Trinkgeld April, Ergebnisbericht

Es ist Mai, sagt der Kalender, dann wollen wir das einmal glauben und wie üblich berichten. Wobei es, wir können das jetzt im Chor sprechen, “aufgrund der aktuellen Lage” einerseits nicht allzuviel zu berichten gibt, andererseits dann aber doch.

Einerseits nicht allzuviel – denn es gab nicht viel Konsum im April, es gab natürlich auch keine Events, keine Ausflüge, keine Theaterbesuche etc., es gab also vergleichsweise wenig Gelegenheiten, überhaupt Geld auszugeben. Ich finde das übrigens nach wie vor ganz schön und wenn noch ein paar Menschen ticken wie ich, dann könnt Ihr da draußen auf die Konsumbelebung aber lange warten. Ich sage nicht, dass das gut ist, ich will damit auch nicht angeben, ich stelle es nur fest. Ich habe mich hier mit einem milden Minimalismus angefreundet, der mir immer sympathischer wird und nein, das ist vermutlich noch kein Geiz, aber das ist doch ein sowieso seit Jahren überfälliges Nachjustieren der Bedürfnisse und es passt mir gerade hervorragend. Zu den paar dann doch vorgekommenen Erwerbungen später.

Andererseits hat mir das Hutgeld in diesem Monat aber die ausgefallenen und geplatzten Aufträge und Einkommensvarianten ersetzt, und zwar voll, was so großartig ist, fast hätte ich ein Ausrufezeichen gesetzt, quasi Hanseatenekstase. Wofür ich also erstens ganz besonders danke und zweitens feststelle, dass es eben doch viele Erwerbungen gab, nur waren sie denkbar unspektakulär, Toastbrot, Käse, Bananen, Mundschutz … so etwas. Das Blog trug also seinen Teil zum Haushaltseinkommen bei und ich habe daher keine Tage und Stunden mit Akquise zugebracht, die vermutlich ohnehin erfolglos gewesen wäre, meine potentiellen Auftraggeber leben ja nicht auf einem anderen Planeten. Ich halte mich nach wie vor eisern an die positive Seite der Entwicklungen, die es immerhin gibt, denn dieses Blog und damit auch dieser Haushalt liefen in diesem Monat zu einem gar nicht geringen Teil sozusagen crowdfunded, also leserinnenfinanziert. Wie cool ist das denn?

Ich habe im Gegenzug die Artikelzahl hier deutlich erhöht und schreibe weiter mit Fleiß und steter Bemühung. Wenn sich die Sache so fortsetzen sollte und auch die Homeschool es zulässt, werde ich öfter draußen unterwegs sein und über die sich wieder belebende und veränderte Stadt schreiben, aber wer wird da Voraussagen wagen. Kaum nimmt man sich etwas vor, schon kommt es sowohl anders als auch dicke.

Die Links am Morgen scheinen bei Ihnen gut anzukommen, das habe ich jedenfalls mehrfach als Reaktion erhalten. Ich behalte die also bei und hoffe, es ist für jede und jeden ab und zu etwas Interessantes dabei. Ich wähle die dort erscheinenden Artikel, Clips etc. übrigens nach nur einem einzigen Kriterium aus, es ist denkbar einfach – das sind nämlich die Meldungen, Texte, Filme usw., die ich an dem Vortag aus irgendeinem Grund mit Interesse bis zum Ende konsumiert und nicht nur quergelesen oder abgebrochen habe. Ein irrlichterndes Kriterium.

Die paar anderen Erwerbungen, die es im April dann doch gab: Ich habe bei der Büchergilde Gutenberg ein Notizbuch erworben, die stellen da jetzt welche aus den Resten in der Buchbinderei her, es ist also in Leinen gebunden und hat gutes Papier. Vorne ist ein Specht eingeprägt, vermutlich soll er mich daran erinnern, immer wieder aus dem Alltag etwas herauszupicken. Voll deep! Normalerweise kaufe ich bei der Büchergilde mit Text bedruckte Bücher, ich habe aber nach wie vor so gar keine Geduld zum Lesen, und wer nicht lesen will, der muss eben schreiben, alte Regel.

