Äpfelchen, Rübchen und anderes

Sonnabend. Der Tag in Nordostwestfalen beginnt damit, dass die Katze mich missbilligend ansieht. Und zwar tut sie das, was auch immer ich mache. Katzen können sehr gut missbilligend gucken. Es ist im Grunde eine gute Vorbereitung auf einen weiteren Tag, an dem man stets bemüht durch den Alltag hampelt und am Ende sowieso denken wird: Wie man es macht, man macht es doch verkehrt. Und irgendwer guckt einen dann am Abend so an, wie es die Katze am Morgen tat. Das einmal seelisch verinnerlichen, noch bevor der erste Kaffee fertig ist. „Allerdings“, so sage ich zu dem Tier und trinke einen lebenserleichternden Schluck, „brauche ich für diese Morgengedanken gar keine Katze. Ich weiß das alles schon. Und zwar schon längst.“ Im Blick der Katze liegt jetzt die reinste, flammende Verachtung. Sie weiß noch mehr, denke ich und sage daraufhin lieber nichts mehr. Diskussionen ruhig auch einmal ausweichen, wenn man sie eh nicht gewinnen kann.

In den Timelines lese ich mehrere Schnee-Erwähnungen am Morgen. Ich friere schon beim Lesen und sehe sicherheitshalber nicht aus dem Fenster. Ich will das gar nicht wissen, ich bin durch mit dem Thema für diese Saison.

Ich höre „Hotel Savoy“ von Joseph Roth, gelesen von Hans Korte, der mir bisher noch gar nicht als Vorleser begegnet ist. Es ist angenehm, ihm zuzuhören.

Gesehen: Diese Doku über Colette auf arte. Hier kommt man ohne Reenactment aus, und ich finde die Art, wie sie die historischen Filmszenen montiert und zu Collagen arrangiert haben, sehr gelungen. Gucken Sie mal bei Minute 37, man tanzt da auf einem Fest fröhlich die raumgreifende „Aeronette“ und freut sich auf die Zukunft des Fliegens. Wenn Sie an Kulturgeschichte oder sogar an der Geschichte des Tanzes (oder auch des Fliegens) interessiert sind – ein schöner Moment ist das, unbedingt sehenswert. So fing das also an mit der Begeisterung für etwas, das man heute eher wieder sein lässt. Also ich jedenfalls. Auch die Sommerreise haben wir gerade per Zug gebucht, wenn ich da mal eben heruminfluencen darf. Wobei man in unseren Zeiten alternativ etwas mit Windkraft tanzen könnte, es würde womöglich sogar in den Armbewegungen ganz ähnlich aussehen, und da es etwas mit Mühlen zu tun hätte, wäre es dann eben die „Moulinette“ …Nur scheint mir die Stimmung heute nicht annähernd ähnlich gelöst und optimistisch zu sein. Und ich würde es auch gar nicht mitbekommen, denn ich gehe schon seit etwa drei, vier Jahren nicht mehr zu Veranstaltungen, auf denen getanzt wird. Na, es ist eben alles nur eine Phase, das gilt keineswegs nur bei Kindern.

Auch gesehen, und damit bei den arte-Literatursendungen wieder auf dem letzten Stand, die Doku über Jack London. Wieder großartiges Bildmaterial, fantastische Fotos. Und dass es eine Verbindung von Jack London zum ökologischen Landbau gab – man lernt noch einmal etwas.

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In UK werden jetzt auch die Äpfel und Birnen knapp, von wegen an apple a day, sie werden sich da drüben etwas Neues ausdenken müssen. Und Lauch und auch Mairübchen fehlen (man soll turnip gegen swede tauschen, da muss man schon etwas fortgeschritten vokabelfest sein) und überhaupt, Tomaten und Gurken sowieso. Hier macht ein Sohn bald eine Klassenfahrt nach England, vielleicht werden wir ihm sicherheitshalber etwas mitgeben müssen, die Äpfelchen für eine Woche vorschneiden und eintuppern oder dergleichen. Vorsichtsmaßnahmen bei Reisen ins Ungewisse.

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