15 Minuten am Donnerstag

Der Ellenbogen weigert sich nach wie vor, es bleibt hier also kurz und wird vielleicht sogar wieder kürzer, es ist ein Kreuz. Aber ein paar Zeilen pro Tag müssen doch sein, sonst gehe ich seelisch auch noch über die Wupper. Das hier tippe ich gerade nur mit links, was ein Spaß. Aber ich habe ja Zeit. Viel, viel Zeit, noch drei Wochen ohne Büro. Es ist ein wenig absurd, da bin ich einmal im Leben etliche Wochen ohne Bürojob, ich könnte herrlich ein Buch oder sonstwas schreiben, aber ich kann eben nicht. Grotesk.

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Der Wein an der Kirchenwand zeigt alle Farben der Saison, was man im Herbst eben so trägt, es geht den Gewächsen wie den Leuten. In den Büschen werden überreichlich gelbe Beeren angeboten, die die Vögel noch gar nicht interessieren, vielleicht später im Jahr. Auf dem Spielplatz ist kein Mensch mehr, es wird den Eltern jetzt zu kalt, noch stundenlang auf dem niedrigen Mäuerchen an der Sandkiste zu sitzen und überhaupt, die Kinder können auch mal drinnen spielen, wozu hat man das ganze Zeug in den Kinderzimmern denn. Tauben schreiten durch die unberührt daliegende Sandkiste und gehen leer aus, die Kekskrümelsaison ist von einem Tag zum anderen vorbei. Indignierte Blicke, sollen wir jetzt Käfer und Körner essen oder was. Ein Eichhörnchen rennt geschäftig vorbei, keine Zeit, keine Zeit, es empfiehlt ansonsten Eicheln, nahrhaft und köstlich, die Tauben gucken noch viel indignierter und wenden sich ab. Ein leuchtendes Blatt fällt von einer Linde und taumelt langsam im Wind, der den Kirchhof unablässig umkreist. Es fällt dann in Zeitlupe genau auf die unbewegt und verlassen an ihren Ketten hängende Schaukel, es bleibt dort mittig, kitschig und auf eine denkbar banale Art malerisch liegen, aber so ist das mit der Natur, der gelingt auch nicht jedes Bild stilsicher und originell.

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Im Legoladen in der Innenstadt hatte ich meine Kundenkarte vergessen, als Elternteil hat man in solchen Läden Kundenkarten, wenn schon sonst nirgendwo. Ich nahm an, sie würden mich da auch so im System finden können, na klar, sagte die Dame an der Kasse und schob mir schnell einen Zettel hin, ich sollte meinen Namen da aufschreiben. Den kann ich ja auch eben so sagen, sagte ich, mein Name ist Bu – “NICHT DEN NAMEN SAGEN!”

Ich sah die Verkäuferin irritiert an. “DSGVO! NICHT DEN NAMEN LAUT SAGEN!”

Ich sagte ihr, dass das immerhin mein Name sei, und den könne ich ganz sicher nennen, so oft ich nur wolle, Buddenbohm, Buddenbohm, Buddenbohm, nänänä.

Die Auswirkungen der DSGVO sind womöglich die alleralbernsten, die ich je bei einem Gesetz erlebt habe.

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Und übrigens bin ich der Meinung, dass der Innenminister zurücktreten sollte.

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Sie können hier Geld in den nur virtuell vorhandenen Hut werfen, die Firma dankt herzlich, das kann auch nicht jede Firma.

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4 Kommentare

  1. Sie dauern mich wirklich ehrlich ganz außerordentlich.
    Könnten Sie diktieren? Jemandem, der das Diktateaufnehmen beruflich macht? Diese Dienstleistung ist gar nicht so kostspielig – und Sie könnten sich wie der erblindete John Milton fühlen. (Lebensziele.)

  2. Das ist ja wirklich übel mit dem Ellenbogen! Vielleicht funktioniert es ja wirklich mit einer Diktatsoftware… wäre auf jeden Fall wünschenswert! Ach ja, die DSGVO treibt zum Teil schon seltsame Blüten. Allerdings ist das alles doch weniger schlimm, wie Anfang des Jahres angedeutet. Keinen Menschen interessiert z. B., wenn man Google-Fonts verwendet und ich Idiot hab sie „selbst gehostet“! Ein riesiger Aufwand – jedenfalls für mich als Laien. Egal, so etwas erweitert ja in gewisser Weise auch den Horizont. Ach ja, auch ich bin der Meinung, das unser Bayern-Horst dringend zurücktreten sollte… und das ganz dringend!
    Viele Grüße von
    Margit

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