Ein Text von Maret Buddenbohm, auch bekannt als die Herzdame, die den neuen Garten sehr genießt.
Vorher kannte ich die meisten Mitglieder meiner neuen Whats-App-Gruppe nur sehr flüchtig. Eltern aus dem Stadtteil, mit denen wir bisher kaum Berührungspunkte hatten. Durch das St. Georg-hilft-Projekt änderte sich das damals. Es gab den ersten Kontakt zu einem der Gruppenmitglieder, der zufällig einen Schrebergarten hatte und uns vorschwärmte, wie schön das sei. Wir waren irgendwann angefixt.
Als es dann endlich geklappt hatte, stellte sich nach und nach für uns heraus, dass noch einige weitere Familien aus dem Stadtteil in derselben Kolonie ihre Gärten hatten. Man kam in Kontakt, zeigte sich Gärten und Pflanzen und lud sich zum Kaffee ein. Die Kinder, die sich bisher auch eher flüchtig kannten, begannen ebenfalls, sich zusammen zu rotten und von Garten zu Garten zu tingeln.
Mittlerweile gibt es selbstverständlich die bereits erwähnte Whats-App-Gruppe. Hier findet dann quasi ein digitales Fahne hissen statt, damit jeder weiß, wer gerade da ist und wo es Kaffee gibt.
Letzten Sonntag war ein sonniger, schöner Herbsttag und alle Familien waren im Garten. Jeder arbeitete vor sich hin, die Kinder tobten von einem Garten zum nächsten Garten. Gemischte Altersklassen, Mädchen und Jungen, auch Gastkinder und Kinder, die sich sonst nur vom Sehen kannten. Alles friedlich und harmonisch.
Sohn II ging zwischendurch mal seinen eigenen Interessen nach und schraubte uns mit seinem neuen Akkuschrauber einen Briefkasten zusammen, den jeder Gartenfreund (heißt hier so) an seiner Parzelle haben muss. Dann holte er sich Holz vom Nachbarn und fing an, eine Garderobe zu bauen.
Irgendwann wurde per Whats-App verkündet, wann und wo Kaffee getrunken werden sollte, und man traf sich zu Kaffee und Kuchen. Der eine brachte eine Kanne Kaffee mit, der nächste die Milch, einer Kekse, einer Kuchen. Wir Erwachsenen saßen alle an einer großen Tafel, die Kinder machten Stockbrot über einer Feuerschale.
Danach gab es noch mal einen Gang durch die Gemeinde und eine Inspektion der Gärten, dann ging jeder wieder seinen Interessen oder Pflichten nach. Sohn I hing mit den Mädchen ab, Sohn II reparierte erst der einen Nachbarin ein Gartentor und besserte dann mit einem anderen Nachbarn einen Zaun aus. Ich hörte mir noch stundenlang Vorträge des Gatten über Beete, Stauden und was wo hin soll an. Ganz versunken im Garten, beschäftigt mit Laub harken, dem Schmieden von Plänen und Werkeln.
Erst als abends eine Gartennachbarin Fotos von dem Tag in die Gruppe schickte, habe ich gemerkt, dass ich wieder mal ganz vergessen habe, selbst welche zu machen, was ich wirklich schade finde. Aber vor lauter Bullerbü-Glück kommt man gar nicht mehr zum Fotografieren. Bilder dann vielleicht beim nächsten Mal.
DAS ist Leben. Pure Glückseligkeit. Ich werde ganz neidisch, da aktuell die Zeit für den Garten fehlt und er so vor sich hin vegetiert.
Und, gibt es sie noch, die Schrebergarten-Spießer von früher, denen die Hecken nicht akkurat genug geschnitten sein konnten und die argwönisch alle kleinen Freiheiten neuer Vereinsmitglieder beäugten? Deswegen kam uns früher nie in den Sinn, uns auch um einen Garten zu bemühen.
Ich nehme stark an, dass es sie noch gibt. Wir sind dieser Form der Spießigkeit aber bisher nicht begegnet,
Naja es kommt halt auf die Kolonie und die Statuten an. Aber solche Typen Mensch kenne ich leider auch.
Wie schön sich das liest – richtig nach Lebensqualität! Ich freue mich mit!
Das ist einfach ganz zauberhaft und ich wünsche euch noch viele Jahrzehnte Bullerbü!