Wir haben außerdem im Garten die Terrasse hergerichtet und mit einem Windschutz versehen, wobei dieses “wir” dezent übertrieben ist, das war in Wahrheit die Herzdame alleine in einem wilden Schaffensrausch, irgendwo müssen die Auswirkungen von Corona eben hin. Ein Nachbar hat geholfen, die Distanzregeln wurden eingehalten, sicher doch. Dafür brauchten wir noch ein paar Kleinigkeiten, Schrauben, Zaunpfähle etc., die haben wir aus den Trinkgeldern mit Betreff “Garten” bezahlt, das Ergebnis sah dann so aus, ich erzähle in Kürze noch mehr dazu:

 

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Es gab wie fast immer Geld für Eis, das wurde ausgegeben für die Sorten Schokolade, Crema, Nutella, Stracciatella und Nougat-Crunch, bis uns der Erwerb von Eis zu kompliziert wurde, wir bekamen das bei einer Gelateria nur noch eingepackt und mussten elend lange Schlange stehen und es nervte dann.

Es gab außerdem Geld speziell für Schokoladenostereier, das wurde selbstverständlich entsprechend verwendet und führte zu einem faszinierenden familiären Zuckerschock, aber egal, ich halte mich an die Betreffzeilen.

Originell war Geld für Nudeln mit Parmesan, auch das haben wir präzise exekutiert und es war sehr gut.

Einige Verwendungszwecke kann man im weitesten Sinne unter “Ablenkung von Corona” zusammenfassen, darüber denke ich noch nach und warte auf Ideen. Immer noch ungelöst sind auch “Schabernack”, “Unfug” und “Verwegenes” – ich bleibe dran. Das ist eben schwer, für einen so ernsthaften Menschen wie mich, der bei “Lockerung” immer sofort skeptisch guckt.

Noch nicht umgesetzt haben wir Geld für Spargel, wobei man jetzt lange diskutieren könnte, ob der Konsum von Spargel in diesem Jahr sinnvoll oder böse ist, aber egal, wenn mir jemand Spargel schenkt, dann esse ich den. Ich bin aber auch gar nicht ganz sicher, ob durch Spargelbykott wirklich irgendetwas besser wird, das ist auch eine dieser Fragen, die mich gerade komplett überfordern, davon gibt es ein paar mehr zur Zeit.

Es wurden auch einige Trinkgelder gegeben, die noch gar nicht umgesetzt werden können, etwa für Theater, das wird alles vorgemerkt, hier geht nichts verloren. Und wenn man erst im nächsten Jahr ins Theater gehen kann, dann wartet das eben so lange.

Ich danke Ihnen wie immer herzlichst für jeden Euro und jeden Cent, den Sie per Paypal oder per Überweisung in den Hut eingeworfen haben! Jedes Klimpern ist mir ein Vergnügen, auch wenn ich mir das Geräusch jedesmal nur vorstelle.

Es ist jedenfalls ziemlich schön, das Straßenmusikprinzip so in einem Blog umsetzen zu können. Es ist wirklich sehr schön, ich freue mich jeden Tag darüber und Corona hin oder her – dieser Aspekt ist schon außerordentlich fein.

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Und übrigens bin ich der Meinung, dass der Innenminister zurücktreten sollte.

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Sie können hier Geld für Zwecke wie oben beschrieben in den allerdings nur virtuell vorhandenen Hut werfen, ganz herzlichen Dank! Sollten Sie den konventionellen Weg bevorzugen und lieber ganz klassisch etwas überweisen wollen, das geht auch, die Daten dazu finden Sie hier. Merci! 

5 Kommentare

  1. Die Spargelfrage überfordert mich auch komplett. Ich habe mir überlegt, auf dem Markt nach Herkunft und Produktion zu fragen und danach zu entscheiden. Das Einfliegen von Erntehelfern aus Risikogebieten, während gleichzeitig in Moria unhaltbare Zustände herrschen, ist für mich jedenfalls nicht tragbar.

  2. Stichwort Buchbinderei: Ich habe eine Buchbinderei mit einem kleinen feinen Laden, den es bei uns im Viertel schon seit 20 Jahren gibt, jetzt erst entdeckt und vor Ostern eine kleine Bestellung abgeholt, die dem netten Buchbinder etwas auf der Einnahmenseite geholfen hat. Ist sehr zu empfehlen für Hamburger, die sich auf den Weg in die Innenstadt machen möchten: https://www.zwang-b.de/

    Der Buchbinder hat bei Papier und Büchern eine Schwäche für japanisches Design, ich auch!

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