Beschwerden

Es gab hier bittere Beschwerden aus dem Kinderzimmer, weil wir nicht rechtzeitig in Paris waren. Die Söhne hätten Notre-Dame nämlich noch in Gänze sehen können, sagen sie, mit Dach und kleinem Turm und allem, hätten wir die Stadt denn in den letzten Jahren wenigstens einmal besucht. Überhaupt wollten die Söhne seit quasi immer schon nach Paris, hätten wir bloß mal auf sie gehört! Nun ist mir einerseits ihr reges Interesse an der gotischen Architektur bisher gar nicht aufgefallen und meine enthusiasmierten Erklärmonologe zur Backsteingotik in der Lübecker Marienkirche etwa verhallten nach meiner Erinnerung dort eher ungehört, andererseits – Recht haben sie.

Ich plane jetzt die nächsten Urlaube einfach nach grob geschätzten Brandrisiken bei den Stätten des Weltkulturerbes, vielleicht kann man das auch irgendwo nachlesen, man kann ja fast immer alles irgendwo nachlesen. Vielleicht ist in einer Kirche oder einem Palast noch offenes Feuer erlaubt, da müssen wir dann zuerst hin, logisch. Oder sollen wir doch lieber erst einmal alles abklappern, was allzu dicht am Meer steht, wegen des Klimawandels und des steigenden Wasserpegels und so? Noch schnell ein Foto vor dem Absaufen? Da liegen wir dann mit dem Bauernhof auf Eiderstedt gar nicht falsch. Oder machen wir einfach Urlaub im Schrebergarten, noch einmal Insekten genauer ansehen, denn wer weiß? Es ist überaus kompliziert.

Aber egal. Zumindest 2019 haben wir eh schon gebucht.

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Musik! Auf Youtube schreibt übrigens jemand, dass die Orgel das Feuer überstanden hat.

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Und übrigens bin ich der Meinung, dass der Innenminister zurücktreten sollte.

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5 Kommentare

  1. Ich muss ja nun die ganze Zeit an die Band „Geier Sturzflug“ denken, die in meiner Jugend sang „Besuchen Sie Europa… so lange es noch steht“…. Gut, da ging man von anderen Gefahren aus, aber irgendwie….

  2. Der Michel ist auch schon mal abgebrannt. Ich bin sicher, dass Notre Dame wieder aufgebaut wird. Geht ihr halt die neue Version angucken.

  3. Haben die Kinder sich auch beschwert, dass sie nicht früh genug gezeugt wurden, um die Berliner Mauer und die DDR noch im Original betrachten zu können? 😉

  4. Nachtrag zum Vorschlag der Fensterverspiegelung:
    Bringen Sie die Folie vom Discounter NICHT VON INNEN an.

    Diese Folie soll laut Anleitung von innen angebracht werden – und damit riskiert man Hitzestau und Glasbruch (wofür auch ganz konsequent und quasi folgerichtig keine Gewährleistung übernommen wird).

    Die Wirkung ist bei Anbringung außen die bessere (weil die Wärmestrahlung schon vor dem Fenster abgespiegelt wird); die Folie wird bei Anbringung außen durch die Witterungseinflüße zwar schneller unansehnlich (zur Ansehnlichkeit gleich mehr), allerdings entferne ich diese Folien im Herbst sowieso (leider kein nachhaltiges Produkt, da sind Außenrolläden die eindeutig bessere Variante, in vielerlei Hinsicht).

    Zur Ansehnlichkeit dieser Folie: Die ist nicht wirklich kratzfest, sondern trägt im Gegenteil bei Anbringung mit dem mitgelieferten Rakel heftige Kratzspuren davon – es sieht aus, als hätte man die Scheibe mit einem fettigen Lappen abgewischt 🙁
    Bei Rettungsfolie hat man dieses Dilemma nicht, die wird schwimmend und ohne zusätzlichen Kleber aufgebracht (das hält auch außen) und kann daher mit einem Tuch „festgewischt“ werden, und außerdem hat man da ohnehin eine sehr unruhige Optik durch die Knicke/Falten, die gehört zu dieser Lösung dazu (stört in den meisten Räumen nicht nach meiner Erfahrung).

    Das Fazit? Es bleibt spannend… Bitte testen Sie einfach diese Lösungen, bitte unbedingt immer von außen – ich bin weiterhin von der segensreichen Wirkung überzeugt. (Und eventuell fragen Sie bei Gelegenheit auch mal Ihren Bruder? Der ist doch Fachmann in Sachen Glas.)

  5. Gut dass Notre Dame nicht Ma Dame ist, mein Schrecken hält sich in Grenzen. Es ist eben alles vergänglich, auch uralte Gemäuer! Und sie bauen sie ja wieder auf, wie beruhigend.

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