Kirschnüsse, anschwellender Sommer

Vorweg herzlichen Dank für die überaus freundliche Zusendung von Siri Hustvedts „Leben, Denken, Schauen“, kaum dass es auf dem Wunschzettel war. Es ist ein wahrer Büchersegen gerade. Ich bin hellbegeistert und enorm vorfreudig, der Stoff wird wohl bis in den Sommerurlaub reichen, um gedanklich ein wenig nach vorne zu springen.

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Die Frühlingsabendverteilung der Familienmitglieder erfolgte an einem der letzten warmen, sonnigen Tage hamburgisch flussbezogen, fiel mir nebenbei auf: Zwei von uns waren an verschiedenen Abschnitten der Elbe, einer war an der Bille und einer an der Alster. Da habe ich gleich Heidi Kabel oder Jan Fedder im Ohr: An de Alster, an de Elbe, an de Bill, dor kann jeeder eener moken, wat he will.

Artur Schulenburg hat das Lied 1940 geschrieben, es lässt sich online erstaunlich wenig über ihn finden. Ich habe nach unbefriedigender Google-Suche ein AI-Tool nach ihm gefragt, und da kamen auch prompt Lebenslauf, Werke und Quellenangaben dazu, aber in den dort verlinkten Quellen stand gar nicht drin, was da gelistet und getextet war. Hm.

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Ansonsten waren wir selbstverständlich im Garten.

An einigen der Kirschbäume sind die Früchte auf einmal haselnussgroß. Es ist wieder unerfindlich, in welch kurzer Zeit dies geschehen sein muss. Eben waren da noch weiße Blüten, gerade vom Wind verweht, und es muss über Nacht geschehen sein, buchstäblich über Nacht, dass daraus maigrüne Kugeln wurden. Wie isses nun bloß möglich! Immer wieder staunend vor diesen Bäumen und Büschen stehen, in jedem Jahr. Seit fünf Jahren schon oder sechs mittlerweile, ich müsste nachsehen.

In welcher Eile jedenfalls diese Operation Frucht durchgezogen wird. Wie kurz das Wenige an Saison ist, wie drängend, stürmend und ungeduldig das alles angelegt ist. Von Mai bis September ist alles eine schwungvolle Bewegung, ein schnelles Anschwellen, und die statischen Postkartenbilder von der Natur, die wir im Kopf haben, wenn wir an den Frühling, den Sommer denken, sie sind falsch. Sie werden dem Elan und der Betriebsamkeit der Pflanzen gar nicht gerecht. Nur der Winter hat seine statischen Momente.

Die Stachelbeeren sind wie immer weit vor allen anderen Früchten und sehen schon nach baldiger Ernte aus. Was bei ihnen aber noch wochenlang täuschen wird, das kenne ich. Steinhart und eine Säure, dass es einem das Gesicht entgleisen lässt. Es wird auch ein Johannisbeerenjahr, so viel steht bereits fest, und die Heidelbeeren wollen auch mehr bieten als im Vorjahr.

Kürbis, Zucchini, Pak Choi, Tomaten und Kohlrabi haben wir in die Beete ausgepflanzt. Die Zuckererbsen kommen weiter nur zögerlich, vorsichtig und vermutlich frostverschreckt, die Karotten zeigen mit deutlicher Verspätung ihre niedlichen grünen Fähnchen, schon unkrautüberwuchert, da muss man mal ran.

Die Kartoffeln dagegen geben sich unverwüstlich und dienstbeflissen wie immer. Sie kommen mit großer Selbstverständlichkeit und auch an Stellen, an denen wir nie welche gesetzt haben. Sie wachsen aus den Küchenresten im Kompost und auch aus verlorenen Abfällen am Gartenwegrand, kurz vor der Biotonne haben wir sie irgendwann auf dem Weg aus der Schüssel verloren. Wir lassen sie überall zu, wo sie nur wachsen wollen.

Die Robustheit der Kartoffeln ist so beeindruckend wie beim Löwenzahn, ein einziges pflanzliches Dennoch. Platz da, hier wachse ich. Ich mache hier mein Ding, und das Ding sind am Ende dann Knollen, die wieder ihr Ding machen werden, ohne große Ansprüche zu stellen. Eine sympathische Pflanze, zuverlässig und pflegeleicht.

Auch etwas weiteren Lavendel haben wir neben die Laube gepflanzt, und noch einige Erdbeeren nachgesetzt. Man hat nie genug Lavendel und Erdbeeren im Garten.

Es war gar nicht viel Arbeit, das alles. Es war im Grunde nur ein wenig Spaß an freien Tagen.

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Sie können hier Geld in den allerdings nur virtuell vorhandenen Hut werfen, herzlichen Dank! Sollten Sie den konventionellen Weg bevorzugen und lieber klassisch etwas überweisen wollen, das geht auch, die Daten dazu finden Sie hier. Wer mehr für Dinge ist, es gibt auch einen Wunschzettel.

Ein Kommentar

  1. …. „eine Säure, dass es einem das Gesicht entgleisen lässt“ … was für ein wunderschöner Satz und wie passend zu Stachelbeeren. DANKE!

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