Am nächsten Tag hat die Herzdame dann, kaum dass ich im letzten Blogartikel etwas von „wenig Arbeit“ geschrieben hatte, spontan angefangen eine steinerne Beetumrandung (die automatische Rechtschreibkorrektur besteht hier auf Bettumrandung) dort zu setzen, wo vorher erst noch etwas Rasen wegmusste und wo dann nach vollendeter Tat auch einiges nachgepflanzt werden muss. Es gab nicht die geringste Veranlassung zu dieser Aktion, es gab keinen drängenden Umstand, keinen Schönheitsfehler im Garten, es gab keinen sichtbaren Mangel in der Gestaltung. Es muss die reine Lust gewesen sein, die sie trieb. Die Lust, mit so etwas anzufangen, tätig zu sein, etwas mit den Händen zu fertigen.
Da kann man nur danebenstehen, es nickend zur Kenntnis nehmen und ansonsten weiträumig aus dem Weg gehen. Der Garten ist groß genug dafür, man kann ausweichen. Vielleicht ab und zu noch dem arbeitenden Menschen Getränke zureichen oder ein stärkendes Essen kochen. Gelegentlich aus dem Laubenfenster sehen und beifällig loben, was auch immer sie da tut. Lob ist oft richtig und willkommen, man kennt das aus eigener Erfahrung. Angebracht ist Lob allerdings auch, denn die Projekte der Herzdame gehen meist gut aus und sind auch noch vorzeigbar.
Und zwischendurch immer wieder daran denken, dass es nicht selbstverständlich ist, auch nach zwanzig Jahren noch restlos begeistert davon zu sein, die richtige Frau geheiratet zu haben. Die Erfahrungen im Umfeld weisen eher in eine andere, fatalere Richtung. Wir sind die da Ausnahme, und in diesem Fall einmal eine angenehme.
Sie mag jetzt eben solche Arbeiten, denke ich mir in der sicheren, ruhigen Laube, während ich die Kafka-Biografie aufschlage, ich dagegen mag gerade nur Lesen und Schreiben. Es verträgt sich im Moment gut so, es ist betont harmonisch, wir verstehen uns bestens. Man kommt sich im Garten nicht ins Gehege, was auch ein seltsamer Ausdruck ist, fällt mir auf. Selbstverständlich gleich nachgesehen: „Die Redensart stammt aus der Jägersprache und ist auf Nebenbuhler des Platzhirsches gemünzt worden, die in ein Wildgehege eindringen und das weibliche Rudel bedrängen.“ Quelle hier, wieder etwas gelernt.
Und das stärkende Essen, das ich in der Laube kochte, waren dann die ersten Pellkartoffeln der Gartensaison. Nie schmecken sie uns so gut wie an dem Tag, an dem wir sie zum ersten Mal im Frühling draußen essen. Es ist das banalste Mahl, es sind nur Kartoffeln und Kräuterquark, und der wurde nicht einmal selbstgemacht. Aber es ist ein Festmahl, es ist ein Genuss erster Klasse. Die Frischluft als alles entscheidende Zutat.
Und ein paar Meter weiter, es war mir bisher nicht aufgefallen, blüht die Akelei unter dem Flieder in einem gediegenen Lilaton, in einer ausgesprochen vornehmen Farbe. Diese Blume vielleicht lieber siezen, sie sieht danach aus.
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Es gibt gerade diese Aktion „Mähfreier Mai“, im englischen Original No Mow May, was sich anhört, als würde man es gut als Refrain in einem melancholischen Stück singen können. Sie haben vielleicht oder hoffentlich von der Kampagne gehört. Wenn wir uns an die Vorgabe dort halten sollten, wird der Rasen am Ende auf der Parzelle bis über unsere Köpfe stehen. Die Laube und wir werden dahinter verschwinden, ein grüner Abgang wird das für uns werden.
Denn er wirkt im Moment doch etwas überambitioniert, dieser Rasen, er ist sichtlich dschungelwillig. Auch die gerade neu gesetzte, steinerne Beetumrandung würde man dann nicht mehr sehen. Aber darauf kommt es nicht an, ich habe es ja verstanden.
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Es gibt eine neue Monatsnotiz von Nicola, ein mir sehr angenehmes Format.
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Mutig von Ihnen, das so zu schreiben. Es ist ja dann auch alles in Ordnung bei Ihrer Rollenverteilung. Ist wahrscheinlich aber nur im Großstadtkontext mit Wohnung denkbar. Im ländlichen Kontext mit Haus und Garten braucht auch die kräftigste und handwerklich begabteste Frau Unterstützung. Da könnte ich mir einen „nur“ „lesenden, schreibenden und kochenden Partner“ echt nicht vorstellen.
Ein Lob der Ausnahme! Die nicht nachlassende – sicher gegenseitige – Begeisterung hat natürlich Gründe: einer wird auch sein, dass dem anderen die Art der eigenen Freizeitgestaltung gegönnt wird. Beste Aussicht für weitere 20 und mehr Jahre