Dienstag, der 22. August. Ich werde 57, guck an, und ich werde gleich mehrmals am Tag etwas uncharmant darauf hingewiesen, dass das aber nicht mehr allzu jung klinge. Als ob es mir entgangen sein könnte.
The body stiffens, tires and aches
In its wrinkled, blotchy skin
With each decade, more camouflage
For the wild eyed child within
Peter Gabriel, So much, ein schöner Text ist das.
Er hat es trotz der melancholischen Melodie als positives Lied gemeint, lese ich nach, man darf also vermutlich entspannt mitsummen, und das mache ich dann auch.
Ansonsten Office-Office. Wieder eine Verabschiedung in die Rente, wieder das Nachrechnen, wie lange man sich kannte. Dreißig Jahre und mehr, weißt du noch, weißt du noch, wir damals in dieser so anderen Welt.
Am Nachmittag fahre ich mit der Herzdame in den Garten. Ich ernte die Aroniabeeren, was ich noch nie gemacht habe. Aber die von uns gepflanzten Büsche hängen in diesem Jahr erstmals dermaßen voll, es sind so überaus prächtige, dicke, verlockend aussehende Früchte – mal sehen, wie das mit dem Trocknen im Backofen klappt. Ich könnte sie dann im Winter ins Müsli werfen und immer „Superfood“ beim Kauen denken, denn Aroniabeeren sind überaus gesund. Allerdings esse ich normalerweise kein Müsli, schon wieder so ein Problem. Irgendwas ist eben immer.
Dank übrigens, ich habe vergessen, an wen er korrekt zu richten wäre, für die Empfehlung von „Stoner“ von John Williams, es ist wirklich ein hervorragender Roman. Lange bin ich nicht mehr so gerne an den ersten fünfzig Seiten drangeblieben und er hält mich unerwartet sogar von den bereitliegenden Bukowski-Briefen ab. Aber Leseleidenschaften muss man immer mitnehmen, wo auch immer man sich gerade festliest, da ist man richtig, alte Regel. In der Wikipedia wird Ulrich Greiner zum Buch zitiert: „Wir begreifen: Man kann das Leben nur leben, so gut es eben geht. Wirklich verstehen kann man es nicht. Vielleicht ist das die größte Stärke dieses bewegenden Buches: dass es seinen Helden nicht durchschaut, nicht zurechtdefiniert. Es stellt ihn in all seinen Stärken und Schwächen, in all seiner mittleren Menschlichkeit vor uns hin und sagt: Seht, euer Bruder!“
Das hat er gut gesagt, der Herr Greiner, so sollten wir unsere Taten wohl öfter sehen, das ist doch denkbar entspanntes Erwartungsmanagement: Was auch immer wir machen, es sind vermutlich alles bestenfalls Akte mittlerer Menschlichkeit. Ein beruhigender Gedanke.
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Mit dem Vorlauf von gut 20 Jahren gratuliere ich dem noch „jungen Mann“ (eine Frage der Perspektive) zum Geburtstag und wünsche ihm nur das Beste.
Bleiben Sie uns LeserInnen noch lange erhalten. Ihr Blog ist von den wenigen, denen ich folge, stets der erste meiner Morgenlektüre.
Und so wie Peter Gabriel es ausdrückt, empfinde ich es auch – wunderschöner Text.
Herzlichen Glückwunsch nachträglich!
Aroniabeeren passen auch gut in (Chocolate Chip) Cookies. Kein Grund die Morgenroutine umzustellen also.
Alles Gute zum Geburtstag nachträglich!
Auch ich winke ein bisschen verspätet „Alles Gute zum Geburtstag“ und man könnte es kaum passender ausdrücken als der Herr Greiner: „Man kann das Leben nur leben, so gut es eben geht. Wirklich verstehen kann man es nicht.“ Aber leben sollte man es!
Vielen Dank allerseits!
„In der Oktav ist man noch brav“ – so auch noch aus dem Rheinland: Vom Guten das Beste für Sie, werter Herr Buddenbohm, zum neuen Lebensjahr!
Herzliche Grüße & immerwieder Dank für Ihre lesenswerten Weltbeobachtungen und Impulse. Barbara
Oh, hoppla, wünsche einen schönen Geburtstag gehabt zu haben! Und Aroniabeeren geben bestimmt auch gute Marmelade ab oder passen 8n einen Kuchen, wenn’s kein Müsli sein soll.