Was liegt in den Stunden

Gesehen: Trintignant über Trintignant auf arte. So schön, das sollte man auch ab und zu sagen, dass es arte gibt, was hat mir dieser Sender nicht schon für Freude bereitet. Andere europäische Sender, aber das nur am Rande, haben längst Schwierigkeiten mit den Faschisten, die Lage ist und bleibt bedrohlich.

Wie schon bei der Simone Signoret neulich wiederum eine Doku mit wunderbaren Bildzitaten aus französischen Filmen, man möchte den Tag danach mit dem passenden Soundtrack fortsetzen und bei jedem Moment des Alltags zumindest kurz überlegen, ob er eine Großaufnahme sein könnte und wer als nächstes ins Bild kommen sollte, von wem gespielt und mit welcher Kameraführung. Die Ranunkeln vor Raufaser, der kritische Blick der Herzdame auf die absinkenden Blüten, mein Griff zum Mantel, ich gehe neue Blumen holen. Wie fängt man das ein, was sagt das aus, was liegt in den Gesichtern, in den Stunden.

Die Söhne sind auf Reisen, wir haben heute Zeit zu zweit. Es ist ein guter Tag für ein Kapitel, für paar Filmminuten. Welche Blumen würde ich holen, wenn Trintignant mich spielen würde. Was ist das für ein Gedanke, was entstehen für Bilder, aber egal, ich kann hier denken und schreiben, was ich will. Vorteil Blog.

Ach, ach. Mal wieder mehr französische Filme sehen, die alten Filme noch einmal sehen. Ich merke doch, es entsteht da ein Bedürfnis, aber was ist das dann für eine kulturelle Mischung in meinem Konsum gerade. Kafka und Lelouch, Chabrol, Truffaut etc., daneben Schiller, so geht es hier zu und folgt gar keinem intellektuellen Interesse, ich kann das unmöglich vorgeben.

Es folgt alles vollkommen ungehemmt lediglich Neigungen und Launen, as my wimsey takes me, um auch eine Frau und ihr Werk in diesem Kontext zumindest anklingen zulassen. Die habe ich auch Ewigkeiten nicht mehr gelesen, fällt mir ein, ob mir ihre Bücher wohl immer noch gefallen würden? Oder jetzt erst recht?

Auch bei ihr ist es interessant, kurz den Lebenslauf nachzulesen.

Wo war ich stehengeblieben? Trintignant jedenfalls. Ein so gutaussehender Neunzigjähriger, und eine wunderbare Schlussszene der Dokumentation, in der die Lyrik einen angenehm hohen Stellenwert hat. Gefällt mir.

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5 Kommentare

  1. Hier die ewigen Lieblingsbücher: Wimsey und Ripley. Jährlich neu gelesen, auch nach vierzig Jahren jährlich neue Entdeckungen zwischen den Zeilen.

    Und heute Abend werfe ich Jean-Pierre Melvilles Eiskalten Engel in den DVDplayer.

  2. Sayers lässt sich heute sehr gut lesen,zT mit ganz verblüffend modernen Themen (Arbeit/Intellekt von Mann und Frau oder die Bezüge auf die Traumata im 1. Wk.

  3. Sooo lange her, dass ich Dorothy Sayers las und noch nie ihre Biographie, es gab ja noch kein Wikipedia. Was für ein Leben!
    Danke für den Link.

  4. Sayers auch für Non-Fiction gut. Essays wie „Are women human?“ leider erstaunlich aktuell. Und das jährliche“Gaudy Night“ wird mit jeder Lesung besser.
    Höre mich gerade selektiv durch den Podcast Shedunnit für historische Einordnung/Kontextualisierung und dann plane ich den nächsten re-read.

  5. Das freut mich jetzt grad sehr, so viele Stimmen für Lord Peter und Harriet Vane zu lesen, die ich seit Jahren überall empfehle (Wohlfühlliteratur auch, zu der ich in Krisenzeiten flüchte). Die Fortsetzungen von Jill Paton Walsh sind auch nicht schlecht.

    Und alte Filme: französische, italienische, was waren das damals noch Bilder, sowas gibts heute kaum noch. Müßte mal wer probieren, ob das immer noch funktioniert, auch wenn man erst alle festen Rollenbilder und so rausschmeißt aus dem Drehbuch, und man Berufe und Rollen nicht mehr einfach an der Kleidung erkennt. (Ich könnte das ja, aber wer würde mir ein Budget und ein Filmteam anvertrauen?)

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