Ausdehnung in zwei Richtungen

Gesehen und gemocht: Die dreiteilige Verfilmung von Strittmatters Laden. In Kinoqualität inszeniert und ins Bild gesetzt, das war, Moment, Gernot Roll an der Kamera, und wie gut. Und Martin Benrath als Großvater, den ich in dieser Ausprägung auch gerne gehabt hätte. Meiner Großväter starben beide vor meinem Erscheinen, einmal Krieg, einmal Krebs. Das fand ich als Kind ungeheuerlich, dass ich die einfach nicht hatte, alle anderen hatten welche, zumindest fast alle. Eine Ungerechtigkeit war das, eine schlimme Sache.

Dass der eine von meinen Großvätern gefallen war, wie die Erwachsenen sagten, und dann oft noch kopfschüttelnd ergänzten, wie wenige Tage vor Kriegsende, zwei Wochen hätte er doch nur noch schaffen müssen, also wirklich, blieb für mich lange Zeit inhaltsleer. Es gab zu dem Begriff gefallen keine Assoziationen bei mir, keine Kenntnisse, nichts, ich habe mich dem spät im Leben erst angenähert. Wie ich ohnehin das seltsame Gefühl habe, mit jedem Lebensjahr mehr nicht nur weiter in der Zukunft, sondern gleichzeitig auch tiefer in der Vergangenheit anzukommen.

Der Mensch, also zumindest der geschichtlich etwas interessierte Mensch, sollte ich wohl einschränken, dehnt sich im Alter in zwei Zeitrichtungen aus, das war mir lange nicht klar. Es wird mir aber immer deutlicher, und die Spanne, mit der man es da dann zu tun hat, sie ist im Grunde vollkommen unfassbar. Vielleicht ist sie auch unzumutbar – für etwas so Gegenwärtiges wie das Ich.

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Draußen jetzt bei 12 Grad auch wieder um Blöcke kurvende Cabrio-Fahrer, die so gucken, als hätten sie den ganzen Frühling selbst bezahlt. Als sei das komplett ihre privatfinanzierte Veranstaltung und man würde da als Gast bestenfalls kurz und gnadenhalber durch die Szenerie gehen dürfen. Dabei sind sie in vielen Fällen schon deutlich zu alt, diese Fahrer, um einen ganzen Frühling allein zu verbrauchen. Man sieht es ihnen an, sie übernehmen sich schwer.

Und wenn man einmal kurz hochsieht, es wird nun auch auf den Balkonen ringsum geräumt, gefegt, geschrubbt und umgetopft. Ein Stadtteil in Vorbereitung und Frischluftbereitschaft. „Der Winter gibt nicht auf“, schreiben die Zeitungen mahnend.

Aber wer würde das glauben wollen.

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