Sieben Grad, Regen und aufbrausender Wind, das Wetter hält sich an den Plan und kippt erwartungsgemäß über Nacht aus dem winterlichen Szenario. In der Regenrinne vor den Dachfenstern kein Eis mehr, sondern Wellengang. Achten Sie auf herabfallende Gegenstände, heißt es in der frischen Sturmwarnung am Morgen, und ich sitze am Schreibtisch und verhalte mich anweisungsgemäß. Ich behalte das ganze Zeug hier um mich herum permanent im Auge.
Gestern am Abend noch weiter und gerne in der Kaschnitz gelesen. Ich finde da auch schöne Begriffe, die längst aus unserem Sprachraum verschwunden sind. So bezeichnet sie etwa Menschen, die während des Krieges in Frankfurt arbeiten, aber viel weiter draußen wohnen, als Fernschläfer, wie schön ist das denn. Pendler (männliche Form hier korrekt und historisch angebracht) ist im Prinzip auch nett und bildhaft, aber Fernschläfer – wunderbar. „Wohnen Sie hier in der Nähe? „Nein, ich bin Fernschläferin.“
Wäre ich etwas Anständiges, also z.B. irgendetwas mit Germanistik geworden, ich würde den sprachlichen Wandel in den Sechzigern/Siebzigern des letzten Jahrhunderts vermutlich überaus interessant finden, da die arrivierten Autorinnen in jener Zeit noch eindeutig und von Herzen einem Sprachgebrauch, Vokabular und Satzbau aus alter Zeit verbunden waren, die Moderne aber doch eindeutig vorkam, dafür also Wege gefunden werden mussten. Bei der Kaschnitz etwa auch eine Passage, aus der das Wort „Supermarkt“ merkwürdig herausragt, es gehört nicht recht in dieses Umfeld. Noch nicht.
Und, sehen Sie, jetzt brauche ich eigentlich wieder eine Woche Sonderurlaub, um diverse Themen in Ruhe nachlesen zu können. Schlimm.
Aber wie gesagt, Fernschläferinnen und Fernschläfer. Das vielleicht doch hier und da einmal anwenden. Diskussionen über die Fernschläferinnenpauschale führen. Toll, nicht wahr.
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Im Allgemeinbildungsspurt 24 gab es einen Vortrag über die Gründung des modernen Griechenlands – Die erträumte Nation. 22 Minuten, ich wäre bei dem Thema nicht durchgehend sattelfest gewesen, denn als die Griechen unter den Türken die Römer waren – Geschichte wird schnell kompliziert. Jetzt etwas gebessert.
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Zu meiner..zugegebenerweise vor einigen Jahrzehnten…Bundeswehrzeit gab es dort sogenannte „Heimschläfer“…
Auch schön..
Ich finde das Konzept der Fernschlaeferin durchaus problematisch. Die Implikation ist, dass vor Ort der zentrale Teil des Lebens ist (ARBEIT) waehrend periphere Aktivitaeten (SCHLAFEN und vermutlich der ganze andere Klumpatsch so wie Essen, Kindererziehen, Lesen, Spazierengehen) anderswo ist. Der Lebensmittelpunkt wird automatisch auf den Arbeitsort gelegt. Das missfaellt mir.
(Es ist aehnlich wie das Arbeitnehmer/Arbeitgeberproblem, wo die Ausdruecke auch die tatsaechlichen Verhaeltnisse (der Arbeitnehmer arbeitet, die Arbeitgeberin nutzniesst davon) umkehren.