Im Wohnzimmer stehen die Tulpen stramm

Im Wohnzimmer stehen die Tulpen mit roten Köpfen stramm, beim Bäcker gibt es jetzt „Osterhanseaten“ und die herabrieselnden Blütenblätter der Mirabelle liegen vor der Haustür wie über Nacht gefallener Schnee. Die Temperaturen gehen zurück, der Frühling macht eine strategische Pause und nimmt neuen Anlauf. Noch einmal die winterlichen Flockensymbole im Wetterbericht und im kleinen Laden mit den Blechblasinstrumenten hängt eine allerletzte, sicher längst vergessene Christbaumkugel in mattem Rot im Fenster, festgebunden an einem golden leuchtenden Instrument. Die wird wohl da hängenbleiben.

Vor den Restaurants und Cafés im Stadtteil stehen wieder Stühle und Tische, man sitzt dort und friert, man sitzt entschlossen und dennoch, man sitzt, weil es geht und weil es Zeit wird. Man will wieder draußen sein, man will wieder rauchen beim Kaffee oder beim Wein, man will auch das Gesicht starr in den einen Sonnenstrahl halten, der für alle und für den ganzen Tag reichen muss.

Es nieselt zwischendurch, es schüttet, es windet. Die Menschen frieren in der Frühjahrsmode, die Menschen tragen missmutig doch wieder die ollen Winterjacken, die sind schwer und ziehen sie runter, man sieht es den Leuten an. In den Läden überall die Schilder mit „Neue Kollektion“.

Auf dem Weg zum Brötchenholen begegnet mir am Sonntagmorgen ein Paar, das wohl von einer Party kommt, die ein wenig kinky war, vielleicht auch sehr. Sie trägt eher wenig als viel Latex unter dem wehenden Mantel, den sie lässig zuhält, als sie näherkommen. Sie guckt, ob ich gucke, sie lacht und der Mann greift nach ihrer Hand und sieht sie an. Keine hundert Meter weiter eine andere Frau, die ein viktorianisch anmutendes Spitzenkleid unter dem ebenfalls offen wehenden Mantel trägt, sie kommt vielleicht von der gleichen Party, sie kommt vielleicht ganz woanders her, und da war es jedenfalls auch gut, sie guckt so. Ich dagegen komme nur aus dem Bett und denke Party, Party, da war doch was, wie lange ist das denn her.

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Noch eine Meldung zum verschärften Vorgehen der Polizei gegen obdachlose Menschen in der Hamburger Innenstadt. Wenn ich dazu als Zeuge, der da oft herumgeht, etwas anlegen darf: Aggressives Betteln oder Belästigung durch Betrunkene kommen in der Innenstadt eher nicht vor, ich halte diese Aussage für Unsinn. Am oder im Bahnhof kann das passieren, aber in den Fußgängerzonen, Passagen etc. erlebe ich das nicht. Belästigt wird man dort von den Botschafterinnen und Botschaftern diverser religiöser Wahnvorstellungen, es stehen stets Leute mit ausgeprägtem Missionsdrang herum und reden und predigen und brüllen und geifern.

Die Bettelnden aber belästigen die Leute nicht. Es ist nur wieder das Elend, das man nicht mehr sehen möchte, das soll bitte woanders stattfinden und die Einkaufenden nicht stören. Heiliger Sankt Florian, verschon mein Haus, zünd‘ andere an.

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Im Bild zur Abwechslung einmal die Binnenalster, bin ich also doch einmal etwas herumgekommen.

Drei Schifffe der weißen Flotte am Anleger an der Binnenalster, man sieht die Namen Susebek, Ammersbek und Sielbek.

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