Durchs gefällige Niedersachsen

Eine kleine Premiere: Ich habe Sohn I gebeten, etwas für mich zu tun, es ging um etwas auf einem Regal, ich kam da nicht an – er aber schon, und wie lässig. „Über den Kopf gewachsen“, so zeigt es sich dann, und es kann also auch nützlich sein.

Der andere Sohn stand, während ich dieses notierte, in Omas Garage und hackte für sie Holz für den Rest der kleinen Kältewelle, was er mit imponierender Kraft und vollem Einsatz bewältigte. Wir machten an diesem Wochenende auf dem Land also regen Gebrauch von gewissen Fähigkeiten des Nachwuchses, das war auch einmal schön.

Die Rückfahrt nach Hamburg dann bei Sonnenschein und blauem Himmel, eine vollkommen ungewohnt gewordene Beleuchtung, eine seltsam wirkende Kulisse, Niedersachsen sah auf einmal ganz gefällig aus, Schweinemastanlagen in schönem Licht. Im Straßenbegleitgrün hin und wieder gelb aufblitzende Forsythienblüten, an vielen Stellen auch weiße Schneeglöckchenteppiche und lilafarbene Krokusse. Die Rechtschreibkorrektur übrigens, sie wollte eben gerade aus der Forsythienblüte lieber „Forsythien bluten“ machen, wir leben wirklich in immer härteren Zeiten. Hard boiled garden content.

Bei der Ankunft in Hamburg fahren wir am Nachmittag durch ein aberwitziges Polizeiaufgebot, es braust gerade von allen Seiten mit Blaulicht und Sirenen heran und überall durchs kleine Bahnhofsviertel, zwanzig, dreißig Mannschaftswagen und mehr, es hasten Sturmtruppen im Laufschritt herum, Passanten stehen starr und gucken verschreckt und es sieht alles etwas unwirklich nach Film aus, es ist dann aber wieder nur: Sankt Pauli spielt gegen Rostock. Eine der schlimmsten Begegnungen. Im Hauptbahnhof, ich sehe es kurz darauf bei meinem üblichen Gang durchs Revier, sieht es nach Vorbereitung zum Bürgerkrieg aus, es fehlen nur noch die Barrikaden und brennende Reifen oder dergleichen. Mir wird ein Sport mit solchen Folgeerscheinungen in diesem Leben nicht mehr sympathisch werden.

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Ich höre den Radetzkymarsch von Joseph Roth, gelesen von Michael Heltau, damit bin ich einen Roman hinter Anke Gröner, die schon bei der Kapuzinergruft ist. Der Radetzkymarsch dauert 17 Stunden, das reicht für ein paar Einkaufsrunden und Abendspaziergänge.

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