Stärke und Spannung

Ein Sohn schreibt eine Physikarbeit, es geht um elementare Kenntnisse in Bezug auf Strom. Bei diesem Thema sind sowohl die Herzdame als auch ich eher blank und aus der eigenen Schulzeit unterschiedlich traumatisiert, mit anderen Worten: Das ist nicht unsere Lieblingsmaterie. Da die Begriffe aber schon einmal durch den Raum fliegen und man sich Entspannung an Feiertagen bekanntlich irgendwie verderben muss, kann man ja mal nebenbei überlegen, was man eigentlich weiß oder auch wie gründlich man etwas nicht weiß. Stromstärke, Stromspannung. Energie, Ladung und dergleichen, es ist das banale Einstiegswissen, und es sind auch eher überschaubare Formeln, die dazu gehören – aber wir bekommen das Schulwissen 7. Klasse im österlich erweiterten Familienkreis, wie sich schnell herausstellt, nicht korrekt abgebildet, und zwar nicht einmal halbwegs. Die Definitionen schwirren herum, jede und jeder rät etwas, Halbwissen addiert sich mit Viertelwissen, aber wie sich später zeigt, ist so ziemlich alles falsch, teils auch verheerend falsch, dabei ist sogar ein Ingenieur im Ruhestand anwesend. Der ebenfalls anwesende aktive Feuerwehrmann sagt schließlich, Strom sei generell gefährlich, dem immerhin stimmen wir alle sofort zu.

Es ist nicht so, dass wir gar nichts wissen, im österlich erweiterten Rudel unserer Familie, wir sind alle so weit aufgeklärt, dass wir nicht mit den Fingern in Steckdosen herumgrabbeln, aber unterm Strich muss doch gelten: Setzen, sechs, diese Arbeit würden wir zweifellos alle verhauen. Meine Güte, wie inkompetent kann man sein.

Wir googeln, weil es uns dann keine Ruhe lässt, die entsprechenden Definitionen. Wir finden Widersprüchliches, so ist es eben mit dem Internet. Wir lesen auf den Zetteln aus der Mappe des Sohnes nach, auf diesen Zetteln steht allerdings Unsinn. So kommt es mir jedenfalls vor, ich werde immer skeptischer und frage mich, was zur Hölle dieser Lehrer da eigentlich macht und aushändigt, und auch wieso er denn bloß so erbärmlich schwach in Rechtschreibung sein kann … dann erst komme ich darauf, dass der Zettel zwar auf den ersten Blick nach einem schulisch autorisierten Arbeitsblatt aussieht, in Wahrheit aber das Werk eines Mitschülers ist, und zwar nicht gerade des klassenbesten Mitschülers. „Es ist eben nicht so einfach, sich korrekt zu informieren“, sage ich, um noch etwas sinnige Medienpädagogik irgendwo unterzubringen, wenn wir schon im Familienkreis beim Lernen sind. Es hört mir aber niemand zu, es ist alles wie immer.

Irgendwann werden die Söhne mit der Schule endgültig fertig sein. In ein paar Jahren, wie abenteuerlich es bis dahin auch noch zugehen wird. Es dauert also noch, aber ich hoffe schon, es ist ein wenig wie mit der Rente. Ich werde diese Schulthemen jedenfalls nicht vermissen, so viel steht fest.

Immerhin ist die Kuchenversorgung durch Schwiegermutter durch alle Diskussionen hindurch stabil. Es ist nicht alles schlecht, ganz und gar nicht.

Eine Torte, Pfirsich mit Mandelblättchen, auf einem Teller, daneben eine leere Kaffeetasse und ein Kuchenteller

Ein Stück Kuchen im Stil einer Schwarzwälderkischtorte

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Hier noch ohne jeden Zusammenhang Berit Glanz über ChatGPT und die Rettung kleiner Sprachen.

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Sie können hier Geld in den allerdings nur virtuell vorhandenen Hut werfen, herzlichen Dank! Sollten Sie den konventionellen Weg bevorzugen und lieber klassisch etwas überweisen wollen, das geht auch, die Daten dazu finden Sie hier. Wer mehr für Dinge ist, es gibt auch einen Wunschzettel.

2 Kommentare

  1. gerne gelesen, konnte alles genau nachempfinden. mir fiel tucholskys “ wo kommen die löcher im käse her“ ein. auch geselliges zusammensein und die frage eines kindes: wunderbar! schöne ferien

  2. Ich bin als Schüler seinerzeit erst sehr, sehr spät auf den Trick gekommen, mal in diese komischen Bücher zu gucken, die man zu Beginn des Schuljahres ausgehändigt bekam.
    Meine Abneigung gegen die Dinger war so groß, dass mir so etwas auch in verzweifelten Abenden vor anstehenden Klassenarbeiten einfach nicht in den Sinn kommen wollte.

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