Byron kommt herum

Donnerstag, der 29.6. Am Morgen ungern gelesen: Auch die Nordsee ist zu warm. Wie unsere Wohnung, denke ich in etwas ungelenkem Gedankensprung, denn hier drin kühlt es an ein, zwei Tagen mit Sonnenpause nicht so angenehm ab wie draußen, hier drin hält sich vielmehr die Essenz der Wärme und des Sommers. Andere würden es vielleicht schön finden, die Vorlieben fallen da immerhin verschieden aus. Ich dagegen finde es anstrengend, denn ich vertrage Hitze dummerweise mit jedem Jahr schlechter, wohl wie die meisten Menschen ab einem gewissen Alter.

Gegen neun Uhr merke ich, dass noch gar nicht Freitag ist, danach wieder spontane Eintrübung der Laune. Ich verhalte mich im Laufe des Tages aus Trotz einfach dennoch so, als sei der Monat schon komplett gelaufen. Ich beende die nächste Monatskolumne für das Goethe-Institut und bilanziere die privaten Ausgaben des Junis, ich mache diverse Abschlüsse. Ich schreibe jeden Tag die Kosten der Einkäufe mit, jedenfalls die für das normale Zeug, also was man mit vier Personen so vertilgt und verbraucht. Im Juni weichen wir da deutlich von der Nachrichtenlage ab, unsere Ausgaben steigen viel stärker als es die Inflationsmeldungen vermuten lassen, sie steigen fast wieder alarmierend. Entweder haben wir besonderes Pech mit dem Einkaufskorb, das kann es immer geben, oder es liegt doch an den Wassermelonen, die es auch nicht gerade geschenkt gibt, ich müsste noch genauer hinsehen. Das Obst habe ich aber generell im engeren Verdacht, Obst ist nach wie vor teuer. Esst mehr Obst, gebt mehr aus.

Aber, immer auch das Positive sehen, schon vier Salatgurken haben wir in diesem Monat selbst geerntet und nicht im Discounter gekauft! Das sind Selbstversorgungseffekte im, nun ja, Vier-Eurobereich. Immerhin, denke ich angestrengt, immerhin, und blende dabei sorgsam aus, dass ich diese Gurken vorgezogen gekauft habe für den Preis von je … ach, lassen wir das, es macht einen nicht glücklicher und klingt schon wieder unangenehm nach Textaufgabe.

Byrons Briefe habe ich am Abend durchgelesen. Eine kleine Überraschung gibt es nebenbei, er hat Grillparzer für einen der ganz Großen gehalten, für jemanden, der von der Nachwelt zweifellos als Genie erkannt werden würde, für einen erhabenen Dichter. Ich bin mir nicht sicher, ob Grillparzers verblassender Nachruhm dem heute gerecht werden kann.

Egal, den Byronband werde ich jedenfalls wieder zum öffentlichen Bücherschrank bringen. Der soll unbedingt weiterreisen, was zweifellos zu diesem Dichter passt, auch wenn die nächste Boomerbude hier im kleinen Bahnhofsviertel nicht mit Missolunghi zu vergleichen ist. Er kommt doch immerhin noch etwas weiter herum auf diese Art.

Ein Pappkarton auf einer Treppe, auf dem Deckel steht "Gratis in gute Hände abzugeben - oder in schlechte, ist uns egal"

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Hier noch etwas zum steigenden Meeresspiegel, es geht um die Sicherheit vor Hochwasser in London. In Hamburg wird das erstaunlich wenig thematisiert, denke ich schon recht lange.

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