Donnerstag, Freitag, Regen

Auf Tiktok halbiert einer der Köche dort bei einem indischen Gericht die Hähnchenbrust, mit Verweis auf die Preise: „Damit es länger reicht, das Fleisch ist doch jetzt so teuer.“ Gleich im nächsten Clip rührt jemand Hummus an und erklärt dabei, wieviel Geld man sparen kann, wenn man das künftig selber macht, er blendet auch die exakten Beträge ein, er hat alles nachgerechnet, centgenau. Die Foodszene als Trend- und Krisenanzeiger, und es ist vermutlich kein Zufall, dass mir der Algorithmus als nächstes zeigt, wie jemand von den Fünfzigern des letzten Jahrhunderts erzählt. Wie sie damals beim Essen Geld gespart haben und wie wenig es gab, wie vorhersehbar und eintönig der Speiseplan war, bevor der große Konsumzauber im nächsten Jahrzehnt für die Mehrheit losging. Wieviel sie damals noch selbstgemacht und auch angebaut haben, ein paar Jahre vor meiner Geburt. Ich habe den radikalen Wandel zur Supermarktmentalität dann in meiner Kindheit und Jugend erlebt. Aber das sind Geschichten, die sicher schon viele erzählt haben.

Im Radio, dem ich beim Kochen zuhöre, geht es um die Wirtschaft, eine Expertin spricht gerade über Vergütungen. Sie spricht von Zahlungen und wer wofür einen Bonus bekommt, der Plural klingt bei ihr so, wie die meisten Deutschen Pony aussprechen, nur eben mit B vorne, Bony. Die Frage ist, wer alles einen Bonus bekommt. Weder der Moderator noch die Expertin kommen aber auf „Das Leben ist kein Bonyhof“, das finde ich ein wenig schade.

Ich gehe am Donnerstagnachmittag einkaufen und werde im Regen nass. Um mich herum gehen und stehen andere Menschen, die ebenfalls nass werden, darunter viele, die das einfach so hinnehmen. Keine Schirme, keine Regenkleidung, kein Rennen, kein Flüchten, keine Taschen, die über die Köpfe gehalten werden – heute mal einfach nass werden. Bis auf die Haut. Manche halten die Gesichter in den Regen, als sei das ein Genuss. Tropfen auf Brillen. Ist okay. Ist mal was anderes.

Die Söhne kommen durchweicht aus der Schule und setzen sich an ihre Computer. Ich sage, sie sollen lieber mal die nassen Sachen ausziehen: „Ach ja, stimmt!“ Es sind ungewohnt gewordene Verhaltensweisen, wir haben Regen komplett verlernt.

Am nächsten Tag dann schon wieder überall das normale Regenverhalten, wie in den alten Zeiten, als es hier dauernd regnete, die Älteren erinnern sich. Ich höre im Vorbeigehen sogar etwas von „schlechtem Wetter“

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