Tito, Aracataca

Aus Bildungsgründen habe ich ein weiteres Zeitzeichen gehört. Wobei ich nach etlichen Folgen wiederholt bemerke, dass mich Geschichte und Soziologie bei dieser Art von Schlaufunk-Sendungen stets am verlässlichsten interessieren. Es ging diesmal um Tito (14 Minuten). Ich hätte bei einem Test zum Thema nicht einmal schlecht abgeschnitten, wenn ich das einmal streberhaft anmerken darf. Ich denke es leider ohnehin nicht eben oft, denn die Allgemeinbildung ist doch eher loses Flickwerk, bei genauerer Betrachtung. Aber Geschichte hat eben mit Geschichten zu tun, das erleichtert das Lernen und Merken ungemein. Fand ich schon in der Schule.

Nur lose assoziativ verbunden habe ich kurz darüber nachgedacht, dass man den Satz „Wir gehen zum Jugoslawen“, der für mich und für Sie vermutlich noch eine recht präzise zu beschreibende Gastro-Erinnerung ist (nur westdeutsch?), mit schnell abrufbaren Geschmacks- und Geselligkeitserinnerungen, jungen Menschen wie etwa meinen Söhnen erst erklären müsste. Und so kurz wäre diese Erklärung dann gar nicht, wenn man es einigermaßen treffen will. Bei Sven Regener etwa, fällt mir ein, kommen solche Sätze in seinen Romanen vor. Und da, wo Sie und ich vermutlich noch recht genau wissen, was gemeint ist und wofür es steht, müssen nachfolgende Generationen sich erst etwas erarbeiten.

Der Grillteller Dubrovnik in der deutschen Literatur des letzten Jahrhunderts, auch das wird dann ein Seminarthema, so geht das zu.

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Einen Artikel im Guardian über Aracataca habe ich gelesen. Das ist der Ort, der die Kulisse von „Hundert Jahre Einsamkeit“ war, also das Dorf Macondo im Roman. Es geht um die aktuelle Verfilmung des Romans.

Images of Gabo’s smiling, moustachieod face are to be found on almost every street, and statues of the author and his characters are dotted around the town. The local train station has been repainted in an Instagram-friendly scheme of bright yellow, white and turquoise; the telegraph office where Gabo’s father worked is now a museum, and his childhood house has been reconstructed and filled with its original possessions.“

Alte Gebäude von historischem Wert und mit obligatorischen Reiseführererwähnungen instagramfreundlich anstreichen. Man wundert sich fast, dass es nicht schon weltweit so gemacht worden ist. Aber am Ende wird es gerade erst ein heißer Trend im Tourismus? Dann wird es ohnehin niemand aufhalten können, und das instagram-friendly scheme für die Hamburger Speicherstadt oder das Lübecker Holstentor wird schon konzipiert und angerührt. Das mal im Auge behalten.

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Ein Kommentar

  1. Die Motivation (instagram friendly) mag fragwürdig sein, eine gelegentliche farbliche Überarbeitung manches historischen Gebäudes hätte aber doch auch was für sich. Es ist ja auch nur eine Mode, dass alles von Bedeutung auf einem gewissen Stand bleiben muss (der natürlich nur ein beliebiger Zustand in der Geschichte des jeweiligen Gebäudes ist), weil das dann alt genug ist und damit genau richtig. Manchmal finden sich noch irgendwo Farbsplitter, die beweisen, dass mal viel mehr Farbe im Spiel war, das finde ich immer erfrischend.

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