Hitze und Hotspots

Mittwoch, der 21.6. Weitere Hitzetage folgen, mein Biorhythmus sagt, ich solle bitte zwischen 16 und 20 Uhr jegliches Funktionieren einstellen, und der Biorhythmus ist bekanntlich der Boss. Ich fühle mich jedenfalls bedeutend wohler, seit ich ihm diese Rolle zugestehe.

Nach 20 Uhr dann doch noch einmal hochrappeln für den üblichen Kontrollgang durchs Revier. Ein Coffeeshop hat aufgegeben, etwas anderes zieht dort bald ein, sehe ich, und es wird wieder irgendwas von einer Kette mit Kaffee etc. Während früher in dieser Straße einfach Cafés, Kneipen oder Restaurants aufgemacht haben, so wie überall, wird das jetzt ein All-Day-Hotspot for Breakfast, Lunch and Dinner. Auch daran merkt man, wie man altert: die gegenwärtige Sprache immer wunderlicher finden.

Das Wort Hotspot finde ich im Gegensatz zur werbenden Absicht bei diesen Außentemperaturen auch ganz und gar nicht anziehend. Eher im Gegenteil.

Am öffentlichen Bücherschrank vorbei, den jemand reichlich nachgeladen hat. Ich tausche einen Band Somerset Maugham gegen Heinrich Mann (Essays), Orwell (Essays) und Byron (Tagebücher und Briefe). Muffig riechende Taschenbücher sind es, das stört mich nicht. Daneben stand noch Theologisches und Tralala-Psychologie, Sorge dich nicht, lebe. Man muss ja nicht alles mitnehmen.

Ein Sohn kommt am Nachmittag aus der Schule und sagt „Wassermelone““, das sind so die Begrüßungen an den heißen Tagen. Ich weise stumm zum Kühlschrank. Der andere Sohn kommt auch und legt sich stumm auf sein Bett. Ich sage „Kannst du mal …“, er sagt „Nein.“

Die Herzdame kommt nach Hause, dabei wollte sie doch in den Garten. Sie hat es also nicht in den Garten geschafft, kombiniere ich sherlockmäßig mit der überschaubaren Denkreserve, die bei Hitze in meinem Hirn noch läuft. Ich umkurve die Herzdame im weiteren Verlauf dann so weiträumig, wie es die Wohnung eben hergibt, denn es ist nicht gut für ihre Stimmung, wenn sie es nicht in den Garten schafft, ich weiß das. Manchmal ist es ein Vorteil, wenn man sich lange genug kennt.

Zwischendurch frage ich mich grübelnd, wie eigentlich meine eigene Stimmung ist, aber ich glaube, ich habe heute gar keine. Es ist mir viel zu warm für Stimmungen. Bei diesem Wetter möchte ich am liebsten gar nichts an mir haben, nicht einmal Launen.

Menschen auf einer Bank vor dem Sonnenuntergang an der Außenalster

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3 Kommentare

  1. Ein liebes Hallo nach Hamburg,
    Ich liebe die Bücherschränke ebenso, den Duft mancher Schätze darin weniger…
    Tipp einer befreundeten Bibliothekarin: Papiertüte und Natron oder Backpulver kann helfen, ab einer Nacht bis je länger desto besser!
    (wenn man denn nicht zu neugierig auf die Literatur ist 😉 )
    Liebe Grüsse aus dem.Ruhrpott von Sandra

  2. Ein Sommer, wie ihn viele auf meiner Arbeit gerne wollen, wäre wie eine Portion Spaghetti bei der jemand mit Messer und Gabel die Nudeln kleingeschnitten hat.

    Ich bin froh, dass ich noch nicht wieder 6 Monate am Stück frieren muss. Das kommt noch früh genug.

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