Kamma so machen, wa

Sven greift die Apokalypse-Frage auf und kann viel mehr als Patricia und ich. Aber er kennt keine essbaren Kräuter und wird also bald ein Skorbut-Problem haben, so ganz ohne Giersch. Irgendwas ist immer!

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Immerhin kenne ich jetzt seinen Vornamen.

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Ein langer Bericht über einen sehr großen Garten.

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Ich war einen Tag beruflich in Berlin. Berlin war wie immer, sehr warm und sehr freundlich, quasi Urlaubsparadies.

Am Hauptbahnhof habe ich eine längere Zeit skeptisch auf den S-Bahn-Plan gestarrt, ich neige nämlich dazu, mich in Berlin zu verfahren. Währenddessen stand ein telefonierender Handwerker neben mir, der immer nur “Kamma so machen, wa” sagte – und wenn jemand so einen Satz fünf-, sechsmal wiederholt, dann zähle ich unwillkürlich immer irgendwann mit und frage mich, ob er auch noch eine zweistellige Zahl erreicht, wie weit er wohl mit diesem einen Satz kommt. Aber bei der Wiederholung Nr. 12 bin ich dann in meine Bahn gestiegen – und es war auch die richtige Bahn. Kamma so machen, wa.

Ein paar Stationen weiter schließen sich die S-Bahntüren gerade, als eine junge Frau noch reinspringt, in allerletzter Sekunde, wirklich verdammt knapp. Und sie springt nicht irgendwie, nein, sie landet in einer Ballettfigur, wobei ich da vollkommen kenntnisfrei bin, sagen wir also lieber in einer Tanzfigur, filigran und formvollendet jedenfalls, so eine Figur, die Sie und ich nicht könnten, nie im Leben könnten wir die, alle Zehen würden wir uns brechen und dann die Schmerzen im Rücken und in den Knien, schon die Vorstellung! So eine Figur also, bei der man gleich sieht, die macht das wohl beruflich. Musical, Ballet, Showtanztruppe, irgendwas, in Berlin wird es ja einen Arbeitsmarkt in der Richtung geben.

Und die junge Frau richtet sich jedenfalls wieder auf aus ihrem balletthaften tiefen Knicks, lächelnd richtet sie sich auf und das Lächeln ist so ein ganz eigenes, ein ganz privates Lächeln ist das, weil sie vermutlich einfach mag, was sie kann und weil sie gerade mit sich zufrieden ist und weil sie das keineswegs für das Publikum getan hat, sondern weil es eben geht und ihr gerade einfach so in den Sinn kam. Ringsum gibt es auch kaum Reaktionen, hier und da ein anerkennendes Nicken, eher nur angedeutet. Und ich weiß nicht recht, ich kann mich täuschen, aber in Hamburg hätte es vermutlich Applaus gegeben. In Berlin kannste aber mit ner doppelten Drehung in die Bahn springen, auf den Zehenspitzen landen und drei Schritte Spitzentanz anschließen, doch, das ist ja nicht verboten – das ist dann aber erstmal deine Sache. Das kamma so machen, wa. Das muss aber noch lange nicht alle interessieren.

Und ich mag auch das an Berlin.

5 Kommentare

  1. Mein Applaus für deine wunderschön beschriebene Beobachtung wie eine junge Frau piourettierend in die Tram hüpft – plus eine hinterher geworfene Frühlingsblume mit Lächeln im Gesicht…

  2. Leute, die in letzter Sekunde reinspringen, nerven, da sie zu 99% mit irgendeinem Körperteil oder ihrer Tasche in der Tür stecken bleiben und es dann ewig dauert, bis die Bahn weiterfahren kann. Deshalb werden solche Leute hier nicht beklatscht sondern man ist eher genervt. Liebe Grüße aus Berlin. 😉

  3. Als freiwillige Exilberlinerin freue ich mich sehr, einmal lobende Worte über die Stadt und insbesondere vom Attribut als „warm und freundlich wie immer“ zu lesen, äußern sich doch gefühlte 99% der Internetteilnehmer meist völlig gegensätzlich.

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