Kleine Sonnen für den Hausgebrauch

Ich werde mir als neues Lieblingsspezialwissen merken, dass die Wehrmacht Spalier stand, als die ersten Waschbären 1934 in Deutschland ausgewildert wurden (Audio, 5 Minuten). Im Grunde Braunbären.

***

Beim Einkauf etwas über die Geschichte der Mode gehört, genauer über die Mode des Empire, bzw. des Directoire (23 Minuten). Dass die Frauen ihre hauchdünnen Musselinkleider damals auch im Winter trugen und deswegen reihenweise krank wurden – in der Kulturgeschichte der Mode könnte ich mich gerne auch längere Zeit verlieren, ein so anziehend abgründiges Thema.

***

Weiße, etwas abstoßend leichenhaft wirkende und trostlos hinsinkende Tulpen entsorgt und stattdessen stramme, sattgelbe Ranunkeln gekauft. Mehr Farbe auf dem Wohnzimmertisch. Leuchtfeuer vor Raufaser, kleine Sonnen für den Hausgebrauch.

Und falls Sie auch immer wieder darüber stolpern – man kann auch Rauhfaser schreiben. Rechtschreibreform und so. Wikipedia-Ergänzung: „Die Raufasertapete gilt auch in England als Inbegriff des Kleinbürgertums und zieht sich leitmotivisch durch die 1995 erschienene Single Disco 2000 der englischen Popband Pulp (Your house was very small / With woodchip on the wall).“

Woodchip, die Vokabel hätte ich nicht gewusst. Nun gründlich abgespeichert.

***

Mit einem Sohn über eine Kurzgeschichte von Wolfgang Borchert gesprochen, zur Vorbereitung auf eine Deutscharbeit. Die Küchenuhr heißt die Geschichte, bestimmt vielen aus der Schulzeit bekannt, es geht um das, was bleibt, wenn ein Haus in Trümmern liegt, zerbombt wurde, mit den Menschen darin, es geht um einen Überlebenden, was er noch hat und was es ihm bedeutet, nämlich einzig die titelgebende Küchenuhr, aus dem Schutt geborgen.

Man müsste kein einziges Wort ändern, um diese Geschichte heute in der Ukraine oder einem anderen Kriegsgebiet spielen zu lassen, kein einziges Wort. Die Geschichte ist durch Zeiten und über Grenzen hinweg gültig.

***

Abends im Bett dann noch mehrere Liebesgeschichten von Adolf Muschg gelesen und gut gefunden. Texte aus den frühen Siebzigern des letzten Jahrhunderts. Ich bilde mir ein, dass man in denen noch eine Ruhe des Nachdenkens und Schreibens liest, die wir mittlerweile beim Lesen und Verfassen von Texten verloren haben. Das auch schon so bei der Kaschnitz neulich gedacht. Man kann es anhand der Grammatik nicht oder kaum beweisen, aber die Sätze hatten damals entschieden mehr Zeit, sich Wort für Wort aufzubauen.

Vielleicht lässt es sich auch schlicht mit der Entwicklung der Schreibgeräte erklären. Wahrscheinlich wird es so sein. Die Hast der huschenden Finger auf Computertastaturen, es ist etwas Grundsätzliches.

***

Sie können hier Geld in den allerdings nur virtuell vorhandenen Hut werfen, herzlichen Dank! Sollten Sie den konventionellen Weg bevorzugen und lieber klassisch etwas überweisen wollen, das geht auch, die Daten dazu finden Sie hier. Wer mehr für Dinge ist, es gibt auch einen Wunschzettel.

3 Kommentare

  1. woodchip. dazu die Anekdote aus Studienzeiten Anfang/Mitte der 1990er in einer westdeutschen Großstadt am Rhein, als der Freund einer Kollegin das von Papa gekaufte Appartement renovierte und in den weißen Alpinaeimer Kleintierstreu warf um Raufasertapete selbst zu machen. Soll ich erwähnen, dass er Schwabe war…

  2. woodchip. dazu die Anekdote aus Studienzeiten Anfang/Mitte der 1990er in einer westdeutschen Großstadt am Rhein, als der Freund einer Kollegin das von Papa gekaufte Appartement renovierte und in den weißen Alpinaeimer Kleintierstreu warf um Raufasertapete selbst zu machen. (Tut es zur Sache, dass er Schwabe war?)

  3. Habe mich gerade ca. 15 Minuten bei Google mit „Words with chip at the end“ amüsiert. Und woodchip ist bei scrabble wohl eine große Nummer.

Schreib einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert