In Pinneberg privat im August

Der 25.5., Donnerstag der letzten Woche. Morgens schon wieder ins Büro, schon wegen des Tagesbildes. Man muss sich eben zusammensuchen, was einen auf Trab bringt und auch einmal vor die Tür lockt. Mich motiviert hier also ein Motiv, warum auch nicht, das klingt doch passend und plausibel.

Die S-Bahnstation Hammerbrook

Ich kann es im Laufe des Tages nicht länger ignorieren, ich habe ein gravierendes Problem mit einem Fußknöchel, neulich bin ich mit dem Fuß umgeknickt. Es wurde dann aber nicht so schnell wieder besser, wie es sonst immer läuft, wenn so etwas passiert, und es passiert einem ja öfter im Leben. Es sieht auch komisch aus, dachte ich zwischendurch, als hätte ich auf einmal zwei Knöchel, wo einer doch vollkommen reicht. Oder bisher gereicht hat. Ich mache nach zehn, zwölf Tagen mit Schmerzen und deutlicher, wirklich seltsam aussehender Schwellung also doch einmal und nur äußerst widerwillig einen Orthopädentermin. Am Ende ist so etwas sogar behandlungsbedürftig, was weiß ich, das ist manchmal schwer zu schätzen und wie man es macht, macht man es auf jeden Fall verkehrt und jemand mit medizinischer Bildung fragt dann wieder mit skeptischem Blick, warum man erst jetzt komme oder aber warum man überhaupt komme, man verliert immer. Ich hasse es.

Aber ich gehe viel im Alltag, ich brauche meine Füße einigermaßen dringend.

Die Buchungs-App (mit der es auch gewisse Probleme gibt) schlägt mir entweder Termine mit Privatzahlung oder irgendwann im August oder aber kurz vor Pinneberg vor. Ich sitze schimpfend vor der Suchmaske, hangele mich durch Menüs, fluche über die unsinnige Gleichsetzung von „akute Probleme“ und „Notfall“, finde schließlich doch noch etwas halbwegs Passendes, klicke auf Terminbuchung, absolviere diverse Dialoge, sehe endlich die Bestätigungsmail im Posteingang, stehe vom Schreibtisch auf – und zack, beschwerdefrei. Spontanheilung, vollständige Remission, ich stehe auf und wandle. Manchmal ist es dermaßen einfach.

Die Buchungs-App kann man wegen Datenschutzfragen problematisch finden, es scheint aber noch einen weiteren Effekt zu geben, der mit ihr zusammenhängt, mit der Personalknappheit sicher ebenfalls, einen Effekt, den man kaum noch ignorieren kann: Viele Praxen sind telefonisch immer schlechter zu erreichen. Wobei man daran erinnern muss, dass es Menschen gibt, vor allem alte Menschen, meine Mutter etwa, die kein Smartphone und kein Internet haben, und daher immer schlechter an Arzttermine kommen. Eine problematische Entwicklung, da auch solche Menschen manchmal dringend einen Arzt brauchen.

Ich nehme an, das dreht niemand mehr um, das ist jetzt so. In meiner Kindheit, manchmal fällt es mir wieder ein, kamen Ärzte, es waren nur Männer, noch zu uns nach Hause. Auch in dieser Hinsicht kommt meine Generation mittlerweile also aus einer anderen Welt. Aus heutiger Sicht ist es unbegreiflich, wie das damals hat funktionieren können, wie viel Zeit hatten die Ärzte denn und woher.

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Sie können hier Geld in den allerdings nur virtuell vorhandenen Hut werfen, herzlichen Dank! Sollten Sie den konventionellen Weg bevorzugen und lieber klassisch etwas überweisen wollen, das geht auch, die Daten dazu finden Sie hier. Wer mehr für Dinge ist, es gibt auch einen Wunschzettel

2 Kommentare

  1. Mein Onkel war Kinderarzt. Ihm zufolge werden Hausbesuche nicht mehr gemacht, weil man dann den ganzen Krempel, den man für eine Diagnose braucht, nicht dabei hat. So ein Röntgengerät passt nicht gut in die Hosentasche.

  2. Das „Viele Praxen sind telefonisch immer schlechter zu erreichen.“ liegt übrigens nicht an Buchungs-Apps.
    In Mecklenburg („dort geschieht alles 50 (oder 100) Jahre später“) gibt es nämlich solche Apps noch fast gar nicht. Die Praxen-Erreichbarkeit per Telefon wird aber auch hier seit Jahren immer schlimmer.

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