Es kann nicht jeden Tag solche Inhalte wie bei der Fahrt zum Hafen geben, es gibt auch normale Montage der eher öden Art. In diesem Zusammenhang aber schon einmal ein Dank an die Leserinnen, die so überaus freundlich Trinkgeld für weitere Tageskarten eingeworfen haben, ich werde das selbstverständlich demnächst zweckgebunden verwenden und berichten.
Ich gehe am frühen Morgen ein Brötchen für die Herzdame kaufen. Das tue ich nicht etwa, weil die Herzdame dringend ein Brötchen brauchen würde. Ich rede ihr den Wunsch eher ein, als dass sie den selbst äußert, ich muss aber, so habe ich gemerkt, einen einigermaßen plausiblen Grund haben, um an Home-Office-Tagen morgens vor die Tür zu gehen. Die Variante, einfach „nur so“ um den Block zu gehen, die funktioniert bei mir nicht. Eventuell bin ich durch jahrzehntelange und intensiv ausgelebte Effizienzbemühungen im Beruf und anderswo doch nachhaltig beschädigt worden. Ich sage der Herzdame also, dass sie ein vor mir besorgtes Brötchen braucht, sie ist auch nicht ausdrücklich dagegen, das genügt mir. Ich gehe vor die Tür, zweckgebunden, im Auftrag ihrer Majestät, so gehört das. Schnell und zielstrebig gehe ich, eine wichtige Aufgabe zu erfüllen, man muss sein Effizienzdenken auch austricksen können.
Am Straßenrand liegt schon wieder ein Karton mit Büchern. Alte Reclamhefte sind es diesmal, noch aus der Zeit, als sie nicht gelb waren (1970 wurde die Farbe gewechselt, die Siebziger waren eben ein buntes Jahrzehnt). Obenauf liegt der Wallenstein von Schiller, ich muss etwas überlegen, ob ich den eigentlich mal gelesen habe. Ich glaube nicht, ich habe noch schlimme Lücken bei den Dramen. Es gibt die klassischen Dramen mittlerweile auch als Hörbücher auf Spotify, die habe ich alle noch vor mir, und ich bin gespannt, ob und wie das verständlich wird, wenn nur eine Person alle Rollen liest. Ich googele im Weitergehen Wallenstein und Schiller und Zitat auf dem Handy, ich möchte den erstbesten Fund gut und nachdenkenswert zu finden. Alles als Inspiration nehmen! Ich lese: „Denn aus Gemeinem ist der Mensch gemacht, und die Gewohnheit nennt er seine Amme.“ Das ist doch einmal ein ansprechendes Zitat. Schiller! Da auch ab und zu mal reinsehen.
Danach mache ich gemeines Home-Office aus Gewohnheit.
Viel später am Tag stehe ich in der Küche und koche, es gibt Lachs nach Hausfrauenart, ich fühle mich da als Hausmann einfach mit angesprochen. Ich saue mich beim Kochen fürchterlich ein, saure Sahne an schwarzem Rollkragen. Ich denke, ich müsste eine Schürze tragen, aber ich würde mir dann immer wie in einem Sketch vorkommen, warum auch immer, ich weiß es gar nicht. Mit Schürzen kocht man so prätentiös, oder nicht? Ich gehe ins Wohnzimmer zur Herzdame, um ihr diesen bemerkenswert flachen Gedanken mitzuteilen. Die Herzdame hört gerade ein Hörbuch, es läuft in diesem Moment der Satz: „Sie legten Schürzen über ihre festlichen Gewänder.“ Und schon diese absurden Zufälle, diese wunderbaren Übereinstimmungen zwischen gehörtem Text und Wirklichkeit sind für mich ein starkes Argument für Hörbücher. Was ich mich immer über diese Treffer freue!
Wenn man Bücher auf die herkömmliche Art liest, passiert dergleichen eher nicht. Es sei denn, man fährt Zug, liest eine Passage über Dortmund, sieht zwischen zwei Absätzen aus dem Fenster und fährt da gerade durch. Aber man fährt ja gar nicht mehr Zug.
Egal. Noch ein paar Links.
Es gibt also ernsthaft Menschen, die Rollkragen nach innen klappen. Ich bin entsetzt.
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Ich lese Lehrerblogs und lerne sogar aus Versehen dabei, hier etwa das „argumentum ad verecundiam“. Kannte ich nicht.
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Noch ein Lied: Nie wieder Krieg.
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das mit dem einsauen kann ich so nicht hinnehmen. da muß etwas unternommen werden. sie werden schon sehen . . . 😉
Ich saue mich oft beim Braten ein wenn das Fett umherspritzt. Die Fettflecken gehen nie wieder raus aus den Shirts. Ich habe deshalb ein spezielles Bratshirt, welches schon voller nicht mehr herauswaschbarer Flecken ist. Dieses Poloshirt ziehe ich jetzt immer über, wenn ich was braten muss.
Ich bin mir nicht sicher, ob eine Schürze gegen Einsauen am Rollkragen hilft. Aber klappen Sie ihn doch einfach nach innen, dann fällt es nicht mehr auf!
(Rollkragen nach innen! Was kommt als Nächstes?!)
an alle Fettflecken-Besitzer:
Geschirrspülmittel auf die Stelle tropfen, dann waschen.
fett weg.
ein kostenloser service-tip, so wie bei Buddenbohm üblich.