gebeten werden, nächstes Jahr doch an einem Apfelzweig zu wachsen. Es gibt also durchaus Stachelbeerfans.
Von der Dame gibt es übrigens – apropos Gartenthema – eine ganze Hand voll ganz wunderbarer Gartenpflanzengedichte, die unübersetzt und ob des Wortwitzes/Reimes wahrscheinlich unübersetzbar sind.
Hier auch: Gartenneulandneuling mit Alleinstellungsmerkmal Stachelbeermögerei. Ich werd mir die auch einfach pflanzen. So.
Wappentier, weil mein Vater der Legende nach gesagt haben soll, als er meiner an meinem allerersten Geburtstag angesichtig wurde: „Was ist denn das für ein Igel?“ Aufgrund der schwarzen, stachelig abstehenden Haare. Insider vermuten, er könne damals bereits meinen Charakter treffsicher erkannt haben.
Ich liebe Stachelbeeren! Und mein Wappentier ist der Igel. Ob das kausal zusammenhängt, weiß ich nicht.
stachelbeeren (+ himbeeren) tragen übrigens sogar auf balkons, die ab mittags schatten haben – also perfekt für ungünstige gartenecken.
Herbst. Herr Buddenbohm. Herbst. Heul!
Jetzt habe ich gerade hektisch nachgesehen, ob ich da irgendwo Hilter eingebaut habe, Mannmannmann.
Du hast das böse H-Wort im Text geschrieben. Sehr, sehr böses Wort.
DER Text war weg? Nun habe ich ein kleines bisschen Angst, weil ich doch so sehr gern wissen möchte, wie es weitergeht.
Danke für den Ohrwurm 🙂
Vielen Dank für die 12 der 12. Ik hou van nederlandse muziek, und das kannte ich noch nicht. Vielleicht hat die Herzdame noch mehr so schöne Tipps….
Lieblingssatz heute:
Über die Arbeit gibt es wie immer nichts zu berichten.
Herzliche Grüße Petra
Noch ein Lesetipp:
Das Jahr des Gärtners von Karel Capek
aber kennen Sie vermutlich schon.
Grüße und ich könnte schwören, ich habe Sie gestern mit der Herzdame in der Brandstwiete gesehen, Sie Internetberühmtheit
Isibisi
Jo, das kommt hin 🙂
Stachelbeeren am besten hochstämige, muss man sich nicht so bücken
Mal was anderes: http://de.webfail.com/597e14ace24
Der Sohn erlangt Berühmtheit
Hach, herrlich, ich habe den Eindruck, das Gartendingens bringt nicht nur Schwung in die Buddenbohms, sondern im gleichen Maße in die Leserschaft. Mein Lieblingssatz: *Unsere Wege trennen sich schon beim Rhododendron* – diese neue lyrische Seite mit floralem Bezug… ich steh‘ ja drauf 🙂
Mein Lieblingssatz; „Ich muss wegen eines Termins in die Nähe des Hafens, da liegen die Fleete leer und trübe und grauschlammig vor den Büroklötzen. Und wenn man lange genug wartet, dann regnen sie wieder voll, das ist hier der Lauf der Natur. So schön.“
Spitze!