Wir basteln uns eine Seenplatte

Am Sonntag waren wir noch einmal im Garten, aber die Topinamburbaustelle haben wir nicht beenden können. Es war nicht zu schaffen, obwohl ein Sohn sogar Verstärkung im Freundeskreis akquiriert hat. Das war der Effekt, den alle Heimwerker kennen, man fängt irgendwo an, man reißt vielleicht nur ein kleines Brett irgendwo weg, ein Stück alter Tapete, aber dahinter ist dann so eine seltsame Stelle, und man könnte doch, wenn man schon dabei ist – und man endet dann nach zahlreichen Improvisationen irgendwann entnervt bei der Planung eines Neubaus, es eskaliert alles so vor sich hin und man wird im Baumarkt auf einmal geduzt.

Davon abgesehen kann ich aber auch im Frühling bei Saisonbeginn vom Beet aus direkt zum Orthopäden gehen, wenn ich es nicht sinnig genug angehe, und sinnig, das nennen wir nun einfach Slow Gardening, und schon ist alles besser und hat auf einmal einen stylishen Wellness-Aspekt.

Na, egal. Wenn es viel Regen gibt, bevor wir mit dem Buddeln durch sind, haben wir da eben eine Seenplatte, warum auch nicht. Immer die Vorteile mitdenken.

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Am Sonntagabend habe ich dieses Rezept gekocht. Ein Sohn meldete sich noch während des Essens krank, einer fand es ganz okay, musste aber dringend Ketchup ergänzen, eine wollte noch mehr und noch mehr, die Reaktionen fallen hier stets sehr gemischt aus. Ich fand das Essen in Ordnung, das mache ich sicherlich wieder, zumal ich jetzt eine unsinnig große Dose von diesem Cajun-Gewürz im Regal habe. Das muss alles verwertet werden, siehe auch Zatar, was macht man damit eigentlich, wofür habe ich das denn bloß einmal gekauft und wann.

Wenn wir in der Familie demokratisch über den Speiseplan bestimmen würde, es gäbe hier nie etwas, wir haben unklare, variable und sich häufig blockierende, Mehrheiten wie gewisse Parlamente. Gott sei Dank bin ich aber beim Kochen der einzige Maßstab, wenn schon sonst nirgendwo, ich kann entscheiden und durchsetzen. Le Macron, c‘est moi.

Der Haushaltsvorstand am Herd. Ich weiß gar nicht, wie und ob überhaupt es heute benannt wird, aber als ich in der Sozialforschung anfing, 1987, wurde für manche Studien noch nach dem Haushaltsvorstand in Familien gefragt. Das war dann jeweils die Person mit dem höchsten Anteil am Haushaltseinkommen, also fast immer der Mann. Das fand man damals nicht einmal seltsam. „Sind Sie der Haushaltsvorstand?“ „Nein, da müssen Sie mit meinem Mann reden.“ Die Söhne finden den Begriff heute eher amüsant, so erlebt man auch Geschichte.

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Apropos Söhne, diese gehen nach Beendigung der bescheuerten Märzferien endlich wieder zur Schule, die Herzdame und ich machen friedlich Home-Office ohne herumhängende Jugendliche in nächster Nähe. Den Begriff „herumhängende Jugendliche“ hat mir gerade mein Unterbewusstsein geschickt untergejubelt, denn der spielte 1987 ebenfalls eine wichtige Rolle, und zwar in der Viktimierungsforschung. Wovor haben Sie Angst? Und im Fragebogen gab es dann immer die Antwortoption: „Vor herumhängenden Jugendlichen.“ Die waren damals eine oft wahrgenommene Bedrohung, denn wir hatten ja damals nichts, nicht einmal echte Probleme.

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Das Tagesbild wurde auf dem Weg in den Garten aufgenommen. Es ist der Blick über ein Fleet im Stadtteil Hamm, das ist auch eines dieser Viertel, von denen 1945 nicht mehr viel übrig war. Der wiederaufgebaute Stadtteil wird wie Hammerbrook allgemein als eher unschön empfunden. Für fotogene Ausblicke muss man auf die Brücken gehen, denn von da aus geht immer was in dieser Stadt. In jedem Stadtteil.

Blick über ein Fleet in Hamburg-Hamm.

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5 Kommentare

  1. Besonderen Dank für die herumhängenden Jugendlichen, ich habe sofort ein bis zwei Mofas als Bestandteil dieser Gruppen um Spielplatzbänke vor Augen (bin in einem Wohnblockviertel groß geworden). Welch verpasste Gelegenheit für Zeitungsfeuilletons, den Untergang des Abendlands / der Zivilisation zu beklagen! FRÜHER(tm) hat die Jugend noch in Mofabanden für messbaren Schrecken und Angst unter der Bevölkerung gesorgt! Jetzt sitzen sie alle daheim vor ihren Computern und… ja was eigentlich? Spielen Online-Games? Hetzen und haten in Social Media?

  2. Ich benutze Zatar für Fattoush -oder eben im Salat- und für Manoushe (eine Art Pizza mit Öl bestrichen und Zatar oben auf).

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