Anmerkung zu prinzipiellen Gültigkeiten

Ich habe die Berichte zur Legalisierung des Kiffens nur am Rande verfolgt, das Thema interessiert mich nicht. Aber erheiternd fand ich doch einen irgendwo abgebildeten Stadtplan, auf dem markiert war, wo man nun darf und wo nicht, weil man doch im Umkreis von 100 Metern um Spielplätze etc. – was für ein absurder Flickenteppich, ein Schildbürgerstreich. Während auf diesen so genau umrissenen Spielplätzen usw. in schöner Regelmäßigkeit die Alkoholkranken jeden Tag stundenlang ihren Stoff konsumieren. Ach, was rege ich mich auf.

Es ist jedenfalls eine weitere Regelung, die im Prinzip niemanden interessieren wird, die auch vermutlich niemand jemals durchsetzen wird, die aber doch fallweise herangezogen werden könnte, weil sie ja prinzipiell immerhin gilt. Siehe Tempo-30-Zonen, auch so ein vollkommen sinnentleertes Thema, bei dem es zwischen Vorgabe und Wirklichkeit schlicht keinen Bezug mehr gibt.

Wenn man alle staatlichen Regelungen, bei denen es weder eine real vorstellbare Durchsetzungsmöglichkeit noch ein wenigstens vage erkennbares Durchsetzungsinteresse gibt, einfach streichen würde – es wäre spannend, was überhaupt noch übrigbliebe. Die Straßenverkehrsordnung wird es mit großer Sicherheit nicht sein, während wir uns mehrheitlich und sogar gemeinsam mit den staatlichen Institutionen bei Raub und Mord wohl doch noch einig sind, dass die meist nicht okay sind, dass man da etwas regeln und tatsächlich auch verhindern muss.

Aber die Basis, auf der wir uns noch weitgehend alle einig sind, sie ist in den letzten Jahren viel schmaler geworden. Erschreckend schmal, nehme ich an, weil Freiheit, Eigenverantwortung usw., die stets so bereitwillig wiedergegebene Litanei der Egomanen. Der Mensch ist dem Menschen eine FDP-Blockade.

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Gesehen: Finding Vivian Maier. Danach habe ich mehr zu Vivian Maier nachgelesen, auch pflichtbewusst zur harschen Kritik an diesem Film und auch zu den rechtlichen Aspekten der Veröffentlichung ihrer Bilder, zum Erbstreit, zu ihrem Lebenslauf etc. Es ist sehr kompliziert – aber was für eine Geschichte. Und was für Fotos.

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Passend zum Sonntag heute ein Bauzaun im kleinen Bahnhofsviertel:

Ein mit weißer Folie bespannter Bauzaun, auf den jemand in pinkfarbener Schrift "Hallelujha" geschrieben hat, mit Rechtschfreibfehler und so getrennt, dass oben Halle und unten Lujha steht. Der Bauzaun steht auf einem sonst leeren Platz, der Schriftzug wirkt dadurch sehr prominent.

Sie können hier Geld in den allerdings nur virtuell vorhandenen Hut werfen, herzlichen Dank! Sollten Sie den konventionellen Weg bevorzugen und lieber klassisch etwas überweisen wollen, das geht auch, die Daten dazu finden Sie hier. Wer mehr für Dinge ist, es gibt auch einen Wunschzettel.

Ein Kommentar

  1. es ist schon bemerkenswert, wie ein fotografisches Werk rezipiert wird und Kritik über die Rezeption geäussert wird, wenn sich die Person dazu nicht mehr äussern kann. Wieso muss sich hier der Finder dieser aussergewöhnlichen Fotografien, die er per Zufall gefunden hat, rechtfertigen? Wieso immer wieder diese Unterstellungen, daß man plötzlich etwas rechtfertigen muss, wenn man sich für etwas interessiert, was die angeblichen Persönlichkeitsrecht einer verstorbenen Person angeblich nicht respektiert? Der Umgang mit den Fotos von Vivian Maier zeugen von höchstem Respekt ihres Könnens und ihrer Kunst. Wieso soll man das nicht veröffentlichen dürfen, dank eines Herrn Malouff, der den Schatz gehoben hat. Hier könnte man noch viele andere Fässer aufmachen in Punkto der Prinz-Horn Sammlung und vielerlei Assoziationen, die sich hier aufdrängen. Warum ist es nicht gestattet einer Person nachzuforschen und festzustellen, daß diese Person vielleicht im Borderline unterwegs war? Es gab einen Maler am Ammersee, besser gesagt in Schondorf am Ammersee, der wunderbare Bilder gemalt hat und erst nach seinem Selbstmord, Tod durch Ertrinken, anerkannt wurde. Ich kannte den als Kind. so What? Wir erleben leider eine Zeit der Hyper-Aufmerksamkeit, die sich mir nicht erschliesst und mich in höchstem Maße irritiert. So ist dem Lokomotivführer aus Jim Knopf die Pfeife wegretuschiert worden. Wann zieht jetzt Oetinger nach und kappt dem Nichtraucher aus “ Das fliegende Klassenzimmer“, dem die Pfeife weg? eine Wirre Welt, die ich als Buchhändlerin nicht mehr nachvollziehen kann. GAGA!

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