Ruhe, Frühstück

Ruhe, Frühstück

Mittwoch, der 13. September. Tiefhängende Wolken über Helgoland, freundliches Licht für den Freundeskreis Graublau, sachte Brandung, eine träge liegende Nordsee. In den auslaufenden Wellen am Südstrand steht ein Reiher. Am Horizont draußen zwei Schiffe, nicht genau zu erkennen. Vor dem Balkon gehen Offshore-Windkraft-Techniker zur Arbeit, rauchend und redend. Ein Jogger läuft vorbei, er trägt eine signalrote Wollmütze. Seine federnden Schritte sind kaum zu hören, überhaupt ist alles leise, wie beeindruckend leise alles ohne Autos ist, ohne diesen Wahnsinnsstress, denn wir uns jederzeit durch den Verkehr antun. Was es an Druck herausnimmt, wenn nicht alle motorisiert, beschleunigt und in Stahl verpackt sind.

Ab und zu nur ein vorbeisurrendes Elektrowägelchen, der Gepäcktransport für die Touristen. Handwerker mit Bollerwagen voller Werkzeug. Unten aus dem Hotel Frühstücksgeklapper, Teller und Tassen, irgendwann doch der ferne, gedämpft herüberbrummende Motor der gerade ablegenden Dünenfähre und später auch noch etwas Baulärm vom Hafen her. Aber kein Vergleich zum Dauerlärm in Hamburg, den ich sowohl im kleinen Bahnhofsviertel als auch in Hammerbrook jederzeit um mich habe. Es fehlen auch meist die Menschen im Bild, die es offensichtlich wahnsinnig eilig haben, die rennen, hasten, jagen, sprinten … man geht hier meist einfach nur, wenn man nicht gerade meint, joggen zu müssen.

Eine Mole am Hafen von Helgoland

Die Herzdame und ich frühstücken im Hotel und überlegen, wann und auf welcher Reise wir das zum letzten Mal gemeinsam gemacht haben. Es ist Jahre her, und vielleicht war es auch auf Helgoland, ich komme schon nicht mehr darauf.

Beim Frühstück sind fast alle älter als wir, und es ist wiederum keine repräsentative Stichprobe, aber aus diesen Szenen um mich herum könnte ich ableiten: Die Alten, die Damen und Herren jenseits der 80, die haben ein feines Benehmen und sind ausgesprochen höflich und rücksichtsvoll. Die aber, die vermutlich gerade erst Rentnerinnen geworden sind, denen gehört ganz offensichtlich die Welt, und das merkt man ihnen auch deutlich an. Fordernd, kritisch, nörgelnd, drängelnd, gierig, sehr darauf bedacht, alles, aber auch wirklich alles zu bekommen für das Geld. „Laktosefrei kennen Sie hier wohl nicht, was?“ Eine Herablassung und latente Aggression in der Stimme – ich staune beim Zuhören.

Nein, es ist wirklich nicht repräsentativ und schon am nächsten Morgen könnte es auch anders zugehen (ging es dann aber nicht). Es ist nur ein steter Verdacht, dass man es hochrechnen könnte, was man so sieht, und wenn es so sein sollte, dann muss in den paar Jahrzehnten zwischen diesen beiden Altersgruppen etwas passiert sein, was nicht gut war, was nicht bekam.

Na, egal. In zehn Jahren kann dann gerne jemand kommentieren, wie meine Truppe sich beim Hotelfrühstück benimmt, versteht sich. Ich stehe dann im besten Fall zur interessierten Beobachtung zur Verfügung.

Der Südstrand von Helgoland in graublauem Morgenlicht

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