Der Affe und Bonn

Eine Sendung (RadioWissen) zum Deutschen Herbst gehört (23 Min.). RAF-Themen werden medial ja gerade wieder erstaunlich präsent („Sie hat immer so nett gegrüßt“) und auswendig könnte ich die Chronologie der Vorfälle im Jahr 1977 auch nicht herbeten. Ich habe, wie alle Kinder dieser Zeit, Erinnerungen an die Polizeikontrollen mit bedrohlich schwerbewaffneten Beamten, an die omnipräsenten Fahndungsplakate mit den vielen Köpfen darauf. Auch an die Diskussionen der Erwachsenen im familiären Umfeld, bei Kaffee und Kuchen, ob die Todesstrafe vielleicht in diesen Fällen doch, und warum denn eigentlich nicht. „Was meinst du denn“, fragte mich überraschend eine Tante, und ich wusste nicht, was ich sagen sollte. So etwas wurde ich sonst nicht gefragt.

Eher vage Erinnerungen sind das allerdings nur. Als Zeitzeuge bin ich völlig unbrauchbar. Damals habe ich vermutlich keine Zeitung jemals gelesen, auch kein Radio gehört, keine Nachrichtensendung gesehen. Oder doch nur wie versehentlich und nebenbei, schon auf dem Weg ins Bett. Ich glaube auch nicht, dass ich eine brauchbare Vorstellung von dem Westdeutschland hatte, in dem ich lebte, erst recht keine Meinung dazu.

Jemand sagte im Fernseher um acht Uhr abends laut „Bonn“ und machte danach eine kurze, bedeutungsschwere Pause, als sei das eine sinnvolle Einleitung für irgendwas, und dann wurde es langweilig und enorm ernst, viel zu ernst für mich. Alles um den Begriff Bonn herum war für mich dunkelgraues, staubiges, knochentrockenes Erwachsensein, noch erfreulich fern.

Vermutlich habe ich dann doch lieber Abenteuergeschichten oder Asterix gelesen. Diese vielen Geschichten von Enid Blyton etwa, in denen der zahme Affe vorkam. Hätte ich so einen Affen gehabt, das war klar, alles wäre besser gewesen, und Bonn noch viel weiter weg.

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Am Mittwoch ansonsten krank herumgelegen, was sich als recht langweilig herausstellte, das kann ich so nicht empfehlen. In der Familie werden es mir einige wohl dennoch nachmachen. Unbelehrbar bei allem.

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