Kuchen, Kekse, Kaffee

Am Sonnabend fahren wir früh in den Garten. Es ist der erste warme Tag nach dem Winterrückfall, wir müssen einmal nachsehen, was auf der Parzelle alles überlebt hat. Die meisten Obstbäume sehen noch erfreulich munter aus, nur eine Pflaume nicht, und das wird ein gutes Ergebnis sein. Vielleicht deutlich besser, als wir es erwarten konnten. Immerhin waren es unerwartete minus drei Grad in der einen Nacht, da kann man mit Schäden rechnen, seelisch und pflanzlich.

Vorher machten wir noch eben einen Großeinkauf, was man im Garten demnächst so brauchen wird, Kuchen, Kekse, Kaffee, Konserven und dergleichen. Es fühlte sich an wie das Einkaufen für einen Ferienhaus-Urlaub., und es ist auch eine verwandte Tätigkeit.

Die Herzdame mäht dann unter Zeitdruck kurz vor der für Schrebergärtnerinnen heiligen Mittagsruhe den auf einmal enorm gewachsenen Rasen; ich dagegen probiere aus, ob es sich auf der Hollywoodschaukel noch so gut sitzt wie im letzten Jahr. Alle Aufgaben klar verteilen und auch alle Aufgaben ernst nehmen, das ist eine wichtige Regel in Partnerschaften.

Ich sitze und werde den Eindruck nicht los, dass der Garten in diesem Jahr grüner als im Vorjahr ist. Das kommt mir einigermaßen irrational vor, und doch … der Eindruck ist so stark, ich würde das nach reiflicher Überlegung auch als Zeuge so aussagen, und da können Sie wieder sehen, was Zeugenaussagen wert sind. Das ist jedenfalls das grünste Gras, das es in diesem Garten je gab, definitiv ist es das, ich bin sicher. Und es sind auch die weißesten Apfelblüten, die blauesten Vergissmeinnichtbüschel, und der hohe Ginster der Nachbarn, also er hängt in dieser Saison dermaßen gelb über dem Zaun, was ist hier eigentlich los.

Vielleicht war der Winter nur zu lang.

Am lilafarbenen Flieder neben der Laube flattert ein orangeweißer Aurorafalter. Er lässt sich von Blüte zu Blüte treiben, und ist es nicht schön und dankenswert, wenn man Farbkombinationen sieht, die uns nicht sofort an Parteien erinnern? Bitte weiterhin nichts mit Lilaweißorange gründen.

Ich sitze nicht nur intensiv herumfühlend auf Gartenmöbeln, selbstverständlich nicht. Ich pflanze auch etliche Kartoffeln und stecke einige Erbsen nach, ein paar Bohnen vertraue ich ebenfalls schon der Erde an. „Himmelsstürmer“ heißen sie. Eisheilige hin oder her, auch mal ins Risiko gehen. Die Anweisungen auf den Saatguttütchen kalt ignorieren, wie so ein Mensch mit Mut.

Hoffnungsfrohe Tätigkeiten muss man sich ab und zu in den Alltag einbauen, das ist bei allem zu beachten. Und es ist vergleichsweise einfach, wenn man einen Garten hat. Oder einen Blumentopf irgendwo.

Die Vogelstimmenapp sagt mir, dass Gartenrotschwanz und Buchfink in den Büschen singen, irgendwo im Liguster, in der Hasel. Ich sehe keinen von ihnen. Egal, ich verbuche sie dennoch in meiner Life-List der Gesangstreffer, die erst bescheidene 24 Vögel ausweist. Da geht noch etwas in diesem Jahr.

Die Pfingstrose scheint wieder gewaltig nachzugehen, sehe ich beim Abschreiten der Beete. Es ist eine selten undisziplinierte Pflanze und es ist ihr empörend gleichgültig, wie oft man das anspricht. Staudenführung ist auch nicht einfach.

Die Maiglöckchen dagegen bekommen es wohl hin, exakt zum 1. Mai zu blühen. So pünktlich sind sie, wie es die Bahn in unserem Land einst war. Vorsicht an der Beetkante, ein Frühling erhält Durchfahrt.

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5 Kommentare

  1. Zur Entlastung der Pfingstrosen sei bemerkt, dass Ostern dieses Jahr viel zu früh stattfand. Wie soll so eine arme Pflanze mit des Menschen irrationaler Feiertagsplanung klarkommen und sie hat ja mit dem Klima schon genug zu tun.

  2. Auch hier beobachte ich das Nachgehen der Pfingstrose und ich bewundere sie sehr dafür. Auch mal gegen den Strom schwimmen kann Charakterstärke zeigen. Vielleicht trainiert sie ihre Blüten auch darin das tropische Klima der Zukunft zu überleben.

  3. Seltsam. Meine ständig unzeitmäßig blühende Pfingstrose ist dieses Jahr sowas von fertig aufzublühen, dass es schon vor Pfingsten soweit sein könnte. Und damit wieder im Plan. Nur diesmal zu früh.

  4. Bei uns im stets voraus eilenden Südwesten hat der Kälteeinbruch der letzten zwei Wochen die Vegetation etwas eingebremst, sonst wäre die Pfingstrose wohl schon im April aufgeblüht. Jetzt wird es vermutlich am 1. Mai soweit sein.

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