Light up your face with gladness

Am Sonnabend gehe ich zum ersten Mal in diesem Jahr ohne Winterjacke Brötchen holen, im altbewährten 12-Grad-Sakko, es ist ein befreiender Moment. Ein Milestone, wie man im Bürokontext vermutlich sagen würde, aber wer möchte so nach Feierabend schon reden. Man muss sich etwas konzentrieren, dann kann man es sich zu einem festlichen Akt machen, dieses erste Mal ohne Winterklamotten, ein auf die eigene Person zugeschnittenes Frühlingsfest ohne kalendarische Festlegung, es fällt in allen Jahren und Gegenden, auch bei allen Menschen verschieden aus. Ich habe Shuffle-Glück und höre gerade, als ich das sehr gut finde, dieses sich geradezu verdächtig munter gelaunt anfühlende Herumgehen in leichterer Kleidung und etwas wärmerer Luft, zwischen zwei Regenschauern und heftigen Sturmböen, „Smile“ von den eher unterschätzten Peddlers.

Es ist noch besser, wenn man es ziemlich laut hört, es hat einen wunderbar belanglosen Text: „Light up your face with gladness, hide every trace of sadness, although a tear may be ever so near.“ So etwas kann man nur in guter Stimmung mitsingen, und nur in aller Dezenz, die im öffentlichen Raum selbstredend ohnehin stets geboten ist.

Am Tag davor gab es auch so einen Playlist-Zufall, da ging ich gerade zu einem Geschäft und verwarf auf dem Weg dorthin den Plan für das Abendessen und das damit verbundene Einkaufen, drehte um und wollte spontan doch zu einem anderen Geschäft, und im Moment der Wende, in dieser kleinen und eigentlich auch sinnlosen, jedenfalls aber völlig unbedeutenden Kurve auf meiner alltäglichen Strecke, fing dieses Lied hier an: „Die schönsten Wege sind aus Holz“, von Annett Louisan. Ich fühle mich immer, wenn Situation und Musik oder Hörbuchteil so exakt zueinander passen, als hätte ich gerade etwas richtig gemacht, und das ist zwar vollkommener Unsinn, aber es ist andererseits auch wieder besser als gar kein Erfolg.

„Ich bog falsch ab, naja, was soll’s

Die schönsten Wege sind aus Holz.“

Die Herzdame hatte ebenfalls ihren höchst speziellen Moment der Synchronizität. Sie liest im Blog meist etwas nach meinem Schreiben, wobei dieses „etwas“ mal ein Jahr meint, mal nur wenige Wochen. Sie kommt eben zu nichts, ich kenne das, immerhin liest sie überhaupt. Im Moment liest sie den Januar nach, war gerade bei diesem Artikel, las die Eichelhäher-Erwähnung und wer landete in der Minute erstmals auf dem Balkongeländer? Genau. Zu und zu schön, sowohl der Moment als auch der Vogel, der aus der Nähe eine ziemliche Freude ist. Die Vögel der hier verfügbaren, nussknackenden und heimischen Sorten sind jetzt wohl vollzählig angetreten, wollte ich fast schreiben, dabei muss es doch angeflattert heißen.

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Ein Hinweis für den Freundeskreis Neurodivergenz, es gibt bei arte in der meist interessanten Reihe „Ich …“ einen Halbstünder über Autismus.

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Ein Kommentar

  1. Biete 29,6 Grad heute Nachmittag im Wohnzimmer in Hamburgs Süden- südlich der Elbe zu leben, kann seine Vorteile haben, auch wenn ich das nordelbisch geboren bis 2003 für undenkbar hielt, obwohl die Fensterbauer bei der vor einer Woche neu eingebauen Terrassenfensterfront 50 cm Fenster ausgelassen habe. Finde den Fehler. Um 22:16 ist es allerdings… nun ja … etwa kühler …

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